10. Der letzte Tag vor den Ferien

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Es war der letzte Mittag vor der Heimreise. Ein paar Tage zuvor hatte Dumbledore eine Trauerfeier für Cedric abgehalten und gesagt, dass er von Voldemort umgebracht worden war.

Jetzt hockte ich alleine auf dem Boden meines Schlafsaals und packte meine Sachen. Plötzlich steckte Harry den Kopf in das Zimmer hinein. (Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hochzukommen.) „In zehn Minuten unten im Gemeinschaftsraum. Du kannst das anlassen, was du anhast.", rief er und schloss die Tür wieder. Ich war verwundert und fragte mich, was mich im Gemeinschaftsraum erwartete. Insgeheim hoffte ich, dass Harry mich auf ein Date oder ähnliches bringen möchte. „Aber, in diesen Kleidern?", dachte ich und schaute an mir hinunter. T-Shirt, Jogginghose und Hausschuhe. „Aber egal. Harry hat gesagt, dass ich mich nicht umziehen muss." Also zuckte ich die Schultern, zog mir aber noch meine Turnschuhe an. Nervös ging ich die Treppe hinunter. Dort stand Harry und grinste mich an. Ich ging zu ihm. „Hi Harry. Wieso musste ich in den Gemeinschaftsraum kommen?"
„Hi", war das einzige, dass er sagte.
Gerade, als wir hinausgehen wollten, hörte ich eine Stimme: „Wohin geht ihr?"
Ich drehte mich um. Die Stimme kam von Ginny, die mich angrinste. Alle im Gemeinschaftsraum sahen uns fragend an.
„Äh...wir...", begann ich.
„Wir gehen jetzt joggen.", sagte Harry bestimmt.
Ich schaute auf seine Schuhe. Das waren auf jeden Fall keine Laufschuhe. Ich musste mich zusammenreissen, dass ich nicht zu grinsen anfing. Als wir endlich aus dem Gemeinschaftsraum flüchten konnten, lachten wir so fest, dass uns Tränen in die Augen traten.
„Also. Wo gehen wir hin?", fragte ich nochmal.
„Verrat ich nicht.", neckte mich Harry.
„Ach komm schon."
„Auf keinen Fall. Du musst jetzt diese Augenbinde anziehen." Harry hielt ein schwarz-weisses Tuch hoch.
Er band mir die Augen zu und nahm meine linke Hand. Zehn Minuten lang stolperte ich durch das Schloss, bis wir endlich nach draussen traten. Im Schloss hatten wir niemanden, ausser McGonagall, die uns Viel Spass gewünscht hatte, getroffen. Ich fragte Harry, ob ich endlich meine Augenbinde abmachen könnte. Aber er verneinte. Als wir noch ein bisschen gelaufen sind, hörte ich Laub rascheln. „Sind wir etwa im Verbotenen Wald?", fragte ich Harry vorwurfsvoll.
„Siehst du dann. Wir sind bald da."
Nach weiteren zehn Minuten liess mich Harry plötzlich los.
„Nein! Harry, du läufst jetzt nicht weg. Wenn du nicht sofort antwortest, ziehe ich die Augenbinde ab.", sagte ich halb panisch, halb verärgert.
„Alles ist gut, Y/N. In einer Minute darfst du die Augenbinde abziehen.", hörte ich Harry rufen.
Nach einer Weile konnte ich die Augenbinde endlich abnehmen. Wir standen auf einer Lichtung des Verbotenen Waldes. Das Gras war grün und ein paar Meter vor mir befand sich ein Teich. Die Sonne spiegelte sich im grün-blauen Wasser. Harry stand neben mir. Ich lächelte ihn an und flüsterte: „Es ist wunderschön hier."
„Komm mit.", sagte Harry und nahm mich an der Hand. Er führte mich zu einer Decke neben dem Teich. Darauf lagen die verschiedensten Sachen: Eine Schale voller Erdbeeren. Einen Schokoladenkuchen. Schokoriegel. Kürbispasteten. (Um nur einige Dinge zu nennen.)
Wir setzten uns hin. Eine Stunde lang redeten, assen und lachten wir viel. Dann hatte ich Lust, baden zu gehen. Deshalb überlegte ich mir einen Plan. Schnell sprang ich auf, zog Harry an den Beinen ein paar Zentimeter weiter zum Wasser und stiess ihn hinein. Mit einem lauten PLATSCH landete er im Teich. Harry tauchte auf und rief: „Na warte!" Er schwamm zum Ufer und zog sich hoch.
Ich rannte weg, aber zu spät. Nach ein paar Metern holte mich Harry ein. Er packte mich an der Hüfte und hob mich hoch. Ich versuchte mich zu befreien, aber ohne Erfolg. Harry schmiss mich in den Teich hinein. Das Wasser war angenehm erfrischend. Als ich auftauchte, sah ich, wie Harry am Ufer stand und die Hand zu mir ausstreckte, um mir hinauszuhelfen. Ich ergriff seine Hand und zog ihn, mit einem Ruck, wieder in das Wasser herein. Als wir beide im Wasser waren, packte mich Harry wieder und tunkte mich mit dem Kopf ins Wasser. Prustend kam ich wieder an die Oberfläche, aber bevor ich richtig Luft holen konnte, wurde ich schon wieder untergetaucht. Ich griff nach Harrys Händen und konnte sie wegziehen, damit ich wieder Luft holen konnte. „Harry. James. Potter. Du. Bist. So. Ein. Idiot.", sagte ich zu Harry halb im Ernst.
„Aber ich weiss, dass du mich trotzdem magst.", Harry grinste mich an.
„Vielleicht.", antwortete ich und wir schwammen eine Weile im Teich umher.
Plötzlich merkte ich, dass ich ziemlich müde war. Deswegen suchte ich mit den Augen nach einem Stein, auf den ich mich stellen konnte. Harry konnte auf dem Grund stehen und schien zu merken, dass ich nicht mehr konnte. Er zog mich zu sich und setzte mich auf seine Hüfte. Ich wurde rot und er fing an zu grinsen. „Hör auf zu grinsen. Ich hasse es, wenn du...", ich hörte auf zu reden, weil unsere Lippen nur noch ein paar Zentimeter auseinander waren. Wir sahen uns tief in die Augen. „Y/N, du bist wunderschön.", murmelte Harry.
Anstelle einer Antwort küsste ich ihn. Es war ein langer, unglaublicher Kuss. Hauptsächlich an der Luft, aber manchmal auch unter Wasser. Mein Haut prickelte die ganze Zeit und mein Herz klopfte wie verrückt. Als wir uns nach einiger Zeit wieder von einander lösten, atmeten wir beide schwer. Jetzt grinsten wir uns beide an. Erschöpft zogen wir uns aus dem Wasser und warfen uns auf das Gras. Unsere Kleider waren durchnässt. „Wir müssen zurück ins Schloss. Die anderen schöpfen sonst Verdacht.", sagte Harry.
„Dann komm.", ich hievte mich hoch und streckte Harry meine Hand hin. Er ergriff sie und zog sich hoch. Hand in Hand liefen wir durch den Wald zum Schlossgelände zurück. Dort angekommen liessen wir uns los.
Als wir in den Gemeinschaftsraum kamen, fragten uns alle, wieso wir durchnässt waren.
„Harry ist beim Joggen gestolpert und fiel in den See. Da ich sehr heiss hatte, sprang ich kurzerhand auch hinein und wir schwammen ein bisschen.", behauptete ich.
Die meisten sahen uns etwas zweifelnd an, aber niemand sagte etwas. Also ging ich meinen Schlafsaal und zog mich um.
Den restlichen Tag verbrachten wir Gryffindors zusammen im Gemeinschaftsraum. Wir feierten das Ende des Schuljahres bis tief in die Nacht.

Am nächsten Tag im Zug freute ich mich auf Zuhause, aber ich wusste, dass ich meine Freunde und vor allem Harry vermissen würde. 30 Minuten vor der Ankunft in King's Cross ging ich auf die Toilette. Als ich fertig war und die Toilettentür öffnete stand Harry davor. Er drängte mich zurück in die Toilette hinein und schloss die Tür wieder.
„Ich wollte mich noch von dir verabschieden.", flüsterte Harry und küsste mich.
„Harry, du musst auf dich aufpassen. Vor allem jetzt, da Voldemort zurück ist. Ausserdem werde ich dich vermissen.", murmelte ich.
„Ich dich auch, Y/N."

Am Bahnhof umarmten Harry, Ron, Hermine und ich uns. Dann holten mich meine Eltern ab und brachten mich nach Hause.

Freundschaft oder Liebe?  (Eine Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt