Von heißen Dampfschwaden umnebelt und eingesunken in balsamisch weiche Lavendel-Schaumperlen, gab sie sich vollends der Entspannung hin. In dieser freistehenden, weiß- und safranfarbenen Badewanne mit Füßen, die sich perfekt an die Honigfärbung der Fliesen und das weißbraune Interieur einfügte, konnte sie die ganze Nacht verbringen.
Der Direx hatte in diesen Dingen wirklich einen erlesenen Geschmack und schien zu wissen, wie sich selbst der schäbigste Bettvorleger wie ein hochkarätiges Juwel fühlen konnte.Fast entrang sich ihrer Kehle ein Lachen. Jetzt, wo die Schwere der Luftfeuchtigkeit jeglichen Zugang anderer Gerüche in den geschlossenen Raum blockierte und die Penetranz des Ölaromas, den sie mit jedem Atemzug tief in sich aufsog und der ihren Geruchsinn regelrecht betäubte, war alles wieder okay.
Ihr Verhalten vorhin erschien ihr so unwirklich und gefühlsfremd, dass sie nur über sich selbst den Kopf schütteln konnte.
Was war nur mit ihr los gewesen? War doch nicht das erste Mal, dass sie hierher kam und neue Leute im Raum standen. Bei M-21s Geruch hatte sie sich zunächst auch komisch gefühlt, aber das Empfinden war schnell verflogen.
Gewöhnung, das war vermutlich alles, was nötig war. Dies war eben kein Haus normaler Menschen – Diese Neuankömmlinge garantiert nicht ausgeschlossen. Entsprechend besaß alles seinen ganz eigenen, befremdlichen Akzent.
Sie öffnete die Augen, die sie die ganze Zeit geschlossen gehalten hatte, einen Spalt weit.
Ein nur für sie wahrnehmbares Gurren vibrierte in ihrer Kehle.
Es war vielleicht voreilig gewesen, diesem kuriosen Gefühl gleich mit der kalten Dusche begegnen zu wollen. Es gab doch Möglichkeiten, sich anders zu behelfen...Schwach wie der Flügelschlag eines Schmetterlings bewegte sich ein Flattern über ihre linke Schulter ihren Arm hinab, den sie, im Gegensatz zu ihrem rechten, der lässig auf dem Badwannenrand ruhte, unter Wasser nahe ihrer Körpermitte hielt.
Sie richtete sich auf. Langsam raffte sie den Arm aus dem Wasser, hob die Handfläche, dass diese in Richtung Wand wies, und spreizte die Finger. Langsam ließ sie diese nacheinander auf und ab gleiten. Ihre frisch lackierten Nägel– in Erikaviolett, einer ihrer liebsten Farbtöne – schimmerten dabei leicht.
Jetzt bemerkte sie, dass sie ihre Bewegung mit zusammengebissenen Zähnen verfolgte. Die Spannung ihres Kiefers wuchs, während ihre Iriden zaghaft von ihren Nägeln über ihren Handrücken bis zu ihrem Handgelenk schwankten. Sie schluckte schwer.
Als ob sie sie sondierte, wanderte ihr Blick über die glatte und helle, mit einem leichten Roséstich getönte Haut ihres Unter- und schließlich ihres Oberarms.
Kraftlos ließ sie den Arm anschließend sinken und atmete tief durch.
Nur Gewöhnung, ja. Nur das und alles war gut. Es hatte nichts zu bedeuten gehabt.
Sie erhob sich, ergriff eins der zusammengerollten Handtücher auf einem Schrank in Reichweite, wickelte es sich um und stieg aus der Wanne. Mit nassen Schritten tapste sie zum Waschbecken hinüber, hob den Ellbogen und wischte den völlig beschlagenen Spiegel, der darüber an der Wand hing, frei.
Rasch machte sie sich daran, ihre Haare zu föhnen und herzurichten. Dabei konnte sie nicht anders, als sich aus jedem erdenklichen Winkel zu betrachten.
Ihr Haar war eher unkonventionell gehalten – Es war schwarzbraun, mittellang und während sie ihren Pony zur einen Seite kämmte, wellten sich ihre Haarspitzen elegant um ihren Nacken und zur anderen Seite, wo ein paar der Spitzen in eine lilafarbene Tönung übergingen. Dazu schlängelte sich eine einzige Haarlocke, die etwas länger war, die weiche Kontur ihres Gesichtes entlang und lud dazu ein, sie sich um den Finger zu wickeln.
Dazu diese vollen Lippen, diese liebliche Nase... Ihr Augenpaar wies sogar ohne Schminke einen geschmeidig langen, tiefschwarzen Wimpernkranz auf.
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Noblesse - Addiction (Tao x OC) (Deutsch)
Fanfic„Fleisch bleibt immer Fleisch. Und das ist gut so." Belustigt betrachtete sie das junge Pärchen, das Hand in Hand an ihr vorbei schritt. Das Gefühl schwand, je näher das Pärchen einem freien Tisch im Café kam, und wandelte sich in Schwere, als es si...