• kapitel 16 •

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"Mama... wieso?"
"Ach Emma", seufzte Isabella mit einem überheblichen Lächeln im Gesicht.
"Du bist einfach zu naiv, meine Kleine."
Niemand regte sich. Niemand war bewaffnet. Nur Isabella und die anderen Frauen hinter hier ließen die Läufe ihrer Gewehre ziellos durch den Raum schwanken.
Emma fühlte sich verletzt, verraten. Der ganze Plan war dahin, und das nur, weil sie Isabella vertraut hatte.
"Ray, Norman, sammelt die Waffen ein und bringt sie nach vorne", befahl Isabella und zielte mit dem Gewehr auf Emmas Kopf.
Peter begann zu kichern.
"Diese aufmüpfigen Kinder... Ihr seid jetzt alle wieder zuhause", sprach er glücklich. Glücklich über seinen Triumph.
Ganz langsam löste sich Norman von Emma, er hatte keine andere Wahl.
Vorsichtig legten sie jedes einzelne Gewehr, jede noch so kleine Pistole fein säuberlich nebeneinander auf dem Tisch ab. So hatten Peter und Isabella den Überblick über alle Waffen, aber vor allem so war es ihnen möglich, schnell nach einer Waffe zu greifen.

Yugo war außer sich vor Wut. Aus seiner Tasche fischte er noch eine weitere Pistole und richtete sie auf Peter.
"Dann geht die eben drauf! Dieser Schuss ist es mir wert!", rief der Mann und trat einen Schritt auf den Feind zu. Im letzten Moment sprang Norman auf und sah ihn flehend an.
"Ich bitte dich, setze nicht Emmas Leben auf's Spiel", bat er.
"Wegen der Antenne lass' ich mir doch nicht den Plan vermiesen! Ich drück' ab!", keifte Yugo aggressiv, er war wirklich kurz davor, den Abzug zu drücken.
"Wie einfältig", gluckste Peter und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Genau, einfältig", stimmte Isabella ihm zu, doch dann wanderte der Lauf des Gewehres an seinen Kopf.
"Der einzige, der wirklich einfältig und naiv ist, bist du, Peter Ratri."
Überrascht ließ Yugo seinen Arm sinken. Norman und Ray reagierten schnell, sie schnappten sich jeweils ein Gewehr und hielten ebenso auf Peters Kopf. Die Frauen hinter Isabella taten es ihnen gleich, Peter wurde zur Zielscheibe für jeden.

Erleichtert atmete Emma auf. Sie hatte wirklich geglaubt, Isabella hätte sie verraten. Nun musste jedoch alles schnell gehen:
Peter wurde eingekesselt, er stellte keine Bedrohung mehr dar, aber die Monster außerhalb des Gebäudes lauerten ihnen auf und würden jederzeit angreifen.
"Anni! Sammelt die Kinder zusammen!", rief sie und griff sich ein paar Gewehre, die sie den anderen Erwachsenen zuwarf.
"Die anderen kümmern sich um die Monster!"
Schockiert starrte sie nach draußen. Eines der Monster riss mit seinen gewaltigen, messerscharfen Klauen ein riesiges Loch in die Wand und schleuderte die Trümmer auf die Menschen. Die Kinder begannen panisch zu kreischen, Schüsse erschallten.
"Alle Mütter bringen die Kinder durch den Tunnel in Sicherheit!", rief Emma, sofort setzten sie sich in Bewegung. Sanya und Anni griffen Emma überraschend an den Armen und zogen sie mit sich.
"Du gehörst auch zu den Müttern. Wir lassen dich nicht zurück", meinte Sanya und zwinkerte ihr zu. Sie versuchte, zum Stehen zu kommen und sah die drei entschuldigend an.
"Sie haben lange genug alleine gekämpft, jetzt bin ich ihnen etwas schuldig", meinte sie und nickte ihren Freundinnen dankbar zu.
"Ihr schafft das auch ohne mich."

Mit einem Gewehr in der Hand rannte sie zu den anderen, unterstützte das Feuer auf die Monster. Norman sah sie perplex an.
"Bring dich in Sicherheit, Emma!", rief er ihr zu, doch Emma schüttelte nur ihren Kopf.
"Ich werde euch nicht nocheinmal verlieren", gab sie zurück und begann, auf eines der größeren Monster zu schießen.
"Ihre Schwachstelle ist das Auge", meinte er nur noch.
Das größte der Monster trug einen Speer in der Hand, es begann, auf die Schwächeren einzustechen. Einige Kugeln strafen seine Hand, sie regenerierte sich sofort wieder.
"Neuer Plan!", kündigte Ray an.
"Yugo, Lucas, nehmt ein paar Kinder vom Goldy Pond und führt ein paar Monster in den Wald", befahl er, rasch stellten sich drei Jungs, die sich als Pepe, Nigel und Oliver vorstellten, auf und machten sich mit den beiden Männern auf den Weg.
"Zack, Vincent, kümmert euch um die Verletzen und sorgt dafür, dass die Kampfunfähigen zum Tunnel gelangen!"
Emma wusste, dass die Monster nicht dumm waren. Sicher würde eine Gruppe versuchen, den Verletzten den Weg abzuschneiden und die zu vernichten. Das machte sich gut für die Truppe, die noch mit dem großen Monster zu tun hatte, denn dann müssten sie sich nicht mit so vielen Monstern gleichzeitig schlagen.
Ein schriller Schrei übertönte das Geräusch der Gewehre und das Gebrüll der Monster. Erschrocken suchte Emma den Raum ab.
Peter Ratri lag am Boden, an seiner Schläfe klaffte eine kreisrunde Schusswunde. Isabella hatte ihn nicht länger festhalten können, damit der den Untergang der Farmen bezeugen konnte, jetzt musste der Mann mit den langen, platinblonden Haaren mit dem Schiff untergehen.
Isabella blickte unbeeindruckt auf ihn hinab, etwas Blut war ihr ins Gesicht gespritzt.
"Die kleineren Monster sind leichter zu vernichten, bis die weg sind müssen wir den Anführer hinhalten", sprach Ray, der sein Gewehr nachladen musste.
"Wir dürfen aber unsere Munition nicht sinnlos verschwenden."

•••

Im Wald hatten es die Monster schwerer, sich schnell fortzubewegen, die kleineren Menschen waren im Vorteil. Nigel und Oliver hielten sich in einer Baumkrone versteckt, bereit, auf die Monster abzufeuern, während Pepe sich zwischen den Wurzeln tarnte. Yugo und Lucas dienten als die Lockvögel, sie wurden als gefährlicher eingestuft.
Gleich vier der kleineren Monster waren ihnen gefolgt, damit blieben nur noch vier beim Anführer.
"Da kommen sie", murmelte Yugo und richtete sein Gewehr aus.
"Zuerst die Blendgranate", erinnerte Lucas und sah in Nigels Richtung. Der Junge wartete geduldig mit der Granate in der Hand.
Als die Monster in Reichweite waren, aktivierte er sie und warf sie in die Mitte.
Ein lauter Knall ließ die Äste erzittern, die Monster strömten panisch in alle möglichen Richtungen. Mit gezielten Schüssen setzte Oliver eines außer Gefecht, auch Yugo und Lucas konnten rasch über die Monster triumphieren. Das vierte Monster wurde schließlich von Nigel besiegt, doch die Freude dauerte nur kurz an. Ein herzzerreißender, gequälten Schrei entfloh Pepe, dann verstummte er.
"Nein!", rief Oliver und sprang vom Baum herunter. Inzwischen der Leichen der Monster lag Pepe leblos am Boden, sein Körper wurde unter der Masse des Monsters zerdrückt.
"Pepe, bitte sei am Leben", jammerte Nigel und befreite den Körper. Die Mühe war vergebens, aus seinem Mund tropfte das Blut, welches bereits eine große Lache bildete.
Pepe war im Kampf gefallen.

Can you kill a Secret? | The Promised Neverland FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt