• kapitel 12 •

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Gespannt hörten sie alle zu, wie Emma den Plan genauestens erklärte.
"Klingt ja ganz gut, aber...", setzte Norman an und kratzte sich am Hinterkopf.
"Wie macht ihr das mit euren Chip-Teilen?"
Nahezu synchron reckten Isabella und Emma das kleine Gerät in die Höhe. Ray schmunzelte.
"Clever. Und das wollt ihr bei jedem machen?"
"Nein, nur bei den wichtigsten", antwortete Isabella, während Emma allerdings Rays Frage bejahte.
"Emma, du kannst nicht jeden retten."
"Ich will aber niemanden zurücklassen."
Norman trat auf Emma zu und legte seine Hand auf ihre Schulter, er war auf ihrer Seite.
"Emma wollte vor zehn Jahren schon niemanden zurücklassen, jetzt werde ich ihren Wunsch erfüllen", meinte er felsenfest entschlossen.
"Was passiert, wenn etwas schief läuft?", entgegnete der Schwarzhaarige.
"Wir werden dafür sorgen, dass nichts schief läuft!", protestierte Don und reckte die Faust in die Luft. Gilda stürmte auf ihn zu und versuchte, ihn zur Ruhe zu bekommen, sonst würden sie noch auffliegen, bevor der Plan überhaupt begonnen hat.

Norman seufzte tief auf.
"Wir können eh erst mit dem Plan beginnen, wenn der Rest der Truppe eingetroffen ist", meinte er.
"Und wenn ich Ratris Vertrauen gewonnen habe", fügte Isabella hinzu. Norman kniff die Augen zusammen, als sie den Namen erwähnte. Er warf Emma einen trüben Blick zu.
"Übrigens, dieser William Minerva den wir gesucht haben", meinte Norman und fischte vorsichtshalber den Stift aus der Tasche, falls Emma nicht mehr wissen sollte, was er meinte.
"Er heißt in Wirklichkeit James Ratri."
Sie musste nur eins und eins zusammenzählen, um zu erkennen, worauf er hinaus wollte.
"Bedeutet das, Minerva wollte uns in eine Falle locken?", fragte sie ungläubig.
Ray schüttelte den Kopf.
"Du hast genau die einzige falsche Antwort gegeben", meinte er und musste doch irgendwie lachen.
"Nein. Das bedeutet, sein Bruder hat ihn hintergangen. James Ratri ist bereits gestorben."
Emma verstand nicht. Und was war nun mit den Koordinaten, wo sie ihn treffen sollten? War die ganze Grübelei umsonst gewesen?

"Die Koordinaten... Was habt ihr da nun gefunden?", fragte Emma, sie sah ein wenig traurig aus.
Lannion grinste über das ganze Gesicht.
"Verstärkung. Wir haben Menschen mit demselben Ziel gefunden", meinte er aufgeregt.
Jetzt musste diese Verstärkung nur eintreffen.
Ein leises Rauschen erklang, Norman holte aus einer Innentasche seines Jacketts ein Funkgerät hervor.
"Boss, wir sind vor der Mauer", sprach eine Stimme. Man musste sich sehr anstrengen, um überhaupt etwas zu verstehen.
"Cislo! Wer ist alles bei dir?", sprach Norman durch das kleine Gerät.
"Vincent, Barbara, und ein paar Kinder aus Goldy Pond", antwortete er sofort.
Der Weißhaarige nickte verstehend und warf Ray einen selbstbewussten Blick zu.
"Lass mich raten", meinte der Schwarzhaarige, "Zazie, Yugo und Lucas haben die Führung über die restlichen Grace Field Kinder übernommen?"
Emma fühlte sich komisch. Sie wusste nicht, wer all diese Leute, all diese Namen waren. Oder überhaupt, wenn sie Emma sahen, würden sie sie für einen Freund oder für einen Feind halten? Leicht schüttelte sie ihren Kopf. Wenn es soweit war, würde sie sich erklären können, und selbst wenn ihr keine Chance dazu gelassen wird, hatte sie noch immer Ray und Norman, die für sie einspringen würden.

Wieder zischte ein kleines Funkgerät, diesmal holte Isabella eines hervor.
Es war an der Zeit, die Plantage zu verlassen. Sie wandte sich noch einmal Emma zu.
"Wir werden nicht mehr frei kommunizieren können, deshalb musst du dir ein spezielles Codewort merken", sprach sie eindringlich.
"Sobald ich dieses Wort sage, können wir mit dem Plan loslegen."
Verstehend nickte Emma. Eine Frage blieb jedoch noch offen:
Wie sollten die anderen Mamas der Plantagen das ganze erfahren?
"Das Wort lautet 'Achtung'."
"Aber wie werden wir die anderen informieren?", fragte Emma. Isabella schenkte ihr nur ein Lächeln.
"Wir vertrauen einfach darauf, dass sie mitziehen."

•••

Emma musste alles für den Plan in die Wege leiten. Da Isabella die Plantage verlassen hatte und nun als Großmutter tätig war, musste sie die Eindringlinge nicht mehr verstecken, höchstens vor den kleinsten Kindern.
Sie saß mit Carol, Riko und Paul in einem Raum, die drei ältesten Kinder mussten auch in den Plan eingeweiht werden.
"Also steht Mama auf unserer Seite", stellte Riko skeptisch fest. Bestätigend nickte Emma.
"Sie versucht jetzt, das Vertrauen von Peter Ratri zu gewinnen, und sobald sie dieses hat, können wir loslegen", erklärte sie.
"Welche Kinder schicken wir los und mit welchem Vorwand?", warf Paul ein. Durchaus berechtigt, sie durften nicht irgendein Kind schicken. Sie mussten ein wirklich vertrauenswürdiges Kind auswählen, in das Geheimnis einweihen und dann musste es so tun, als wüsste es von nichts.
"Ich hab 'ne Idee!", rief Carol plötzlich und sprang von ihrem Stuhl auf. Sie verließ den Raum, nur wenige Minuten später kam sie mit zwei kleinen Mädchen zurück.
"Was? Die beiden hältst du für geeignet?", fuhr Riko sie überrascht an.
Selbstsicher nickte Carol. "Das sind Momo und Kathi", meinte sie und führte die beiden weiter in den Raum hinein.
"Und ja, ich halte sie für geeignet."

Emma atmete tief ein. Sie würde das Leben zweier kleiner Kinder nun komplett auf den Kopf stellen.
"Hört zu, ihr beiden", setzte sie an und sah sie ernst an.
"Die Kinder, die von Eltern aufgenommen werden... Sie werden nur ausgeliefert, damit Monster sie fressen können."
Momo zuckte mit den Schultern, sie war gänzlich unbegeistert, Kathi hingegen zog ein Gesicht, als würde sie gerade ihren schlimmsten Albtraum durchleben.
"Wir wollen aber flüchten, und dazu brauchen wir eure Hilfe."
"Und das wäre?", hakte Momo nach, sie saß im Schneidersitz auf dem Stuhl und zwirbelte ihre dunkelblonde Haarsträhne.
"Wenn ich euch das Zeichen gebe, müsst ihr durch das Tor flüchten."
"Aber was, wenn uns die Monster fangen?", fragte Kathi ängstlich. Carol legte beruhigend ihre Hand auf die Schulter.
"Ihr habt den Top Score in eurer Altersklasse, Top Scorer werden nicht frühzeitig umgebracht", versuchte Riko sie unbeholfen zu beruhigen, irgendwie zeigte es tatsächlich Wirkung.
"Lasst euch aber nicht beirren, wenn plötzlich alle Mamas mit Waffen auf euch zielen, niemand wird euch umbringen", fügte Emma noch hinzu.

Es klopfte an der Tür. Vorsichtig näherte sich Emma der Tür, öffnete sie und stand nur Ray gegenüber.
"Ich wollte nur sagen, dass der Rest von uns morgen eintreffen wird. Wir wären dann mit dem Plan bereit", berichtete er entschlossen.
Als sich die Tür wieder schloss, musterte Momo Emma erschrocken. Sie musste schmunzeln, dass gerade so etwas ihr Emotionen entlocken konnte.

Can you kill a Secret? | The Promised Neverland FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt