7. Kapitel

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In der Nacht hatte Venti bei mir im Zimmer auf der Couch geschlafen, da ich ihn nicht nach Hause gehen lassen wollte. Eigentlich hatte ich ihm angeboten, dass er im Bett und ich auf dem Sofa schlafe, jedoch bestand er darauf die Couch zu nehmen. Der Wecker klingelte und wir standen auf. Ich hatte ihm gestern Schlafsachen von mir gehliehen, da er nichts zum Wechseln dabeihatte. „Hier", meinte ich und drückte ihm einen Stapel Klamotten in die Hand. Er lächelte ein bisschen und entgegnete: „Danke." Wir zogen uns um, machten uns fertig für die Schule und gingen anschließend in die Küche. „Guten Morgen ihr zwei", begrüßte uns meine Mutter und deckte weiter den Tisch. Venti und ich halfen ihr dabei und aßen anschließend. „Ich muss zur Arbeit, kommt nicht zu spät zur Schule", meine sie und verließ das Haus. Zehn Minuten später gingen auch wir los. Venti war heute viel gesprächiger als in den letzten Wochen und auch nichtmehr so neben der Spur. Plötzlich blieb er allerdings stehen und antwortete nichtmehr auf meine Fragen. „Venti?", sprach ich ihn besorgt an. Er starrte auf die Straße vor uns. Erst jetzt wurde es mir bewusst, genau hier wäre er gestern beinahe überfahren worden. „Ich...kann einfach nicht weiter gehen...ich habe...angst...", stotterte er und sah hilfesuchend zu mir. „Es ist alles gut, komm", meinte ich und setzte mich langsam in Bewegung. Er folgte mir etwas widerwillig und wir näherten uns der Straße. Ich merkte, wie sein Atem schneller wurde und die Panik in ihm stieg. Er blieb stehen und über seine Wangen liefen vereinzelt Tränen. Seine Beine zitterten und es wirkte, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde. Verdammt! Er hatte vermutlich eine Panikattacke. Vorsichtig trat ich näher an ihn heran, nahm den Jungen in den Arm und streichelte sanft über seinen Rücken. „Es wird alles gut. Beruhig dich. Schließ deine Augen und konzentrier dich einfach auf meine Stimme", flüsterte ich in sein Ohr. Er entspannte ein wenig, zitterte jedoch immer noch. „Vertraust du mir?", fragte ich und bekam ein nicken als Antwort. „Gut, dann lass die Augen geschlossen und wehr dich nicht", meinte ich und nahm ihn im Brautstile hoch. Er zuckte erschrocken zusammen und meinte verwirrt: „W...Was machst d...du?" Ich antwortete nicht und überquerte, mit Venti auf dem Arm, die Straße. Auf dem Bürgersteig angekommen stellte ich ihn vorsichtig auf seine Beine. „Du kannst die Augen wieder öffnen, wir sind auf der anderen Straßenseite", erklärte ich. Er tat das und sah sich etwas überrascht um. Dann sagte er: „Danke..." Ich lächelte ihn an und ging weiter.

Als wir bei die Schule erreicht hatten, kam uns Xinyan entgegen. Sie begrüßte uns und wir gingen zusammen zum Klassenzimmer. „Ich werde heute in der Pause mal mit Albedo und Barbara reden, immerhin will ich mich bei ihnen auch noch entschuldigen...äh...kommt ihr mit?", fragte sie und sah uns erwartungsvoll an. Venti und ich willigten ein und setzten uns anschließend an unseren Platz. Er und Xinyan hatten vor längerem Platz getauscht, da wir ja vor kurzem noch streit hatten. Die Lehrer hatten es nur erlaubt, weil sie und ich uns im Unterricht immer mit bösen Blicken erstochen haben.
Nach den ersten Schulstunden war endlich die Pause gekommen. Wir verließen zu dritt das Klassenzimmer und standen etwas ratlos im Gang. „Wo könnten die beiden sein?", fragte das Mädchen, doch wir wussten leider keine Antwort. „Bevor wir die Band gegründet haben, war Barbara doch immer draußen auf dem Pausenhof unter dem großen Baum, vielleicht sind die zwei da", meinte Venti. „Dann los!", rief Xinyan und stürmte davon. Ich packte Venti am Handgelenk und zog ihn hinter mir her. Verzweifelt versuchte ich uns durch die Menge von Schülern zu bringen. Wenigstens wusste ich nach der Zeit hier, wohin ich musste. Ich hatte mich schon lange nichtmehr verlaufen. „Endlich, ich dachte schon wir müssten uns noch länger da durchquetschen", meinte Xinyan zu uns als wir nach draußen kamen. Wir überquerten den Hof und erreichten den Baum. Tatsächlich saßen Barbara und Albedo darunter und unterhielten sich über irgendwas. Es war noch zwei weitere Personen bei ihnen. Ein Junge mit langen, blonden Haaren und bernsteinfarbenen Augen und ein Mädchen, welches ihm ziemlich ähnlichsah. Vermutlich waren die Beiden Geschwister. „Was will den Aether hier?", meinte Xinyan zu uns und sprach den Namen des Jungen ziemlich abwertend aus. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und ging auf die Gruppe zu. „Hey Barbara, Albedo, kann ich mal kurz mit euch reden?", fragte sie. Albedo sah sie ziemlich kritisch an und wollte wissen: „Was willst du denn von uns?" „Mich entschuldigen...", meinte sie knapp. „Haha, wenn das nicht meine Ex-Freundin ist, freundlich wie immer Xinyan", machte sich Aether über sie lustig. „Halt die Fresse Idiot!", fauchte sie ihn an. Er stand auf und sah sie provozierend an. „Und wenn nicht?", zischte er zurück. Die Brünette holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Der Blonde taumelte ein paar Schritte zurück und funkelte sie wütend an. „Das hast du nicht..." „Oh doch", unterbrach sie ihn. Nun setzte er zum Angriff an und schlug mehrfach auf sie ein. Das ließ Xinyan nicht auf sich sitzen und verpasste ihm noch eine. Sie stürzte sich auf ihn und die Beiden prügelten sich am Boden weiter. Ich rannte auf die Streitenden zu, packte das Mädchen und zog sie von dem Jungen herunter. Er wollte sie noch einmal Schlagen, wurde allerdings von Albedo und seiner Schwester davon abgehalten. Nun warfen die Beiden sich todesblicke zu, wehrten sich aber nichtmehr. „Habt ihr euch wieder beruhigt?", fragte ich mit genervtem Unterton. „Tzz, komm Lumine, wir gehen", meinte Aether und stand auf, nachdem die beiden ihn losgelassen hatten. Zusammen mit seiner Schwester verließen sie den Ort des Geschehens. „War das wirklich nötig?", wollte Albedo wissen und sah die Brünette an. „Ja", entgegnete sie. Ich ließ das Mädchen los und sie stand auf. „Äh...also was ich sagen wollte bevor...naja ihr wisst schon...ich...also...er tut mir leid...ich habe überreagiert und hätte euch nicht anschreien dürfen. Vor allem dich nicht Barbara. Es tut mir unendlich leid, bitter verzeiht mir", flehte sie die Beiden an. „Ich vergebe dir", meinte Barbara und umarmte sie. „Danke", meinte die Braunhaarige. Albedo seufzte einmal und sagte dann: „Okay, dann verzeihe ich dir auch." Venti war inzwischen auch zu uns gekommen und zog uns in eine Gruppenumarmung. „Wow, du siehst ja mal ausgeschlafen aus", bemerkte Albedo und musterte ihn. „Ähm...ja...was das angeht...ich denke ich bin euch auch noch ne Erklärung schuldig...", meinte er. Barbara und Albedo sahen ihn erwartungsvoll an und der Junge erzählte alles ein drittes Mal. Die beiden reagierten nicht anders als Xinyan und ich. „Hey, irgendwie ist der Schulhof ziemlich...leer. Ich glaube die Pause ist schon längst aus...", merkte Albedo plötzlich an. Wir sahen uns panisch um und stürmten im nächsten Moment los. Xinyan, Venti und ich trennten uns auf halben weg von den restlichen zwei, da sie ja in einen anderen Raum mussten. Als wir vor dem Klassenzimmer standen, klopften wir an und gingen hinein. Die Stunde hatte schon längst angefangen und die Lehrerin war ziemlich wütend auf uns. „Kommt nach Schulende bitte ins Lehrerzimmer, ich möchte mit euch reden...", meinte die Frau mit eiskalter Stimme und widmete sich anschließend wieder dem Unterricht.

Zum Glück hielt sie uns nur eine Standpauke und drohte uns fürs nächste Mal mit Nachsitzen. Anschließend durften wir nach Hause gehen. Venti war ziemlich still und ich merkte, dass er nicht wirklich dorthin wollte. „Wenn du willst, kannst du das Wochenende bei mir verbringen, es ist ja sowieso Freitag und meine Mutter hätte bestimmt nichts dagegen", meinte ich zu ihm. Er sah mich kurz ungläubig an, begann dann aber zu lächeln und umarmte mich. „Danke Xiao!", rief er glücklich. „Gut, willst du deine Sachen holen, oder was von mir leihen?", fragte ich. Er dachte kurz nach und nuschelten dann: „Deine Sachen... ich will nicht nach Hause..." „Okay", entgegnete ich und lächelte ihn an. Wir unterhielten uns, wie fast immer, über verschiedene Bands und Songs und ich konnte ihn sogar von der Straße ablenken. Bei mir angekommen gingen wir in mein Zimmer und zockten noch etwas. Venti hatte seiner Mutter kurz geschrieben, dass er das Wochenende bei einem Freund verbrachte, aber nicht erwähnt, dass ich es war, da er nicht wollte das sein Stiefvater ihn finden würde. „Vielleicht wollen Xinyan, Albedo und Barbara ja morgen vorbeikommen", meinte ich und er entgegnete: „Wir sollten sie fragen, wird bestimmt lustig." Da hatte er recht.

Meine Mutter hatte nichts dagegen, dass er hierblieb und meinte er könne jederzeit kommen und gehen. Nach dem Essen gingen wir in mein Zimmer. Wir sahen uns noch ein paar Filme an und legten uns anschließend schlafen, er auf meiner Couch und ich in meinem Bett. „Gute Nacht", sagte ich zu ihm und machte das Licht aus. „Nacht", entgegneter er und wir schliefen beide recht schnell ein.

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