9. Kapitel

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„Xiao! Wach auf...", riss mich eine Stimme aus dem Schlaf. Ich öffnete müde meine Augen und sah vor mir einen panischen Venti. Ich war sofort hellwach und fragte besorgt: „Was ist los? Alles okay?" Er schüttelte mit dem Kopf und hielt mir sein Handy vors Gesicht. Dort war ein Chatverlauf, indem ihm sein Stiefvater geschrieben hatte. „Er...er meint ich würde es bereuen nicht nach Hause gekommen zu sein und stattdessen etwas mit Freunden gemacht zu haben", erzählte er verzweifelt und einige Tränen liefen seine Wangen herunter. Ich nahm ihn sofort in den Arm und redete ihm gut zu: „Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut. Und du kannst immer zu mir kommen, wenn was ist." Mit der Zeit beruhigte er sich und schlief letztendlich in meinem Armen ein. Ich warf einen Blick auf die Uhr, es war gerade mal 07:13 Uhr. Vorsichtig lehnte ich mich zurück und legte mich hin. Nach ein paar Minuten konnte ich dann auch wieder einschlafen.

„Awwww", hörte ich meine Mutter herumquitschen. Ich sah zu meiner Zimmertür und sah sie, mit einem Handy in der Hand, Fotos machen. Etwas verwirrt, wollte ich mich aufsetzen, schaffte es aber nicht. Venti lag immer noch schlafend auf mit und hinderte mich am Aufstehen. Meine Mutter lächelte, drehte sich um und ging aus dem Raum. Ich warf ihr einen genervten Blick hinterher, was sie allerdings nichtmehr sah. „Hey Venti, ich kann mich kaum bewegen, steh auf", meine ich und versuchte mich irgendwie zu befreien. Der Junge öffnete die Augen und blinzelte mich verschlafen an. „Geh runter von mir", maulte ich ihn an. Er sah sich verwirrt um und wurde plötzlich knallrot. Er sprang schnell aus dem Bett und entschuldigte sich mehrmals. „Chill", entgegnete ich amüsiert und stand nun auch auf. Ich suchte aus meinem Schrank für ihn und mich Kleidung heraus, gab ihm was anderes zum Anziehen und ging dann ins Bad. Als wir fertig waren gingen wir runter in die Küche, wo meine Mutter schon Frühstück hergerichtet hatte. Venti stocherte die ganze Zeit in seinem Essen herum und starrte gedankenverloren Löcher in die Luft. „Schmeckt es dir nicht", fragte meine Mutter und musterte ihn besorgt. Er schüttelte schnell den Kopf und entgegnete: „Nein, nein, daran liegt es nicht...ich...hab nur angst...naja...nach Hause zu gehen..." Sie und ich warfen uns einen mitleidigen Blick zu und dachten vermutlich das gleiche. „Ich begleite dich zu dir und falls irgendwas nicht stimmt, helfe ich dir", schlug ich vor und er sah dankbar zu mir. „Na dann, aber jetzt esst erstmal was und außerdem habt ihr noch den ganzen Tag Zeit, um etwas zu unternehmen, Venti muss ja erst abends nach Hause", sagte meine Mutter zu mir und lächelte. Dann meinte sie noch: „Ich bin mit Freundinnen unterwegs, sollte was sein ruft einfach an." Anschließend stand sie auf, grinste uns fies an und sagte: „Danke dafür das ihr hier freiwillig aufräumt! Ich bin dann mal weg." Im nächsten Moment war sie schon durch die Haustür verschwunden. „Das ist nicht fair!", brüllte ich hinterher. Als die Tür mit einem lauten krachen ins Schoss fiel stand ich auf und fing wiederwillig an den Tisch abzuräumen. Zusammen waren wir relative schnell fertig. „Und jetzt?", fragte Venti, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Er dachte kurz nach, hatte dann anscheinend eine Idee, packte mein Handgelenkt und schleppte mich aus dem Haus. Zum Glück hatte ich mir beim Vorbeigehen noch einen Schlüssel von der Kommode im Flur geschnappt, sonst würden wir nichtmehr ins Gebäude kommen. „Wo willst du hin?", fragte ich skeptisch, bekam allerdings keine Antwort. Er ließ meinen Arm los, wollte aber, dass ich ihm weiterhin folgte.

Nach einer viertel Stunde kamen wir auf einer riesigen Wiese an. In der Mitte stand ein großer, alter Baum und im Gras wuchsen unendlich viele Blumen. Venti ging direkt auf den Baum zu, er kletterte geschickt auf einen breiten Ast und setzte sich hin. „Komm auch her!", rief er mir zu. Ich seufzte einmal, kam dann aber seiner Bitte nach und setzte mich neben ihn. „Ich war früher immer mit meiner Mutter hier, bis...naja...die Sache mit meinem Vater passiert ist...", erzählte er mit traurigem Blick. „Du solltest nicht so viel darüber nachdenken, es ist und bleibt in der Vergangenheit", entgegnete ich und sah gedankenverloren in die Ferne. Wir schwiegen einige Zeit und genossen einfach die Ruhe. Plötzlich wendete Venti sich zu mit und stotterte unsicher: „Ähm...ich...muss dir was sagen...ich...", er wurde knallrot im Gesicht, „also...ich..." Ich sah ihn fragend an und meinte: „Sag es einfach, ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen." Er atmete einmal tief durch und sagte geradeheraus: „Ich habe mich...in dich verliebt!" Venti senkte seinen Blick nach unten und schloss die Augen. Für einen Moment starrte ich ihn ungläubig an und fragte dann: „W...wirklich?!" Er nickte kurz, sah mich aber nicht an. Es war einfach unglaublich, er erwiderte meine Gefühle wirklich. Ich nahm vorsichtig sein Kinn zwischen meine Finger und brachte ihn dazu mir ins Gesicht zu schauen. „Ich mich auch", sagte ich sanft und legte meine Lippen auf seine. Er sah mich mit aufgerissenen Augen an, schloss sie dann aber, genau wie ich. Diese angenehme Wärme breitete sich wieder in mir aus und meine Gefühle wirbelten wild durch meinen Körper. Der anfangs sanfte Kuss, artete in einen gefühlvollen Zungenkuss aus. Ich rückte näher an ihn heran und legte meine Hände an seine Hüften. Er schlang seine Arme um meinen Nacken und genoss es sichtlich. Irgendwann lösten wir uns dann vorsichtig voneinander und schnappten nach Luft. Wir sahen uns tief in die Augen und er lächelte mich glücklich an. Ich legte meine Stirn an seine und genoss seine Nähe in vollen Zügen. „Sind wir...jetzt...zusammen?", fragte er schüchtern. Ich entgegnete etwas verlegen: „Wenn du das möchtest." Er lächelte und meinte: „Ja, nichts lieber als das."

Die Zeit verging, wie im Flug und ehe ich mich versah, dämmerte es auch schon. „Wir sollten zurück gehen", meinte ich zu ihm. „Kommst du mit...ich hab Angst vor meinem Stiefvater...", gab er zu und klammerte sich an mich. Ich stimmte zu und kletterte vom Baum. Venti folgte mir und wir gingen zusammen den Weg zurück.

Als wir bei seiner Haustüre ankamen küsste ich ihn zum Abschied auf den Mund und sagte zu ihm: „Schreib mir bitte nachher, ob alles in Ordnung ist." „Awww, machst du dir sorgen um mich?", angrinste mich komisch an und ich entgegnete verlegen: „Äh...vielleicht?" „Bis morgen", meinte er, ging zur Tür und klingelte. Seine Mutter öffnete, ließ ihn herein und nickte mir kurz zu, ehe sie sie wieder Schloss. Ich machte mich nun auf und ging zu mir nach Hause.

Dort angekommen, konnte ich schon das Essen in der Küche riechen, welches meine Mutter kochte. „Bin wieder da!", rief ich und trat in den Raum. „Hallo Schatz, wie war dein Tag mit Venti so?", fragte sie und ich wurde etwas rot im Gesicht. „Äh...ich glaube ich muss dir was sagen..." Sie sah überrascht zu mir und meinte: „Wow, ich habe dich ja noch nie so verlegen erlebt, was ist denn los?" Ich atmete einmal tief durch und sagte: „Venti und ich sind...zusammen..." Für einen Moment starrte sie mich mit offenem Mund an, sprang dann aber plötzlich herum und rief: „Ich wusste es!" „Hä?" Mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Aber besser als manch andere mögliche Arten. Sie sah mich amüsiert an und entgegnete: „Die Blicke, die ihr euch manchmal gegenseitig zugeworfen habt, deine Art wie du über ihn sprichst, oder heute morgen. Das alles waren eindeutige Signale." Wow, sie wusste es anscheinend schon bevor es mir selbst klar wurde. Plötzlich klingelten mein Handy und ich sah auf den Bildschirm. Venti hatte geschrieben, dass alles in Ordnung sei und sein Stiefvater nichts getan hatte, da seine Mutter ihn in Schutz genommen hatte. Wenigstens tat ihre Frau mal etwas für ihren Sohn, wurde auch mal Zeit. Erleichtert atmete ich auf und setzte mich an den Esstisch. Nach dem Abendessen ging ich dann recht zügig ins Bett und war mit meinen Gedanken bei Venti. Wie gerne ich ihn jetzt bei mir haben würde...
Dann schlief ich ein.

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