eight

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Stumm begutachtete Jimin den schlafenden Schwarzhaarigen. Seine Haare lagen unordentlich in seinem Gesicht, die Augen waren friedlich geschlossen und sein Mund stand etwas offen.

"Wir mussten ihm das Beruhigungsmittel geben." erzählte die Ärztin, dessen Name Moon war.
"Aber ihm ging es doch gut." murmelte Jimin leise und seufzte schwer.

"Weil Sie es nicht gesehen haben." antwortete Moon und stellte sich auf die andere Seite des Bettes. Vorsichtig schob sie das Oberteil hoch. Yoongi hatte sich die verheilten Brandnarben auf seiner Rippe aufgekratzt.

"Es muss die letzten Tage passiert sein." äußerte der Schwarzhaarige, nachdem er die Wunde angeschaut hatte. "Verdammt."
"In welcher Beziehung stehen Sie zu diesem Patienten?" fragte sie interessiert und blickte Jimin vorwurfsvoll an.

"Er ist nicht mein Patient." erwiderte Jimin sofort. "Er ist bloß ein Freund."
Verstehend nickte Moon. "Er sollte jeden Moment aufwachen. Dann kann er die Nacht wohl nicht schlafen."

"Ich warte so lange." murmelte Jimin und schob sich den Stuhl an Yoongis Bett.
Die zuständige Ärztin verließ den Raum und schon knallte Jimins Kopf auf die Matratze.
Erschöpft von seiner Schicht schloss er die Augen und bettete sein Kopf gemütlich auf seinem Arm.

Er wachte erst auf, als eine Hand beruhigend durch seine Haare fuhr.
Langsam öffnete er die Augen und setzte sich verschlafen auf.
"Wie süß siehst du denn bitte aus?" schwärmte Yoongi und blickte lächelnd in Jimins vom Schlaf angeschwollene Augen.

"Wie viel Uhr ist es?" nuschelte Jimin und rieb sich müde die Augen.
"Kurz nach Mitternacht." antwortete der Patient und streichelte Jimins Wange. "Hast du morgen frei?"

"Ich habe Spätschicht." antwortete Jimin und stöhnte schmerzvoll, als er sich gerade hinsetzte. "Die Busse fahren erst morgen früh."

Yoongi rutschte etwas zur Bettkante und klopfte leicht auf die Matratze.
"Du kannst doch sowieso nicht schlafen." kommentierte Jimin amüsiert.
"Aber du." antwortete er. "Komm."

"Und wenn ich gar nicht mehr müde bin?" fragte Jimin und unterdrückte ein Gähnen. Er zog sich langsam sein Kittel aus, den er noch trug, platzierte seine Brille auf den Tisch neben dem Bett und legte sich neben Yoongi.
"Dann lügst du." schmunzelte der Ältere und strich über Jimins Haare.

Kurz brummte Jimin und legte sich seitlich, sodass er seinen Kopf in Yoongis Halsbeuge vergraben und seinen Arm um Yoongis Torso legen konnte.
Er spürte Yoongis Arme um sich, weshalb er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen einschlief.

[...]

"Doktor." rief eine männliche Stimme, weshalb Jimin aufwachte und verpeilt in die Gegend schaute.
Ein junger Mann mit braunen Haaren stand am Bettende und hielt ein Tablett mit Medikamenten in den Händen.

"Ist es schon acht Uhr?" fragte er leise und rieb sich über das Gesicht.
"Ja. Herr Min braucht seine Medikamente." drängte der Pfleger und deutete mit seinem Blick auf Jimins Brille.

Schnell nahm er die weg, sodass der Braunhaarige sein Tablett abstellen konnte.
Jimin rüttelte an Yoongi, welcher schließlich wach wurde.
"Ihre Medikamente." sagte der Pfleger und hielt sie Yoongi hin.

"Ich brauche die nicht." brummte er genervt und nahm den Becher mit den Pillen.
Schweigend bekam er ein Becher Wasser in die Hand gedrückt. Schnell schluckte er die Medikamente und spülte sie mit dem Wasser herunter.

"Ich lasse Sie dann mal allein." murmelte er und verschwand schnell aus dem Raum.
"Du brauchst sie, Yoongi." seufzte Jimin und legte sich in dessen Arme.

"Nein, mir geht's gut." antwortete er und kraulte leicht Jimins Hinterkopf. "Außerdem werde ich von denen so unmotiviert und müde."
"Du weißt, dass sie dir helfen können." murmelte der Arzt und sah ihn unsicher an. "Deine Ärztin hat mir deine Wunden gezeigt, die du dir zugefügt hast."

Yoongi stoppte mit seiner Handbewegung und blickte Jimin emotionslos an. "Du bist nicht mehr mein Arzt, also rede nicht darüber."
"Ich mache mir aber Sorgen als Freund." erwiderte Jimin und fuhr mit seiner Hand zu seinem Nacken. "Was ist passiert?"

"Nichts. Mir geht's gut."
"Dann hättest du deine Narben nicht aufgerissen." antwortete der Arzt trotzig.
"Musst du nicht nach Hause?" fragte Yoongi gelangweilt und nahm seine Hand aus Jimins Haaren.

"Nimm die Hilfe bitte an, die dir geboten wird." murmelte Jimin leise und setzte sich auf. "Wenn du es nicht für dich tust, tu es für mich. Ich will mich nicht auf dich einlassen und jedes Mal, wenn ich nicht bei dir bin, in Sorgen ertrinken, dass du dir etwas antust."

"Mach ich doch auch nicht." log Yoongi und legte seine Hand auf Jimins Oberschenkel. "Kommst du vor deiner Schicht noch hierhin?"
"Wenn ich Zeit habe." sagte Jimin bedrückt, stand auf und nahm seinen Kittel, um ihn über den Arm zu legen.

Er wusste, dass es nicht klappen würde.
Yoongi war eine tickende Zeitbombe und Jimin wusste es von Anfang an.
Tief in seinem Inneren wusste er es in dem Moment, als er zum ersten Mal in seine glänzenden Augen geschaut hatte.

Jimin gab sich imaginär selbst eine Backpfeife wegen seines naiven Verhaltens.
Zu glauben, dass es kein Problem sein würde, war lächerlich.
Sie hatten nicht einmal ihr erstes Date hinter sich und Jimin glaubte, ihm helfen zu können. Da schien mal wieder der Doktor aus ihm zu sprechen.

Er musste sein Helfersyndrom unter Kontrolle bringen und der Realität entgegenblicken: Jimin konnte ihm nicht helfen.
Er konnte ihm nicht helfen, solang Yoongi der Meinung war, alles sei gut.

Er konnte ihm auch nicht helfen, wenn er es einsah, dass er krank war.
Jimin war weder qualifiziert noch dazu in der Lage durch die persönliche Nähe, ihm die nötige professionelle Hilfe zu bieten.

Er hatte es bei seinem Bruder nicht geschafft, wie sollte er es bei Yoongi?

xxx

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen
(/ω\)

Doctor ParkʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt