Tatsachen

80 4 0
                                    

Chat Noir (Adrien)

Die Art wie Marinette Luka in Schutz nahm stört mich, zu meiner eigenen Verwunderung.
Der Gedanke hängt mir nach während ich mich über die Dächer von Paris schwinge mit einem gewissen Ziel vor Augen.
In einer Seitengasse, in die ich hinein springe, verwandle ich mich zurück und gebe meinem kleinen Freund sein wohl verdientes Stück Käse.
Das die Leute noch nicht schreiend davon rennen so sehr, wie ich nach diese Zeug stinken muss.
Sobald Plagg den Camembert verdrückt hat, schwirrt er in die Innentasche meines Hemdes um dort seinen Schlaf der Gerechten zu genießen.
Wie, als wäre ich eben nicht der Held von Paris gewesen, schlendere ich aus der Seitenstraße heraus und mische mich unter die Bewohner Paris.
Mit einem kurzen Blick auf mein Handy prüfe ich die Uhrzeit und verziehe ein wenig das Gesicht als ich bemerke, dass ich keine neue Nachricht erhalten habe.
19.55 Uhr.
Ich seufzte.
In genau fünf Minuten ist der Spezial-Fechtunterricht von Kagami vorbei. Also gehe ich die letzten paar Meter zu der Schule recht entspannt.
Kagamis Mutter steht meinem Vater in einigen Dingen nicht nach. Beide sind reich, halten sehr viel von sich und überhäufen ihre Kinder mit einer besonderen Art der Liebe. Wahrscheinlich können wir beide darauf verzichten.
Aber eben genau aus diesem Grund hat Kagami diesen Sonderunterricht.
Ihre Mutter erlaubt die Beziehung zu mir nur dann, wenn ihre Tochter weiterhin die Beste im Fechtkurs ist.
Ich stecke meine Hände in die Taschen und knirsche mit den Zähnen. Es stört mich das wir selbst in unserer Beziehung nicht wirklich frei entscheiden dürfen.
Immer haben wir jemanden im Hintergrund der mit prüfenden Augen auf uns blickt und vielleicht sogar die Strippen zieht, wenn es drauf ankommt.
Das ich durch diese Gedanken schon vor der Schule stehe, bemerke ich erst dann, als ich gegen die Treppenstufen stoße und fast hinfalle.
Rechtzeitig fange ich mich ab und muss über mein eigenes Missgeschick lachen.
„Du solltest nicht darüber lachen. Du hättest dich verletzten können", höre ich meine Freundin sagen.
Ich schaue aus meiner gekrümmten Position auf und ziehe eine Augenbraue hoch.
„Ach komm. Ich war fast so geschmeidig wie eine Katze", versuche ich zu scherzen. Doch von dem Mädchen, was behauptet mich zu lieben, kommt keine Reaktion.
Stattdessen werde ich mit einem recht gleichgültigen Blick gestraft.
Na toll.

„Ich denke nicht das du eine Katze bist", entgegnet Kagami.

„Ich sagte ja auch nur ‚wie'. Das sollte ein Scherz sein.."

„Aha? Solche Scherze passen nicht zu dir".

Warum passt so etwas nicht zu mir? Ich bin Chat Noir! Und wenn ich er bin, kann ich so sein wie ich wirklich bin.

„Wieso?", frage ich schließlich. „Ich bin durchaus sehr humorvoll. Das ist meine Art - meine richtige Art"

Schweigen.
Ein prüfender Blick von Kagamis Augen während sie auf mich zu kommt. Vor mir bleibt sie stehen und legt eine Hand an meine Wange.
„Aber das ist nicht der Adrien den ich liebe", dann lächelt sie. Sie lächelt so, dass es ihre Augen nicht erreicht.
Ich nehme ihre Hand von meiner Wange und schüttle den Kopf.
„Das bin ich aber...", ich senke den Blick.

„Dann tut es mir leid. Aber mit diesem Adrien kann ich nicht zusammen sein".
Ihre Stimme klingt genauso lieblos wie ihr Lächeln aussieht. Aber es stört mich nicht.
Ebenso wenig, dass sie anscheinend gerade mit mir Schluss gemacht hat.
Was mich an der ganzen Sache aber ziemlich verletzt, ist die Tatsache, dass sie mich so wie ich wirklich bin, nicht lieben will. Oder kann.
Mit einem Mal umarmt sie mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Zum Abschied.
„Es verletzt mich Adrien, dass du glaubst jemand anderes zu sein der du nicht bist. Ich fand unsere Beziehung wirklich schön und ich hoffe, dass wenn du wieder bei klarem Verstand bist an mich denkst. Ich werde warten"
Fassungslos schaue ich ihr nach.

„Maaaan, Alter! Das nenne ich mal eine Eisprinzessin - dagegen war die Wetterfee überhaupt nichts", höre ich meinen Kwami aus der Brusttasche maulen. Das kleine Köpfchen folgt sofort und ich schaue ihn an.
„Da fröstelt es einen ziemlich. Aber mach dir nichts draus! Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende... oder so ähnlich", er grinst und ich, ich zucke unweigerlich zusammen als hinter mir ein lauter Knall zu hören ist.
Erschrocken drehe ich mich um und sehe ein riesiges Sentimonster in Form einer Gliederpuppe. Meine Augen weiten sich als ich sehe WO dieses Monstrum steht und wo sich der Rauch dichtet.
Das Kino.
Wissend schaut mich mein Kwami an „Also keine Stärkung mehr in Form von Käse....", jammert er und schwebt, mit hängendem Kopf, vor mein Gesicht.
„Tut mir leid Plagg. Aber das ist wichtig! Plagg, verwandle mich!"

Der schwarze Anzug schmiegt sich erneut an meinen Körper und ich spüre wie die Kraft der Zerstörung durch diesen hindurch gleitet.
Jedes Mal aufs neue ist dieses Gefühl unbeschreiblich. Obwohl ich weiß, dass diese Verwandlung meist wegen Akuma-Angriffen zustande kommt, freue ich mich jedes Mal ein wenig.
Aber genug der innerlichen Freundensprünge - ich muss zum Kino.
Mit gezielten Sprüngen, durch die Hilfe meines Stabs, haste ich voran.
Das Monster zerschlägt in dieser kurzen Zeit alle umliegenden Gebäude während die Menschen bei Berührung zu Holzpuppen werden.
Ich wusste es!
Ich wusste, dass es nicht gut ausgehen kann wenn Marinette mit..... Luka?!
Verwundert bleibe ich auf einem noch ganzen Gebäude, in Katzenartiger Position, sitzen und schaue den Jungen an.
Er steht in mitten der Trümmer und stellt sich dem Sentimonster entgegen.
Aber Marinette fehlt.
Ich mache einen eleganten Schritt nach vorne und lande, wie von Katzen nicht anders zu erwarten, auf beiden Beinen neben ihn. Lässig stütze ich mich auf meinen Stab.
„Mutig sich so ganz allein dem Ding zu stellen", schnurre ich dem Jungen etwas vor.
„Ist das dein Date?", dabei zeige ich auf das Monster vor uns in der Hoffnung, dass mein Scherz auch wirklich ein Scherz bleibt.
Die Vorstellung das Marinette akumatisiert wurde, lässt Wut in mir aufsteigen. Denn das würde bedeuten, dass Luka ihr auf irgendeine Art und Weise sehr weh getan haben muss.

„Nein. Marinette habe ich in Sicherheit gebracht", sagt der blauhaarige Typ neben mir. Sein Blick in meine Richtung ist vollkommen ernst und kurz flackern seine Augen zu meiner Waffe.
Es wirkt, als würde er sich gerade einen Plan zurecht legen.
Doch bevor er etwas anstellen kann, werfe ich ihn mit meinem gesamten Körpergewicht zu Boden denn der Gegner hat zum Schlag ausgeholt.
Ich schaue hoch und versuche die Person ausfindig zu machen, welche akumatisiert wurde. Nur bis auf das Monster, sehe ich niemanden.
Ich greife meinen Stab und lasse ihn so ausfahren, dass er zu einer Art Telefon wird.
„Hey M'Lady. Ich habe hier ein kleines Problem und könnte ein wenig Hilfe gebrauchen". Zusätzlich gebe ich den Standort durch wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass sie diesen auch so finden würde.
Luka hat sich ebenfalls vom Boden aufgerafft und bedankt sich nun bei mir.
Ich winke ab.
Er nickt mir zu und beginnt damit das riesige Teil vor unserer Nase abzulenken. Währenddessen versuche ich das Ungetüm auf irgendeine Art und Weise zu zerstören.
Doch es will mir erst Mal nicht gelingen weshalb ich zurück an Lukas Seite springe.
„Das klappt nicht...", murre ich.
Im gleichen Augenblick erscheint neben Luka eine Person in rotem Anzug.
Ladybug.

„Das Monster wird sicher durch etwas gesteuert. Wenn wir das Zerstören, können wir es aufhalten".

Ihre Stimme gleicht der eines Engels.

Ich schaue zu beiden herüber und runzle die Stirn als ich sehe, mit was für einem Blick Luka meine Lady anschaut.
Er lächelt ganz sanft und ich glaube, sie lächelt ihm ebenfalls auf diese Art an.
Ich bin genervt.

„Hallo, M'Lady", ergreife ich das Wort und greife nach Ladybugs Hand um einen Kuss drauf zu hauchen.
Wie immer rollt sie mit den Augen aber grinst.
„Hör zu Kätzchen. Du musst das Monster noch eine Weile beschäftigen während ich Luka in Sicherheit bringe...", entgegnet sie.
Wie immer stimme ich ihr zu und beobachte, wie sie mit dem Jungen im Schlepptau, verschwindet.
Wahrscheinlich erhalten wir gleich einige zusätzliche Chancen was unseren Sieg deutlich steigern wird.

Doch bis dahin, zählen erst Mal das Monster und ich.

The Traces of Fate - Miraculous FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt