Family dinner

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Ohana heißt Familie. Familie heißt, dass alle zusammenhalten und füreinander da sind. " – Lilo und Stitch 

Wir laufen die 59th St. entlang und biegen dann rechts in die Lexington Avenue ein. Als wir am Bloomingdale's vorbeischlendern sehe ich über meinem Kopf verschiedene Flaggen die sich leicht im Wind wellen und von links nach recht tanzen, die rot weiß blaue Flagge von Großbritannien, danach die Flagge der Vereinigten Staaten, danach noch Japan, Brasilien, die Schweiz, die Deutsche, die Israelische, dann noch mal die der USA und zu guter Letzt, die rot weiß blaue Frankreichflagge. Rechts neben mir steht ein gigantisches Hochhaus mit unzähligen Fenstern die den heute wolkenfreien Himmel blau spiegeln, zum Glück muss ich die nicht Putzen. Ich stupse David leicht an der schon die ganze Zeit die Schaufenster mustert. ,,Der Chop wäre doch was für dich, Fensterputzen für Männer !", schlage ich grinsend vor und deute auf die vielen Fenster am Hochhaus. ,,Ich überlegs mir mal, aber nur wenn du dann mitkommst und meinen Wassereimer hältst.", sagt er und zwinkert mir amüsiert zu. ,,Auf keinen Fall!", rufe ich empört und halte mir dann vor Schreck beide Hände vor den Mund, weil ich so laut war. Als wir an einer Ampel vorbei kommen sehe ich Touristen, höchstwahrscheinlich Chinesen, die jedes Gebäude einzeln fotografieren und immer wieder stehen bleiben um nach oben zu schauen, was die Einheimischen, mich mit eingeschlossen, immer tierisch nervt. Unter einer Ampel hat sich schon eine Menschentraube gebildet und als die Ampel endlich auf Grün springt eilen sie schnell über die Straße und verstreuen sich dann in verschiedene Richtungen. Was ich jetzt schon besonders an David schätze, ist , dass wir auch mal schweigend nebeneinander herlaufen können, wir beobachten einfach nur neugierig unsere Umwelt und schauen ein oder zweimal zum anderen um uns zu versichern das er noch da ist. Manchmal streifen sich auch ganz zufällig unsere Handrücken und mir läuft ein leichter Schauer über den Rücken, wird das immer so sein? Werde ich bei jeder seiner Berührungen unter Strom stehen? Ich weiß es nicht, aber ich will es unbedingt herausfinden.

,,Willst du noch mal kurz mit rein kommen?", frage ich David verlegen und kaue dabei auf meiner Unterlippe. Mittlerweile stehen wir schon vor der roten Tür meines Appartements im 10 Stock und ich hantiere an meinem Schlüsselbund mit den wenigen Schlüsseln herum die ich besitze während ich auf Davids Antwort warte. Er überlegt nicht lange und sagt mit einem lächeln bei dem man seine süßen Grüppchen sieht ja. Ich stecke schnell den handlichen Schlüssel in das kleine Schlüsselloch und als ich aufschließe und David Einlass gewähre nehme ich erschrocken den Duft von frisch gekochtem Essen war. Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Sie sind hier! Ich will David gerade wieder an seinem Shirt zurück in den Gang ziehen da kommt schon meine Mutter aus ihrem Büro das rechts neben der Treppe liegt. Ihre schwarzen langen Haare hat sie zu einem strengen Dutt gebunden und ihre dunkelbraune schmale Brille steckt ordentlich in ihren Haar. Als sie mich und David sieht, die Haare verstrubbelt und Hand in Hand, setzt sie ein gezwungenes Lächeln auf und eilt auf ihren Lackfarbenen schwarzen Pumps zu uns. Als sie endlich bei uns angekommen ist faltet sie die Hände wie zum Gebet damit sie niemanden die Hand geben muss. ,,Ella wo hast du den gesteckt und wer ist dieser Junge Mann?", fragt sie und zieht dabei eine ihrer makellosen Augenbrauen nach oben. Ich löse mich aus meiner Starre die bis jetzt durchgehend  angehalten hat, klappe meinen leicht geöffneten Mund zu und verlagere mein Gewicht von dem einen auf dem anderen Fuß. Plötzlich interessiert sie sich wo ich war? Das ist ja mal was ganz neues. ,,David wollte eh gerade gehen, Mom.", sage ich schnell und sehe David erwartungsvoll an, aber er versteht anscheinend meinen Wink mit dem Zaunpfahl nicht, denn er rührt sich nicht von der Stelle. Stattdessen gibt er meiner Mutter die Hand und stellt sich freundlich vor: ,,David Wright, Mam, es freut mich sie kennenzulernen" Meine Mutter schenkt ihm ein kleines Lächeln und bietet ihm an mit uns zu Abend zu essen. ,,Wenn es ihnen nicht zu große Umstände macht, Mam, würde ich mich sehr darüber freuen!"  ,,Sie können mich Ana nennen", bietet ihm meine Mom an und tritt ein Stück zur Seite und macht eine einladende Bewegung zum eingedeckten Tisch. David setzt sich nichts ahnend an den mit teurem Geschirr gedeckten Tisch auf dem in der Mitte die Vase mit seinen Rosen steht und deutet mir an sich neben ihn zu setzen. ,,Tiffani!", ruft meinen Mutter unser Hausmädchen das nur hier ist wenn es meine Eltern auch sind. Ungeduldig hämmert sie ihre Schuhsolen gegen dem vor Sauberkeit glänzenden Boden und als dann endlich eine klein gewachsene Frau mit Braunen Locken und schmalen Lippen aus der Küche kommt verschränkt sie die Arme vor der Brust. ,,Decken sie bitte auch noch für unseren Gast ein", befiehlt sie mit strengem Ton und gesellt sich dann zu uns an den Tisch. Als sie gerade in eine SMS auf ihrem Smartphone vertieft ist und permanent die Stirn runzelt und hin und wieder seufzt stoße ich leicht gegen Davids Bein um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Als er sich dann endlich fragend zu mir umdreht flüstere ich ihm etwas in sein Ohr : ,,Man David! Wieso bisst du vorhin nicht gegangen als ich dir versucht habe zu sagen das du gehen musst?" Er neigt sich leicht in meine Richtung und raunt mir dann etwas zu: ,,Ich wollte deine Eltern kennenlernen, was ist den daran so schlimm?" Ich suche ein Zeit lang nach den Richtigen Worten bevor ich mich wieder zu ihm lehne ,,Sie werden dich ausfragen, okay?", erwidere ich trocken obwohl das nicht ganz die Wahrheit ist, eigentlich habe ich Angst auf ihre Reaktion wenn David von seinem Leben erzählt. Sie wollten immer das ich ein hohes Tier von einer bekannten Firma heirate und niemanden der die Schule abgebrochen hat und sich so über Wasser hält indem er hier und da mal einen Chop hat. Sie werden David dann überall schlecht reden weil sie wollen das er mich so in Ruhe lässt, ich kenne sie einfach zu gut. ,,Ella beruhige dich, ich weiß schon was ich sage", versucht er mich zu beruhigen und legt mir beschwichtigend eine Hand auf mein Knie. Die Berührung elektrisiert mich und ein Schwall von positiver Energie durchströmt meine Adern. Na Hoffentlich, denke ich und lächle ihn gezwungen an. Um das Thema zu wechseln wende ich mich wieder an meine Mutter : ,,Wo ist eigentlich Dad?" Sie hält ihren ausgestreckten Zeigefinger hoch um mich zum Schweigen zu bringen doch ich frage beharrlich weiter bis sie genervt ihr IPhone neben ihr Weinglas legt. ,,Er hatte noch einen kurzfristigen Termin in der Stadt, wahrscheinlich wird er morgen mal kurz vorbei schauen", antwortet sie angesäuert und presst ihre Lippen zu einer festen Linie. Bis das Essen kommt sind wir alle Schweigsam und ich höre dem Geräusch von brutzelndem Fett zu welches aus der Küche kommt. David drückt mir noch mehrmals das Knie und lächelt mir aufmunternd zu, aber ich schaffe es einfach nicht ein Gespräch vom Zaun zu brechen, nicht solange meine Mutter uns eindringlich mustert. 

,,Also David, Studieren sie oder sind sie noch auf der High School?", fragt meine Mutter und tupft sich mit ihrer Stoffservierte die Mundwinkel feinsäuberlich ab. David kaut noch langsam an seinem Steak bevor er endlich schluckt und meiner ungeduldig wartenden Mom antwortet: ,,Weder noch, Miss Carter" ,,Arbeiten sie schon?", fragt meine Mutter darauf verblüfft und mustert Davids Körper. ,,Ja, mam" Sie schaut ihn beeindruckt an und ihre Augen fangen an vor Freude  zu glänzen. ,,Wo arbeiten sie denn?" Meine Mutter ist jetzt Feuer und Flamme. ,,In einer großen Lieferantenkette", sagt David und straft seine Schultern um geschäftlicher zu wirken. ,,Das ist ja fantastisch! Leiten sie diese Kette?" ,,So etwas ähnliches, für meine Verhältnisse verdiene ich recht gut" Die Miene meiner Mom hellt sich sofort auf, Jackpot! ,,Ella, Schatz, da hast du dir den richtigen geangelt", sagt meine Mutter voller Stolz und zwinkert mir verschwörerisch zu. Wenn die wüsste! Ich lächle sie gespielt an und nehme dann einen großen Löffel Gemüse und stecke ihn mir in den Mund um nichts mehr sagen zu müssen, David tut es mir Gleich. Als ich dann endlich schlucke bombardiert sie mich auch schon wieder mit Fragen. ,,Und wie lange seid ihr schon zusammen?" Ich verschlucke mich fast an meinem Steak und werde ganz rot als David mich jetzt auch aufmerksam ansieht. ,,Also...ähm...seit ein paar Wochen.", stammle ich und trinke schnell einen großen Schluck Wasser. Sind wir zusammen? Ich sehe schnell zu David und erwarte fast schon das er mich wütend anfunkelt, aber er grinst nur und starrt durchdringend auf seinen Teller. Findet er es gut das ich ja gesagt habe das wir ein Paar sind? Sind wir jetzt eins? Ich glaube schon und irgendwie macht mich dieser Gedanke ganz glücklich. 

Als die Nachspeise kommt, ein Fruchtsorbet mit Panna cotta und einer exotischen Frucht als Krönung, schneidet meine Mutter ein neues Thema an vor dem ich mich schon die ganze Zeit fürchte. ,,Was machen sie wenn Ella auf die Uni geht, höchstwahrscheinlich weit weg von hier. Ziehen sie mit?", fragt meine Mama und nimmt einen kleinen Löffel Sorbet. David stoppt in der Kaubewegung und schluckt dann schwer. ,,Darüber haben wir noch nicht gesprochen, aber ich muss höchstwahrscheinlich hier bleiben." In mir macht sich plötzlich eine Traurigkeit breit, aber was habe ich auch anderes erwartet? Das er mit mir geht und hier alles stehen und liegen lässt? Vielleicht. ,,Der Chop?", fragt meine Mutter mit verständnisvoller Stimme. Seine Kiefermuskulatur verhärtet sich kaum merklich, aber ich sehe es sofort. ,,Ja" Ich höre die Lüge in seinem Unterton, was hält ihn bloß hier was in ihm so große Emotionen hervorruft. ,,Wir finden schon eine Lösung!", sage ich schnell, weil es einfach so sein muss, einen anderen Gedanken ertrage ich nicht. Ich lege, um meine Worte zu untermalen, meine Hand auf Davids , der kurz zusammenzuckt und sie dann schnell wegzieht um seine Frisur zu richten. Wo ist nur mein David hin? Ich habe ihn verloren. Die beiden unterhalten sich noch weiter über aktuelle Aktien und Firmen von denen ich noch nie gehört habe, nach den Antworten die David gibt hat er wahrscheinlich auch noch nie etwas davon gehört, aber meiner Mutter fällt das nicht auf. Er spielt seine Rolle so gut. Zum Schluss hin kommt wieder eine bessere Stimmung auf, aber sie ist trotzdem noch von dem Ausgang des vorherigen Gesprächs getrübt. Der fröhliche David aus dem Schwimmbad ist plötzlich weit von mir entfernt und mir kommt es so vor als wäre unser Schwimmbadbesuch schon Wochen her. 

Als wir uns verabschieden schenkt er mir noch ein Lächeln das von hinter den Mauern kommt und bedankt sich höflich für das gute Essen. Als die Tür ins Schloss fällt will ich einfach nur noch in mein Zimmer, weg von der blöden Zukunft in einem anderen Land, weg von meiner Mom die mir stolz den Arm tätschelt, einfach weg von den ganzen Erwartungen und Ansprüchen die alle stellen, einfach nur weg. ,,Ich hatte auch mal so jemanden, eine kleine Liebelei eben", erzählt mir meine Mom, vielleicht hat sie ja recht damit.


Because the future wants it that wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt