„Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wir das Leben, leben können das uns erwartet." Joseph Campbell
Samstag, 8:55. Ich liege in meinem Metallbett, mein Wecker singt jetzt schon seit 5 Minuten Hello von Adele. Schon nach dem ersten Augenaufschlag hat mein Herz wieder wie wild geschlagen, heute ist der Tag auf den ich schon die ganze Woche hingefiebert habe. Die ganze Unterrichts Zeit verbrachte ich damit über das Treffen nachzugrübeln und die Vor- und Nachteile aufzuzählen. Eigentlich ist er ein Fremder über den ich nichts weiß, außer das er keine Musik mag. Das würde allem Widersprechen was ich in diesem komischen Verteidigungskurs gelernt habe, den mir meine Eltern aufgedrückt haben. Aber trotzdem stehe ich auf, putze mir zwei mal die Zähne und schäle mich aus meinem Schlafanzug. Heute ist Regen und schlechtes Wetter gemeldet, deshalb ziehe ich mir eine schwarze Jeans, eine mintfarbene Bluse mit einer Wasserundurchlässigen lila Jacke und weißen Sneakers an. Das ganze runde ich dann noch mit meiner weißen Tasche ab, die ich letztes Jahr von meinem Onkel aus Kanada bekommen habe. Meine dichten braunen Haare binde ich mir zu einem eleganten Zopf zusammen, meine vereinzelten Pickel verstecke ich mit etwas Concealer. Danach verlasse ich das Appartement und mache mich auf zum vereinbarten Treffpunkt. Auf der hälfte der Strecke fährt an mir ein gelbes Taxi vorbei durch eine Pfütze und bespritzt meine Schuhe mit Schmutzwasser. Ich hätte doch die schwarzen Sneaker anziehen sollen, wenn ich jetzt nochmal umdrehe komme ich zu spät, also, dreckige Schuhe hin oder her, marschiere ich zum Treffpunkt. Heute ist vergleichsmäßig wenig los, außer ein paar Taxis und Passanten treffe ich recht wenige Leute an. Als ich an einem halbvollen Café vorbei gehe, nehme ich den Duft von frischen Kaffee und Frühstücksgebäck war und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Außer einem mickrigen Keks habe ich nämlich heute noch nichts in den Magen bekommen. Hoffentlich essen und trinken wir eine Kleinigkeit. Ich renne jetzt fast um dem köstlichen Duft zu entfliehen, der meinem Magen empfiehlt sofort anzuhalten und von den Leckereien zu kosten. Erst als ich zwei Straßen weiter bin rieche ich wieder, den jetzt angenehmen Geruch von nassen Asphalt und plötzlich wird mir wieder schlagartig bewusst wen ich gleich treffe. Meine Knie werden auf einmal ganz weich und mein Puls beschleunigt sich. Wird er überhaupt kommen? Was machen wir? Ist das Ein Date? Die Fragen überschlagen sich in meinem Kopf und ich mach mich selbst fast verrückt.
Als ich endlich um die letzte Ecke biege sehe ich sofort seine große, von mir abgewandte Gestalt, die nur mit einem T-shirt, Jeans und abgelaufenen schwarzen Sneaker bekleidet ist. Ich bleibe abrupt stehe, jetzt könnte ich mich noch umdrehen und verschwinden, aber meine Beine laufen schon wie Ferngesteuert auf David zu. Als ich bei ihm angelangt bin muss ich ihn erst antippen das er mich bemerkt. ,,Ah da bist du ja, Hi", begrüßt er mich und strahlt bis über beide Ohren. ,, Hi", ist das einzige was ich hervorbringe als er mir wie aus dem nichts einen Kaffee und ein Croissant in die Hand drückt. Ich sehe ihn verblüfft an ,, Ähm, danke, wäre echt nicht nötig gewesen". Kein Essen und Trinken von Fremden annehmen, noch eine Sache die ich mal gelernt habe, aber wie in letzter Zeit auch, nicht beachte. ,,Kein Ding, ich freu mich das du überhaupt gekommen bist." Ich nippe zweimal gierig am Kaffee bevor ich ihm antworte. ,, Wieso wolltest du dich überhaupt mit mir treffen?" Es dauert eine Weile bis er mir antwortet und während ich auf seine Antwort warte mustere ich ihn von oben bis unten. Sein graues Shirt hängt zum Teil aus seiner schwarzen Jeans heraus, seine Haare sind leicht mit Gel nach hinten gekämmt, mit Ausnahme von ein paar vereinzelten Strähnen die ihm in die Stirn hängen. Erst als ich langsam seine leicht muskulösen Arme hinunter wandere erkenne ich vereinzelte Narben die sich waagerecht in unregelmäßigen Abständen auf seinem Unterarm abzeichnen. Als er merkt wo mein Blick hängen geblieben ist findet er endlich seine Sprache wieder:,, Das ist die Entschuldigung für mein blödes Verhalten und deine nassen Kleider." . In mir macht sich ein Gefühl der Enttäuschung breit und ich vergesse seine Narben für einen kurzen Augenblick. Es ist also kein Date, nur eine blöde Entschuldigung. Wieso sollte er auch ein Date mit mir wollen? Als er meinen Enttäuschten Blick sieht ergreift er wieder das Wort: ,, ...und weil ich dich super nett und sympathisch fand, ich musste dich einfach nochmal sehen. " . Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich stecke ihn sofort damit an. ,, Was hast du denn da gemacht?" , frage ich neugierig und deute auf seine Arme. Das Lächeln auf seinem ovalen Gesicht erstirbt sofort und als er seine weißen akkuraten Zähne aufeinanderdrückt kommen seine ausgeprägten Wangenknochen zum Vorschein. Ich beiße mir fast meine Unterlippe wund, als er, nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mit belegter Stimme antwortet: ,, Das ist etwas was dich nicht angeht Ella, okay!" Ich schaue verlegen zu Boden und esse mein Croissant zur hälfte auf um nicht sofort etwas sagen zu müssen. ,, Tut mir leid" ist das einzige was ich noch hervorbringe. ,, Du musst dich nicht entschuldigen, ich mag nur einfach nicht darüber reden. " Auf einmal ist er wieder ganz sanft und lächelt, obwohl das Lächeln eher einer Grimasse gleicht. ,, Okay, ich frage nicht mehr" , erwidere ich, obwohl ich weiß dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. ,,Danke Ella. Hast du Lust auf einen kleinen Snack?"
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Because the future wants it that way
Romance--Davids Miene wird kurz Schmerzverzerrt und er muss mit sich ringen um die Mauern einzureißen die ihm zum Schutz umgeben, anfangs war es noch ein aussichtsloser Kampf doch jetzt ist David bereit, er vertraut mir so sehr um für mich gegen sich selbs...