16. Ablenkung. Die Lösung oder doch nicht?

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Als ich die Augen öffnete, merkte ich, dass ich in Hermines Armen lag. Sofort kamen meine Gefühle von letzter Nacht wieder hoch. Ich spürte, wie sich meine Kehle zusammenzog. Meine Augen begannen zu brennen und mein Herz fühlte sich an, als würde jemand mit einer Bohrmaschiene Löcher hineinbohren. Als ich versuchte die Tränen zurückzuhalten, zitterte mein Körper wie verrückt. Deswegen gab ich nach. Still liess ich die Tränen über meine Wangen in mein Kissen laufen und versuchte mich wieder zu beruhigen. Aber dann dachte ich wieder an Harry und hielt es nicht mehr aus. Ich musste mich einfach ablenken. Vorsichtig wand ich mich aus Hermines Griff und stellte meine Füsse auf den Boden. Als ich aufstand, dachte ich, ich würde gleich zusammenbrechen. Aber ich lief los. Zuerst ging ich ins Bad. Dort klammerte ich mich ans Waschbecken und schaute in den Spiegel. Ich sah furchtbar aus. Meine Augen waren aufgequollen und gerötet. Mein Gesicht war von roten Flecken übersät. Schnell zog ich mein Pyjama aus und stieg in die Dusche. Ich stellte das Wasser ganz kalt und versuchte so meine Gedanken darin zu ertränken. Als ich schon etwa zwanzig Minuten unter der Dusche stand, war ich halb erfroren. Aber für mich war das kalte Wasser befreiend. So wurde ich wenigstens ein bisschen abgelenkt. Ich stieg erst aus der Dusche, als mein Körper stark schlotterte und meine Zähne klapperten, ohne, dass ich es kontrollieren konnte. Während ich mir ein Handtuch umlegte, schaute ich in den beschlagenen Spiegel. Da ich praktisch nichts erkennen konnte, wischte ich kurz mit der Hand darüber. Meine Augen waren zwar immer noch so rot, wie zuvor, dafür waren sie nicht mehr so aufgequollen und mein Gesicht war auch nicht mehr fleckig.
Ich ging wieder zurück zum Schlafsaal. Leise zog ich mir eine Jogginghose, ein Shirt und eine Jacke an und schlüpfte aus dem Zimmer. Erst da schaute ich zum ersten Mal auf die Uhr. Es war fünf Uhr Morgens. Das bedeutete ich hatte noch viel Zeit, bis ich irgendjemandem begegnen musste. Ich huschte so schnell und so leise wie möglich durch die Gänge, um dann nach Draussen zu kommen. Es begann schon zu dämmern, als ich barfuss über das feuchte Gras lief. Ich wusste gar nicht, wohin ich wollte. Meine Beine führten mich in die verschiedensten Richtungen, ohne, dass ich es wahrnahm. Plötzlich stolperte ich. Als ich mich mit meinen Händen versuchte abzufangen, schnitten scharfe Steine in meine Hände ein. Glücklicherweise war nichts anderes verletzt. Ich setzte mich auf und betrachtete meine Hände. Sie bluteten ein wenig.

!!!evtl. TW (der kommende Teil ist nicht wichtig, d.h. ihr könnt ihn auch überspringen)!!!

Ein paar Steine steckten immer noch in meinen Handflächen. Aber es tat nicht wirklich weh. Als ich wieder an letzte Nachte dachte, drückte ich wie betäubt mit den Fingern meiner rechten Hand auf die Steine, die in meiner linken Handfläche steckten. Die Steine bohrten sich tiefer ins Fleisch. Ein scharfer Schmerz durchfuhr meine Hände, aber er gefiel mir. Der Schmerz in meinem Herz war schlimmer. Bevor ich die Steine endlich rausholte, wiederholte ich den Vorgang an meiner rechten Hand. Mein Blut tropfte auf das Moos unter mir. In der Nähe sah ich einen kleinen Tümpel, zu dem ich kroch. Ich streckte meine Hände, in das beinahe klare Gewässer, um das Blut abzuwaschen. Es brannte, aber ich genoss den Schmerz. Energisch schrubbte ich mit meinen Finger über die Wunden.

TW fertig

Mit sauberen und steinbefreiten Händen lief ich zurück zum Schloss. Als ich wieder in meinem Schlafsaal war, sass Hermine auf meinem Bett und schaute mich verwirrt und verärgert an. „Y/N, wo warst du? Wieso bist du angezogen und wieso sehen deine Füsse aus, als hättest du eine Wanderung durch Matsch hinter dir? Es ist erst sieben Uhr. " Ich schaute auf meine Füsse. Vielleicht hätte ich Schuhe anziehen sollen. Ohne auch nur auf eine ihrer Fragen einzugehen, lief ich ins Bad und schrubbte meine Füsse sauber. Dann stülpte ich Kuschelsocken über meine Füsse und ging zurück zu Hermine, die immer noch auf meinem Bett sass. Ich setzte ein Lächeln auf. „Alles ist gut, Hermine. Ich musste nur meinen Kopf frei bekommen."
„Du weisst, dass du immer mit mir reden kannst, wenn du willst, okay?"
Ich nickte und fuhr mir durch die Haare. Hermines Blick blieb an meinen Händen hängen. „Was ist mit deinen Händen passiert?"
„Ich bin vorhin nur über eine Baumwurzel gestolpert und mit meinen Händen in spitzen Steinen gelandet.", antwortete ich.
Hermine lief zur Tür. „Komm, Y/N. Wir gehen zu Madam Pomfrey. Dann tut nichts mehr weh und es entstehen keine Narben."
Widerwillig setzte ich mich in Bewegung. Im Gemeinschaftsraum sah ich Harry neben Ron sitzen. Sofort war ich unfähig mich zu bewegen und meine Augen füllten sich mit Tränen. „Alles ist gut, Y/n. Tief durchatmen. Ein....Aus....Ein....Aus...", flüsterte Hermine, während sie sanft über meinen Rücken strich. Nach einiger Zeit hatte ich meinen Körper wieder unter Kontrolle. Ich wollte einfach nur weg. Ich rannte los, aus dem Gemeinschaftsraum. Als ich durch die Gänge sprintete, fühlte sich mein Herz schon ein bisschen leichter an. Aber, als ich Hermine rufen hörte: „Y/N! Der Krankensaal ist hier. Lauf nicht weg.", wurde ich wieder in die Realität zurückgeworfen und mein Herz fühlte sich wieder so schwer an, wie zuvor. Als mir dann einfiel, dass ich an diesem Abend zusammen mit Harry bei Umb*tch Nachsitzen hatte, brach ich weinend zusammen.

Freundschaft oder Liebe?  (Eine Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt