6. Kapitel

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Wie ich es eigentlich schon provezeit hatte, seitdem meine Mutter mich gezwunge hatte aufzustehen, war ich nicht mehr zum Unterricht gegangen.

Einerseits hatte ich keine Lust mir das monotone Gelabber der Lehrer anzutun sowie ihren meist hingeklatschten Stichpunkten an der Tafel, die man überwiegend eh nicht lesen konnte, Aufmerksamkeit zu schenken.

Andererseits war ich in einem Jahr fertig mit der Schule. Da konnte mein Abschluss noch so schlecht sein. Es musste mich nicht die Bohne jucken.

Die Mafia ließ mich so oder so mit ins Geschäft eintreten. Auch wenn ich dies größtenteils eigentlich schon war.

Nachdem ich Kylie ihr Buch in die Hand gedrückt hatte, war ich zuerst in die Caferteria verschwunden, um zu schauen, ob ich dort irgendwie meine Ruhe bekommen konnte. Aber so war es nicht gewesen. Stattdessen mussten dort Schüler sitzen und ihre Freistunde genießen. Mit einem mürrischen Gesichstausdruck hatte ich mich schließlich auf den Weg gemacht den Ausgang dieses Gebäudes anzusteuern, wobei ich ab und zu ein paar Lehrern ausweichen musste.

Sonderlich schwer war dies aber nicht.

Meist waren sie beladen mit Büchern oder irgendwelchen losen Blättern, die sie hektisch von Klassenraum zu Klassenraum schleppten, wobei ab und zu mal eins aus dem Stapel flog und sich bücken mussten, um es aufzuheben.

Der Einzige, der nur mit einem Schlüssel durch die Flure lief, den er mehr als oft in seiner Hand herumklippern ließ, war der Sportlehrer gewesen.

Lässig und mit einem Grinsen auf den Lippen war er durch den Flur geschlendert, wobei er einer Gruppe junger neunt Klässler Mädels nur zu gerufen hatte, dass sie in ihre Kurse verschwinden sollten, sonst müssten sie heute Nachmittag noch eine Runde extra laufen.

Und wie mir bekannt war, machte das niemand gerne bei fast 30 Grad auf dem extrem heißen Sportplatz, der nicht mal etwas Schatten bot.

Sobald er seinen Blick von den Mädchen abgewandt hatte, wurde ich nur mit einem dunklen Mustern begutachtete, wobei er es sich aber nicht nahm ebenfalls seinen Mund zu öffnen. Stattdessen steuerten wir stumm aneinander vorbei, wobei es ihn nicht wirklich zu interessieren schien, dass ich sobald ich an ihm vorbei war den Weg zum Ausgang einschlug.

Lieber schnauzte er erneut ein paar neunt Klässlerinnen an, wobei mir dieses Rasseln mit dem Schlüssel schon jetzt auf die Nerven ging.

Es dauerte nicht lange bis ich es geschafft hatte aus dem Gebäude zu kommen, sodass ich nur noch den Parkplatz überqueren brauchte bis ich es vom Gelände geschafft hatte. Ich hatte mich an einer Mauer etwas in den Schatten gestellt, wobei ich eine Zigarette, die ich noch in meiner Tasche hatte, herausholte und sie anzündete.

Eine ganze Weile lehnte ich an der Wand und genoss das entspannende Gefühl, dass mich überkam, sobald die Zigarette etwas abgebrannt war.

Die Schule sah nun so ruhig aus. Keine nervigen Schüler, die aus ihr strömten oder in sie herein wollten, wobei ich die Variante raus eindeutig besser fand.

Stattdessen stand das Gebäude nur still in der scheinenden Sonne da, wobei man an manchen Fenstern die heruntergelassenen Rollläden erkennen konnten, damit es in den Räumen nicht zu heiß wurde.

Irgendwann öffnete sich aber die Tür, durch die ich ebenfalls aus dieser Anstallt geschafft hatte, und ich konnte erkennen, wie ein Mädchen schnell die Stufen herunterlief, wobei sie sich mehrmals umschaute, als sie es auf den Parkplatz geschafft hatte.

Nun setze ich mich etwas mehr auf, denn ich hatte sofort erkannt, wer dort gerade aus dem Unterricht geflüchtet war.

Anscheinend hatte Kylie genauso wenig Lust sich nun hinzusetzten und zu lernen wie ich.

Amore ardente - AngeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt