Auf zur Arbeit (Und endlich etwas ♡) (1)

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Ah, was für eine Nacht.

Pfeifend schritt Moriko die Straße entlang.

Blauer Himmel, Schäfchenwolken – Ein schöner Tag.

Wie spät es wohl war? War es noch Vormittag?

Sie lächelte.

Sie kam zu spät zur Arbeit. Das freute den Küchenchef und die Köche sicher. Da würde sie sich wieder was anhören dürfen.
War ja nicht das erste Mal.

Am frühen Morgen hatte sie noch den Markt besucht. Die Errungenschaften dieser „Einkaufstour" trug sie nun mit sich – Zwei volle Einkaufstüten mit Mehlpackungen, Zucker, Milch, Backpulver, Butter, Eier, Schokolade, Nüssen sowie Vanilleschoten baumelten an ihren Unterarmen. Etwas Obst durfte auch nicht fehlen. Dieses hatte sie fein säuberlich in Tupperdosen gepackt, welche sie in zwei Kartons und wegen Platzmangel auch darauf gestapelt mit sich schleppte. Die meisten hatte sie sich mal irgendwann von der Arbeit geborgt. Den Rest der Zutaten wollte sie umdeponieren, wenn sie bei der Arbeit war.

Was gar nicht so einfach war, wie sie feststellte. Der Stapel in ihren Händen verdeckte den größten Teil ihrer Sicht nach vorne und wackelte wie ein durchlöcherter Jenga-Turm, sodass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als langsam und vorsichtig voranzuschreiten.

Es war ja auch unverantwortlich, wenn sie in einem Anflug von Wagemut einen Schüler oder wen auch immer umrempelte. Was, wenn die Dosen zu Boden fielen und schmutzig wurden? Oder schlimmer: Kaputt gingen? Einige der Dosen waren aus Glas. Oder am schlimmsten: Wenn ihre hart erwählten Zutaten von der Berührung mit Luft und Erde kontaminiert wurden und auch die drei-Sekunden-Regel nichts mehr zu retten vermochte?!

Nein, nein! Entschlossen schüttelte sie diese widerlichen Gedanken ab und schmiegte ihre Wange an die Dosen. Das kann ich nicht verantworten.

Ihr Pfeifen ging in ein Summen über. Sie drehte ihren Oberkörper wiederholt nach links, dann nach rechts, um besser an den Kartons vorbeilugen und den Gehweg nach Hindernissen überprüfen zu können.

Die weiße Backsteinmauer, die sich zu ihrer linken hochzog und der sie stur folgte, entblößte in einiger Distanz schließlich die Lücke, nach der sie suchte: Einen Eingang zur Schule, verschlossen durch zwei eiserne Gittertorflügel.

Jeden Morgen zum Schulbeginn, wenn die Schüler langsam eintrudelten, hielt jemand am Tor die Aufsicht. Meist jemand von der Security oder ein Lehrer. Diese Person war auch dafür zuständig, das Tor nach einer bestimmten Zeit wieder zu schließen. Da es sich um eine Privatschule handelte, war Unbefugten der Zutritt nicht gestattet und man benötigte eine Genehmigung, um das Gelände zu betreten.
Einen Arbeitsvertrag zum Beispiel, hehe.

Da Moriko einiges später dran war, wartete am Tor natürlich niemand mehr, ausgenommen das allgegenwärtige Metallschild, das neben dem Tor an einem Pfeiler prangte und auf dem die Worte „Ye Ran High School" eingraviert waren. Auch als sie stehen blieb und sich auf dem Gelände umschaute, erblickte sie niemanden.

M-21, der seit seiner Einstellung hier des Öfteren Wache schob, war nirgendwo zu sehen. Er war seit den Geschehnissen vor einiger Zeit nicht mehr zur Arbeit gekommen.

Ob er sich noch immer erholte? Und wann er wohl zurückkam?

Den trostlosen Blick abschüttelnd, dem sie sich mit einem Mal gewahr wurde, wandte sie sich wieder der Schule zu.

Es war ein unverschämt großer Laden mit riesigem, eingezäuntem Grundstück. Ein Fußballfeld, ein Basketballplatz, Grünflächen, eine große Parkfläche und noch mal eine Sporthalle, all das lag um das Zentrum der Gebäude herum. Das Hauptgebäude war ein riesiger roter Bachsteinklotz, an dem sich eine weitere Anlage im rechten Winkel anordnete wie ein Dominostein. So wirkte es, als würden die beiden Gebäude zusammen den Buchstaben „L" bilden.

Noblesse - Addiction (Tao x OC) (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt