The Traces of Fate - Miraculous FF

Zwickmühle

Marinette (Ladybug)

Es war schon nach 23 Uhr als ich die Tür zum Eingang der Wohnung öffne. Meine Mama sowie mein Papa sitzen vor dem Fernseher und verfolgen gebannt die aktuellsten Nachrichten: Ladybug und Chat Noir retten Paris erneut vor Shadow Moth!
Stolz lächle ich in mich hinein bis der Blick meiner Eltern zu mir gleitet. Mit zuerst besorgten Mienen und dann erleichterten kommen sie zu mir geeilt. Wie immer nimmt mich mein Vater komplett in Beschlag so, dass meine Mama keine Chance hat mich in die Arme zu schließen. Aber an ihrem Blick erkenne ich deutlich, dass ihr das nichts ausmacht. Sie wirkt einfach nur heil froh.

„Oh Marinette!", beginnt mein Papa. „Zum Glück geht es dir gut!"
Warum sollte es mir nicht gut gehen, frage ich mich selbst und schiele unauffällig zu meiner Hängetasche, aus der mich zwei Knopfaugen anblicken. Gefolgt von einem süßen Lächeln und Schulterzucken.
„Papa du erdrückst mich noch...", versuche ich mich aus der Umarmung zu befreien. Sorgsam stellt mich mein Vater auf die Beine. Meine Mutter fährt mir liebevoll mit ihrer Hand über meine Wange.
„Wir hatten schon Sorge du wurdest von dem Monster erwischt. Und das ausgerechnet bei deinem Treffen mit Luka", die kleine schwarzhaarige Frau legt ihre Hand nun an die eigene Wange um ihren Kopf so ein wenig zu stützen.
Oh das meinten die beiden!
Stimmt, das heutige Date hatte ich nach dem ganzen Tumult komplett vergessen.

Tatsächlich hatten wir uns erst gestern gesehen aber schon für heute ein erneutes Treffen ausgemacht. Wir hatten uns bei André ein Eis geholt und an den Rand der Seine hingesetzt. Eigentlich war es ein schönes Date gewesen bis dann schließlich die Massen panisch an uns vorbei gerannt sind. Ich wusste sofort das etwas nicht stimmte und wollte mich schon wieder verstecken um meine Verwandlung vollziehen zu können. Doch Luka hielt mich zurück, denn er wollte mich nicht alleine in den Kampf ziehen lassen. So gab ich schließlich nach, gab ihm das Miraculous der Schlange und zu Lukas Überraschung tauchte auch Rena Rouge auf. Sie erklärte das sie das Monster in den Nachrichten gesehen hat und zu Hilfe eilen wollte - dabei schaute mich mein Freund fragend an. Doch ich schüttelte nur meinen Kopf denn auch wenn er nun meine Identität kennt, muss die meiner anderen Verbündeten geheim bleiben. Auch wenn Shadow Moth nun wusste wer sie waren - das reicht als Gefahr schon aus.

„Macht euch keine Sorgen! Luka hat für uns ein sicheres Versteck gefunden und wir haben uns erst heraus getraut, als die Gefahr wirklich vorüber war", versichere ich meinen Eltern was sie noch mehr beruhigt.
Einige Zeit lang reden wir noch miteinander, ich habe noch ein wenig gegessen und bin dann hoch in mein Zimmer. Jetzt liege ich in meinem Bett und starre an die Decke. Mir gehen die letzten Minuten mit Viperion nicht aus dem Kopf. Als Ladybug habe ich bis jetzt nur Chat Noir geküsst und an das eine Mal kann ich mich nicht mal mehr erinnern.
„Marinette das war ziemlich unvorsichtig von dir", höre ich Tikki neben mir sagen. Sie sitzt auf meinem Kissen, rechts von meinem Ohr und beobachtet mich. Ich erwidere nichts denn ich weiß das sie Recht hat. Ziemlich sogar.
„Du kannst als Ladybug nicht einfach Viperion küssen. Was wenn Shadow Moth das mitbekommt und dann eins und eins zusammen zählt!". Nun schimpft sie und ich beisse mir auf die Lippe.
„Ich weiß Tikki. Ich war nur so glücklich und überwältigt!"
Sanft streicht mit der kleine rote Kwami eine Haarsträhne hinters Ohr. Eine beruhigende Gäste die mich wissen lässt, dass sie mich weiterhin lieb hat und das auch wenn sie wütend auf mich ist, immer an meiner Seite bleiben wird.
„Ich freue mich wirklich für dich Marinette. Aber denk dran: DU bist die Hüterin der Miraculous! Bekommt Shadow Moth dich in die Hände, wird was ganz schreckliches passieren".
Ich seufzte „ich weiß..es tut mir leid". Mehr kann ich in diesem Moment nicht sagen denn ich bin mir meines Fehlers voll und ganz bewusst.
Shadow Moth weiß wer Luka ist und wenn er sehen würde, dass ich als Ladybug mit ihm zusammen bin, wäre es nur eine Frage der Zeit bis er weiß das ich Marinette bin. Das wäre schrecklich!
Genauso wenn es jemand anderes herausfinden würde....gut, Alya weiß alles was in meinem Leben als Superheldin gerade so passiert. Immerhin hatte ich ihr versprochen jegliche Geheimnisse ihr gegenüber sein zu lassen. Und bis jetzt habe ich mich daran gehalten.
Dennoch ist es alles andere als leicht.
„Du solltest dich ausruhen und versuchen ein wenig zu schlafen", rät mir meine kleine Freundin. Mit einem Nicken stimme ich zu doch eine Bewegung an meiner Dachluke lässt mich inne halten. „Versteck dich Tikki!".
Sofort verschwindet mein Kwami in irgendeine Ecke aus der sie zwar alles beobachten kann aber nicht entdeckt wird. Ich richte mich aus meinem Bett auf, öffne die Luke zu meiner Dachterrasse und entdecke einen schwarz gekleideten Jungen auf meiner Bank sitzen.
„Chat Noir?..."
„Prinzessin! Entschuldige ich wollte dich nicht erschrecken".
Verwirrt schaue ich meinen Partner an und steige die letzten paar Schritte auf, um mich zu ihm zu gesellen. Seit dem letzten Treffen haben wir so nicht mehr miteinander geredet was auch jetzt zu einem peinlich berührten Schweigen führt.
„Nun..."
„Nun..."
Beginnen wir beide gleichzeitig was uns schließlich ein Lachen entlockt. So wird die Stimmung ein wenig lockerer und ich zeige mit offener Handbewegung und einer Geste an, dass er zuerst beginnen soll. Er räuspert sich.
„Also...ich wollte mich für das letzte Mal entschuldigen", er lässt seinen Kopf hängen. „Du hast mich einfach so sehr an Ladybug in diesem Moment erinnert, dass ich einfach nicht nachgedacht habe"

„Aber du bist doch auch nicht mit Ladybug zusammen, oder? Also solltest du sie auch nicht einfach so...küssen"

„Ja, Nein. Du hast Recht", verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. „Aber es wird sich gerade eh keine Chance bieten wie es scheint..."

Nun hört er mitten im Satz auf und ich lege fragend meinen Kopf zur Seite. Seine Augen strahlen nicht mehr. Seine Haltung wirkt bedrückt, ja fast schon gebrochen. Mitfühlend lege ich eine Hand auf seinen Rücken. Hatte er schon immer so breite Schultern?
„Chat, was ist los?", versuche ich mein Glück. Ein winziges Lächeln, was eher traurig wirkt, huscht über seine Lippen.
„Prinzessin...was ich dir jetzt sage, wird dir vielleicht nicht gefallen...", er schaut mich nun mit sehr ernster Miene an. Nun packt auch mich ein wenig die Nervosität was dazu führt, dass ich innerlich ziemlich angespannt werde.
Hat sein Satz von eben etwa zu bedeuten das er weiß, wer ich bin und er sich deshalb keine Chancen mehr ausmalt?
„Oh..-ok?", kommt es stotternd aus meinem Mund. Meine Hand habe ich derweil wieder von seinem Rücken genommen, jederzeit bereit, das Weite zu suchen.
Ich schlucke.
Wenn er nun auch weiß wer ich bin, gebe ich meinen Posten als Hüterin freiwillig an Alya weiter. Denn dann wäre ich wirklich zu unfähig, ein Geheimnis länger für mich zu behalten.
„Nun", beginnt der in schwarz gekleidete Junge vorsichtig. „Dein Freund Luka..war mit Ladybug..und naja-."
Er schweigt und sieht mich vielsagend an.
In meinem Kopf arbeiten die Zahnräder auf Hochrotem. Seine Worte versuchen in meinem Gedankengang einen Sinn zu ergeben bis bei mir schließlich der Groschen fällt.
Luka, nein, Viperion und Ladybug haben sich geküsst.
Entsetzt weite ich meine Augen, starre den Jungen vor mir an während mir die Röte ins Gesicht steigt.
Anscheinend erweckt es bei Chat den falschen Eindruck denn dieser nimmt meine Hand und streicht in beruhigenden Bewegungen mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
‚Ich bin nicht wütend, Kitty. Ich versinke gerade im Erdboden!', gehen die Gedanken mit mir durch. Das er uns in dieser Situation gesehen hat, ist fast genauso schlimm wie wenn er wüsste wer ich in Wirklichkeit bin.
Mein Herz rutscht einige Etagen tiefer. Wie komme ich nun aus dieser Situation raus?
Erst ein Mal muss ich tief durchatmen. Chat Noir hat nicht verstanden das ich selbst hinter dem Kuss stecke - also so weit hat er schon Mal nicht gedacht.
Dennoch beiße ich mir auf die Unterlippe, senke meine Augenlieder und gebe ein Schluchzen von mir.
„Ich...ich werde mit ihm reden. Danke das du es mir gesagt hast aber ich muss aus seinem Mund hören ob es stimmt. Vielleicht haben sie sich auch nur umarmt. So als nette Geste unter Freunden? Immerhin hat er mich wieder in Sicherheit gebracht und wollte dann selbst nachsehen, ob er anderen Leuten helfen kann". Irgendwie versuche ich die Lage zu retten. Ich rede um den heißen Brei, Tische ihm weitere Lügen auf. Mir schwirrt dadurch schon regelrecht der Kopf.
Nun schaue ich meinem Partner in die Augen, erkenne ein kleines aufblitzen in seinen Pupillen. Er öffnet seinen Mund aber schließt in gleich wieder. Für einen kurzen Moment wirkt es nun bei ihm so als würden die Zahnräder in seinem Kopf arbeiten.
„Vielleicht hast du Recht und ich habe es nicht richtig erkannt", gibt er kleinlaut zu.
Doch an seinem Blick, der nun zum Boden gerichtet ist, erkenne ich, dass er sich ziemlich sicher ist. Nur darf er mir, Marinette, nicht die Superhelden-Identität von Luka verraten.
Chat Noir steht auf, verbeugt sich leicht vor mir und verabschiedet sich schließlich - „Auch wenn es mir widerstrebt dich jetzt alleine zu lassen, Prinzessin, ich sollte den Schlaf der letzten Nächte aufholen. Bis bald".
Kurz blicke ich dem immer kleiner werdenden Punkt nach und seufzte schließlich schwer, als er über alle Berge ist.

Ich stecke in einer verdammten Zwickmühle. Wäre Meister Fu doch noch da...