Willkommen zurück <3
POV Lea
Irgendwann gab ich es auf die Durchgeknallte zu suchen und wollte gerade mein Handy zücken, um Jonas zu fragen, wo er sich denn versteckte, als ich ihn auf den Stühlen inmitten der Mensa erblickte.Neben ihm saß Chaya und eine weitere Unbekannte. Sie waren in ein angeregtes Gespräch vertieft und wie es aussah, brachte Jonas die beiden Blondinen immer wieder zum Kichern und Lachen.
Es war ein ungewohntes Bild, Jonas war durchaus immer von allen gemocht worden, aber so angehimmelt hatten die Mädchen ihn zuvor nie.
Ich zögerte, ob ich zu ihnen gehen sollte, während bei längerem hinsehen die Eifersucht in mir wuchs. Ich verschob die Zweifel in meinen Hinterkopf und ging sicheren Schrittes auf die Dreiergruppe zu.
„Ahhh, Lea, da bist du ja! Wo warst du so lange?" begrüßte mich mein ältester Kindheitsfreund direkt und wandte seinen Oberkörper von Chaya ab, was mich leicht Grinsen ließ.
„Ich hatte noch ein Gespräch mit Miss Sorem." erklärte ich höflich lächelnd und nahm ihm gegenüber Platz.
„Hast du Ärger bekommen?" fragte mich die Unbekannte. Ihr Gesicht kam mir bekannt vor, aber ich konnte es nirgends zuordnen.
Auf meinen leicht fragenden Blick hin, erklärte sie:
„Ich bin Luisa. Wir haben seit letztem Jahr Verhaltenskunde zusammen."
„Oh nein, bitte entschuldige!" bat ich um Verzeihung. War mein heutiger Weg mit Fettnäpfchen ausgelegt oder was das alles Zufall? Luisa schien mir meine Unaufmerksamkeit nicht überlebt zu nehmen, also fuhr ich fort:
„Ich habe zum Glück keinen Ärger bekommen. Eigentlich sogar ganz im Gegenteil."
Ich schielte zu Chaya die, lächelnd wie ein Honigkuchen Pferd, eine Hand auf Jonas Arm gelegt hatte. Was sie konnte, konnte ich schon längst.
„Ich kriege wahrscheinlich bald eine Empfehlung von ihr."
Das war noch nicht einmal ganz gelogen. Nur ein bisschen.
In meinem Hinterkopf hallte die Stimme meiner Mutter wieder, wie unausstehlich Lügen doch war, aber ich würde die Situation eher als eine ‚solide Auslassung, eventuell relevanter Informationen' betiteln.
„Von Miss Serom?" fragte Chaya geschockt und überspielte ihre Fassungslosigkeit mit einem leichten Lacher. Tief Zufriedenheit darüber, dass ich die Blonde Königin der Freundlichkeit, kurz aus der Reserve kicken konnte, nickte ich.
„Das freut mich so für dich! Auf welchem Platz bist du im Moment?" lächelte sie und zückte sofort ihr Handy. Natürlich schoss sie sofort zurück, was hatte ich auch erwartet.
„Wow, du bist fast in den Top 10! Klasse Lea." lobte sie mich und ich hätte ihr ihre aufgesetzte Freundlichkeit am liebsten in Arsch geschoben. Würde ich natürlich nie tun, was aber nichts an dem Verlangen änderte. Ob es wohl anstrengend war, den ganzen Tag mit so einem Dauer Grinsen auf den Lippen herumzulaufen? Vielleicht sollte ich selber daran arbeiten.
„Auf welchem Platz bist du Chaya?" fragte Luisa, als wäre das ihr einstudierter Text, der Chayas Auftritt in die Wege leitete.
„Platz 4. Nur noch einen vor Jonas."
Sie tat so, als wäre sie beschämt, aber jedes noch so dumme Kindergartenkind hätte gesehen, dass das nur aufgesetzt war.
„Das brauch dir doch nicht peinlich sein. Das hast du verdient!" strahlte Jonas.
Okay, dann war Jonas also wirklich dümmer als jedes Kindergartenkind. Oder er war einfach ein Mann. Chaya legte berührt den Kopf schief, Jonas lächelte sie breit an und ich spürte, wie mir die Galle hochkam. Höchste Zeit einzugreifen.
„Ja, wow, herzlichen Glückwunsch! Aber bessere Frage, wie bist du so schnell so hoch gekommen, Jonas? Warst du nicht vor den Ferien noch auf Platz 20 oder so?" hakte ich nach und jetzt war es an Jonas, peinliche Berührtheit auszustrahlen. Diesmal aber echte.
„Ja, mein Mathelehrer hat mich auch nach dem Unterricht zu sich geholt. Wir haben ein bisschen gequatscht und naja, er hat mir eine Empfehlung gegeben." murmelte er. Ob ich es wollte oder nicht, zog sich mein Magen ein bisschen zusammen.
„Richtig klasse. Ich wusste, du schaffst es in die Top 10! So verdient!" schwärmte Chaya und innerlich verdrehte ich die Augen.
Diese Liste war einziger Schrott.
Ich hatte sie schon immer gehasst, vielleicht auch eher gefürchtet, aber seitdem meine Zukunftspläne in Stein gehauen waren, musste ich mich wohl oder übel an ihr orientieren.
Früher konnte nur man selbst auf seinen Punktestand zugreifen, aber das hatte sich letztes Jahr geändert, nun war sie öffentlich und überall, zu jeder Zeit zu finden.
Auf einer Seite war da dieser Druck, dass die ganze Ethnie ständig sehen konnte, ob du ein guter Mensch bist oder nicht. Auf der anderen Seite war sie manchmal einfach unfair.
Jonas hatte anscheinend keine allzu harte Arbeit für seine Empfehlung leisten müssen und bestimmt 50 Punkte fürs Nichts tun ergattert, wenn er in so kurzer Zeit, so weit nach oben gekommen war.
Klar gönnte ich es ihm, er wollte genauso wie ich ins Zentrum und dafür war ein ausdrucksstarker Punktestand unausweichlich, aber trotzdem störte es mich irgendwie.
Ich musste die komischste Schülerin der Schule dazu bekommen, eine Hausarbeit in einem Fach wie Verhaltenskunde zu schreiben, um pberhaupt an die Top 10 ran zu kommen.
Das war, wie einem Fisch das Klettern beizubringen, einfach unmöglich.
Vielleicht wäre alles anders verlaufen, wenn meine Mutter damals befördert worden wäre. Dann würde ich jetzt gemächlich mit Jonas in der Bibliothek sitzen und ohne Druck lernen, ohne die Existenzängste, die anfingen mich immer weiter zu quälen. Und Chaya wäre wieder bei ihrer eigenen Clique, hätte Jonas nie bemerkt und seine Aufmerksamkeit würde nur mir gelten, so wie es immer gewesen war.
Stattdessen saßen wir hier mit Miss Perfect und ihrem Fußvolk und ich musste mir immer weiter eingestehen, das Chaya vielleicht einfach besser zu Jonas passte, auch wenn dieser Gedanke ein Tritt in die Magengrube war.
968 Wörter
Ein paar genauere Einblicke in die Charaktere und die Struktur der Ethnie...
Ich hoffe ihr seid weiterhin interessiert und freue mich immer über Anregungen, Fragen und Kritik :)
Wenn es euch gefallen hat, lasst gerne einen ✨Stern✨ da <3
DU LIEST GERADE
AEQUALITATEM~ Hinter den Mauern
FantasyOb man wissen will, was hinter den Mauern liegt, ist eigentlich gar keine so schwere Frage, wenn die Welt einem die richtige Antwort auf dem Silbertablett serviert. Trotzdem kommt das Leben irgendwann immer an diesen Punkt, an dem dieser Gedanke im...