Chat Noir (Adrien)
Ein helles Licht bricht mit einem Mal durch die eben noch dunkle Wolkendecke die mir bis vor wenigen Sekunden noch das Gefühl gab, gleich wie ein begossener Pudel im Regen zu stehen. In der Eile habe ich nicht an einen Schirm gedacht. Warum auch, es war für die nächsten Tage eigentlich Sonnenschein angesagt, der sich wohl jetzt wieder blicken lässt.
Doch etwas an diesen Sonnenstrahlen stört mich. Sie sind zu grell, zu Weiß fast schon zu strahlend. Ich hebe mein Gesicht gen Himmel und bleibe mitten in meiner Bewegung stehen. Durch die Arbeit als Chat Noir habe ich schon einiges gesehen, aber das was sich hier vor meinem Auge zeigt lässt mich erschaudern. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich Todesangst verspüre. Mein gesamter Körper spannt sich an, jeder meiner Muskeln ist bis aufs äußerste gereizt was mein Herz dazu bewegt schneller zu schlagen. Während ich das Gefühl habe jeden Moment umfallen zu können, zeigt sich vor mir eine riesige Lichtkugel. Sie erstrahlt wie tausend kleine Blitze und wird zunehmend größer und somit erdrückender.
Dieses drückende Gefühl hält mich Minuten an Ort und Stelle bis mein Kwami vor meinem Gesicht auftaucht. Sein Blick wirkt verzweifelt, er brüllt mich anscheinend an aber durch das Rauschen das durch meine Ohren strömt versteh ich ihn nicht. Seine kleinen grünen Augen starren mich ängstlich an, seine winzigen Arme bewegen sich hektisch in alle Richtungen und nur langsam bekomme ich das Gefühl meines Körpers zurück. Ich nehme den Geruch von Schwefel wahr, schmecke die Säure auf meiner Zunge und dann höre ich auch die Schreie der Menschen.
Und Plagg.
„Adrien! ADRIEN BITTE!", seine sonst so piepsige und verzerrte Stimme klingt nun völlig schwer. „Verwandle dich! ADRIEN!". Er brüllt mich tatsächlich an, so wie ich ihn noch nie habe schreien hören.
„Plagg? Was...ist das?", bringe ich nur mit Mühe hervor. Immer noch glaube ich gleich meine Sinne zu verlieren. In meinem Bauch breitet sich ein unangenehmes Ziehen aus, wie als würde ich schon eine schlimme Vorahnung haben.
„Das war Nooro! Das ist seine Kraft!".
Nooro? Das ist soweit ich weiß der Kwami der bei Shadow Moth ist. Also hat er es geschafft etwas zu erschaffen, was sich schon allein vom Anblick nach dem Tod anfühlt.
Wie als wäre ich vom Donner geweckt worden, sprudelt in mir eine immense Wut auf, die mir meine Willensstärke zurück gibt.
„Plagg! Verwandle mich!".
Diesmal höre ich keine Widerworte meines Freundes. Ganz im Gegenteil. Er ist schon nahe zu meinem Ring geflogen, als wolle er sofort hinein schlüpfen sobald sich die Möglichkeit bietet. Ein seltener Anblick der mir die Sicherheit garantiert, dass dieser Akuma wohl ein harter Gegner wird.Zum sechsten Mal versuche ich nun Ladybug über meinen Stab zu erreichen. Immer wieder ist der Teilnehmer besetzt und ich hoffe inständig, dass ihr nichts passiert ist. Vielleicht ist sie auch einfach schon vor Ort und so im Kampf verwickelt, dass sie nicht die Möglichkeit hat abzuheben.
Während ich die Straße entlang eile, lösen sich einzelne Gebäude, Laternen und Autos wie Rauch auf. Ein beängstigender Anblick.
Kurz kneife ich die Augen zusammen um meine Gedanken neu zu sortieren ehe ich mit einem Satz auf ein noch vorhandenes Gebäude springe, welches nahe dem Eiffelturm steht. Hier hat sich dieses grelle Licht manifestiert, strahlt über ganz Paris und lässt alles Stück für Stück verschwinden. In dieser Kugel aus Licht schlagen immer wieder lila Blitze ein, die dem ganzen eine düstere Aura verleihen. Meine Lady habe ich auch hier noch nicht ausfindig machen können weshalb ich mir sicher bin, noch näher heran zu müssen.
Gerade setzte ich zum nächsten Sprung an als mich eine Bewegung aus dem Augenwinkel inne halten lässt. Mein Blick gleitet nach unten, fixiert die Person welche nun vor mir steht, nur ein paar Zentimeter unter mir.
Shadow Moth wie er leibt und lebt steht so Nahe, dass ich nur meine Hand nach unten ausstrecken muss um ihn zu berühren. Ein Grinsen des Sieges schleicht sich auf mein Gesicht, hätte ich nicht damit gerechnet dem ganzen ein so schnelles Ende bereiten zu können.
Ich bleibe in meiner hockenden Pose sitzen, beobachte den Mann vor mir noch einige Sekunden.
„Bist du hier um deine nächste Niederlage mit anzusehen?", spotte ich.
Doch etwas stimmt nicht. Shadow Moth versucht nicht vor mir davonzukommen. Stattdessen dreht er sich zu mir herum und blickt mich an. Ängstlich.
Ihn so zu sehen irritiert mich. Was ist los, dass er mich so ansieht? Wenn er glaubt ich würde ihn jetzt einfach umlegen um das ganze zu beenden braucht er sich keine Sorgen machen. „Gib lieber gleich auf. Du wirst keine Chance haben!". Ich versuche meine Fassung zu bewahren um mich von seinen Augen die immer noch auf mir Ruhen nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
„Das war ich nicht", gibt er mir mit zitternder Stimme als Antwort. Verwirrt blicke ich ihn an. Versucht er nun mich durcheinander zu bringen, ist das eine neue Masche von ihm?
„Hör zu Chat Noir! Das ist kein Akuma von mir!".
In seinen Worten liegt so eine härte drin, dass ich schwer Schlucken muss. Komischerweise reicht dieser Ton der Verzweiflung aus, dass ich ihm Glauben schenke.
„Wer soll es sonst gewesen sein? Der Osterhase?".
Der Mann schüttelt den Kopf. „Mein Kwami sagte nur ich soll mich beeilen und hier her kommen", nun lässt er seinen Kopf hängen, seine Schultern beben. „Ich weiß nicht was Noroo getan hat, aber hör zu Chat Noir!". Wie ein Zinnsoldat stelle ich mich auf, blicke Richtung der Lichtkugel als die nächsten Worte sich langsam in meinen Kopf schleichen. „Ich kann es nicht beenden. Ich habe es versucht aber sie ist gefangen in diesem Bann".
„Wer?", frage ich ihn monoton. Den Blick immer noch nach vorne gerichtet, zieht sich eine Gänsehaut über meinen Körper. Dann schließe ich die Augen, als der Name der Person über Shadow Moths Lippen kommt.„Ladybug"
Wieder rauscht es in meinen Ohren. So laut, dass ich glaube mein Trommelfell platzt jeden Moment. Mir ist schlecht. Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen um dem was vor mir liegt in die Augen zu sehen.
Schon wieder habe ich es nicht geschafft den mir so wichtigen Menschen beschützen zu können. Doch was war passiert das sie schon wieder ein Opfer dieser Kraft wurde? Was hat sie traurig gestimmt? War ich es? Luka? Oder vielleicht doch etwas ganz anderes?
Doch es bringt nichts sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Wichtiger ist es heraus zu finden, wie ich sie aus dieser Lage befreien kann. Mir bleibt definitiv keine Zeit.
Der Gedanke, dass sie wieder über Leben und Tod für sich selbst entscheiden muss, lässt mich an dem was oder wer wir nun sind zweifeln.
Jugendliche in unserer Altern haben eine so große Bürde auferlegt bekommen und dürfen nun mit unserem Leben dafür zahlen. Soll das fair sein?
Noch ein Mal hole ich tief Luft, öffne im selben Augenblick meine Augen und bereue es keine Sekunde später.
Das was ich nun sehe treibt mir die Tränen in die Augen.
Marinette, geziert von zwei schwarzen Flügeln schwebt inmitten dieses Lichts. Ihr Gesicht ist ausdruckslos, leer und es wirkt wie tot. Ihre Wange ziert ein Fleck den ich nicht definieren kann. Vielleicht ist es eine Verletzung.
Sie trägt ein schwarzes Kleid, das einen starken Kontrast zu der sonst so hellen Umgebung bildet.
Die umherfliegenden Teile, welche sich langsam auflösen, schweben um sie herum. Hinterlassen einen grauen Schleier der sie dazwischen aussehen lässt wie ein Gemälde. Sie ist auch jetzt wunderschön.
Wunderschön und ihren Augen zu urteilen nur noch eine Hülle ihrer selbst.„Gemeinsam?", reißt mich Shadow Moths Stimme aus meinen Gedanken.
Auch wenn ich mich dagegen sträube mit diesem Mann zusammen zu arbeiten, ist er nun meine einzige Chance das Mädchen zu retten. Ich nicke knapp.
„Gemeinsam".
Und dann stürmen wir auf meine Prinzessin zu.
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The Traces of Fate - Miraculous FF
FanfictionNach etlichen Fehlschlägen in ihrem Leben, schafft es Marinette nun ihr Glück mit Luka zu finden. Ganz zum Leidwesen von Adrien/Chat Noir obwohl dieser eigentlich mit Kagami zusammen ist. Dennoch verbindet ihn und Marinette eine tiefere Bindung, von...