Ladybug

83 6 3
                                    

Ladybug (Marinette)

- 15 Minuten vor Angriff -

Ich war im Moment des Kusses unfassbar glücklich. Als würde das Glück mich auf Wolken tragen und mir endlich mal das Schicksal ermöglichen, welches ich mir verdient habe.
Nachdem sich Luka von mir gelöst hat, habe ich ihm noch unendlich lange in die Augen gesehen, seine Hand gehalten und den Film gar nicht mehr wahrgenommen. Ich hätte mich ewig in diesem Moment festhalten können, der für Luka anscheinend genauso viel bedeutete wie mir.

Dann brach das Chaos aus. Keine zehn Sekunden später wurden Luka und ich aus unseren Sitzen geschleudert.
Unsanft sind wir auf den Reihen weiter vor uns gelandet, die Lehne direkt in meiner Magengrube.
Mir wurde schlecht.
Schnell hatte Luka mich am Arm gegriffen und wie ein Prinz in glänzender Rüstung versucht mich aus den Trümmern des Kinos zu holen.
Wir kletterten über Brocken aus Stein, wichen Holzfiguren aus die versuchten mich zu greifen und duckten uns vor den Armen des Monsters was das Dach einstürzten lies.
Was war geschehen?
Ich musste mir etwas einfallen lassen, damit ich mich in Ruhe verwandeln kann.
Kurzerhand täuschte ich ein Stolpern vor um mich aus dem Griff von Lukas Hand zu befreien.
„Geh! Bring dich in Sicherheit", schrie ich ihm zu. Ich wollte ihm glauben machen, dass ich nur eine Last wäre würde er auf mich warten. Doch, wer hätte es gedacht, drehte er um und hob mich wie eine Prinzessin hoch.
„Nicht ohne Dich!".
Bei diesen Worten schmolz ich beinahe dahin. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich dabei war, mich in diesen einfühlsamen, fast schon zu perfekten Jungen, zu verlieben. Oder war es bereits um mich geschehen?
Kurz glitten meine Gedanken zu Adrien, dem Jungen, dem ich mein Herz eigentlich geschenkt hatte.
Doch ich besann mich, hatte ich immerhin, zumindest jetzt, keine Zeit darüber nachzudenken. Es gab wichtigeres.
Und das war von hier erst Mal zu verschwinden.
Weg von dem Sentimonster und der Person, die akumatisiert wurde. Und somit auch weg von Luka.
Also ließ ich mich noch ein Stück von meinem ‚Retter' davon tragen bis wir draußen waren. Das Ausmaß der Katastrophe war kaum zu fassen.
Erschrocken schnappte ich nach Luft. Dann stemmte ich mich gegen Luka und sah ich entschuldigend an.
„Luka, bitte...du musst mich runter lassen".
Ich erkannte an seinem Blick, dass er mit sich rang. Das blau seiner Augen wurde dunkler, wie das Meer bei einem Gewitter. Mir war sofort klar das ich ihm, mal wieder, zu viel abverlangte.
Doch was blieb mir anderes übrig?
Luka wusste zwar das ich ein Geheimnis habe, welches uns das letzte Mal voneinander entfernt hat, doch auch dieses Mal durfte er es nicht erfahren.
Es schmerzte mich ihn so zu sehen.
Einen Moment lang ließ ich meinen Blick auf ihm Ruhen. Das Schweigen zwischen uns wurde unerträglich und gerade als ich Luft geholt hatte um das Wort zu ergreifen, kam er mir zuvor.

„ Marinette", seine Stimme klang etwas belegt, so als würde es ihm schwer fallen. „Ich vertraue dir! Also geh. Ich versuche das Ding solange abzulenken"
Dann ließ er mich vorsichtig runter. Seine Augen strahlten eine Sicherheit aus, die ich seit langem nicht bei ihm gesehen habe.
Ich umarmte ihn noch Mal und flüsterte „Danke, Luka! Ich...ich liebe dich".
Ohne auf seine Antwort zu warten, rannte ich davon um mich in einer etwas sicheren Umgebung in Ladybug zu verwandeln.
Sobald der schwarz gepunktete, rote Anzug an meinem Körper lag, widmete ich mich wieder dem Geschehen.
Chat Noir war schon da.
Ich erkannte das sich beide unterhielten, sah wie Chat versuchte das Sentimonster alleine auszuschalten doch es gelang ihm nicht.
So gesellte ich mich zu den beiden und sobald sie mich bemerkten, erklärte ich in knappen Worten was mir als Idee durch den Kopf schwirrte.

- Gegenwart -

Nun stehe ich hier vor dem Jungen, der mich mit seinen blauen Augen erwartungsvoll anschaut. Kurz bringt er mich so aus der Fassung, was ich aber definitiv gekonnt überspiele.
Ich lächle ihn an und öffne mein Yo-Yo mit einer fließenden Bewegung meines Fingers, welcher über die Hülle gleitet. Sofort öffnet sich die Außenseite wie die Flügel es Marienkäfers und heraus hole ich das Miraculous der Schlange.
Ich halte es ihm vertrauensvoll hin. „Luka Couffaine!  Hier ist das Schlangenmiraculous was dir die Kraft der zweiten Chance erlaubt!", beginne ich meinen Satz. „Du wirst es im Kampf gegen Shadow Moth benutzen und es mir am Ende wieder überreichen. Kann ich dir vertrauen?".
Lukas Hand greift nach dem Armband und nickt dabei zustimmend. Das seine Finger länger auf meiner Handinnenfläche verweilen, seine Augen die meine suchen, bekomme ich nur im Bruchteil einer Sekunde mit.
Der Lärm und die wütenden Schreie meines Partners, lassen mich den Blick abwenden. Nachdenklich blicke ich drein während ich mir Gedanken darüber mache, wie wir den Akuma erwischen können.
Das kurze Aufleuchten neben mir lässt mich wissen das mein Freund, innerlich quietsche ich bei diesem Wort, seine Verwandlung abgeschlossen hat.
Nun hatte ich noch Viperion an meiner Seite, der uns die Möglichkeit einräumt, die Vergangenheit innerhalb von 5 Minuten so oft zu ändern, wie wir wollen.
Er nickt mir zu und ich tue es ihm gleich.
Beide rennen wir gleichzeitig aus der Seitenstraße heraus, dem Monster entgegen. Wirklich weit kam ich allerdings nicht.
Chat Noir fliegt rücklings auf mich zu. Ich schaffe es gerade so ihn abzufangen bevor wir unsanft zu Boden gehen.
„So stürmisch mich wieder zu sehen, Kätzchen?", necke ich meinen Partner und schiebe ihn von mir runter.
„Du weißt doch. Ich liege dir zu Füßen M'Lady", kontert er scherzhaft, rafft sich auf um mich dabei mit hoch zu ziehen.
Schweigend steht Luka in seiner Heldenform neben uns und beobachtet uns eingehend. Ich räuspere mich und klopfe den Dreck von meinem Suit.
Gerade als ich den Blick wieder auf das Kampfgeschehen richte, trifft mich eine hölzerne Hand mit voller Wucht, so, dass ich einige Meter nach hinten geschleudert werde.
Zum Stillstand komme ich erst, nachdem ich an einer Mauer aufschlage.
Mir stockt der Atem. Das Gefühl das meine Lunge platzt während sie nach Luft ringt, ist beängstigend.
Kurz verschwimmt meine Sicht.
Als ich wieder klar sehe, stehen beide Helden an meiner Seite. Jeder von ihnen reicht mir rechts sowie links die Hand.
Ich glaube, ich habe ein De-ja-vu ~
Dieses Szenario hatten wir schon ein Mal. Nur ohne Heldenoutfits, ohne Monster aber dafür auf der Eisfläche.
Unweigerlich rolle ich mit den Augen.
„Mir geht es gut Jungs! Konzentriert euch lieber auf das Teil, was mich eben durch halb Paris befördert hat".
Meine Stimme klang höher als beabsichtigt aber ebenso schroff.

Nachdem sich beide von meiner Unversehrtheit überzeugt haben, folgen einige Ausweichmanöver bis wir an dem Monstrum von Holz angelangt sind. Natürlich achten wir darauf keiner der verwandelten Passanten in Mitleidenschaft zu ziehen.
Als ich nah genug an der großen Gliederpuppe angekommen bin, schwinge ich mich an dessen Gliedmaßen hoch zum Kopf. Geschmeidig lande ich auf meinen Füßen um von dort oben Ausschau nach der Person zu halten, die dieses Ding steuert.
Unter mir tobt weiter der Kampf welche meine beiden Partner perfekt meistern.
Während ich meinen Blick über Stadt gleiten lasse, welche in der Nacht von Lichtern glitzert wie der Sternenhimmel, bemerke ich einen Schatten. Meine Augen verengend, springe ich auf diesen Schatten zu. Dabei reiße ich die Person von den Füßen und bleibe hoch über ihr stehen.

Das Gesicht, die Mimik und auch das Outfit kommen mir sehr bekannt vor doch mein Kopf will einfach nicht darauf kommen.
Ich schmeiße meine Waffe hoch in die Luft und rufe „GLÜCKSBRINGER!"
Ein helles Licht erstrahlt, begleitet von einem magischen Glitzern. Dann halte ich einen Radiergummi in der Hand ~ das kommt mir auch ziemlich bekannt vor.
Suchend schaue ich auf die Person unter mir und erkenne dann, das Zeichenbrett an seinem Arm. Darauf zu erkennen eine Gliederpuppe welche rot mit schwarzen Punkten hervor sticht.
Ich schnappe mir die Zeichenutensilien, radiere die Figur weg was dazu führt, dass die große Puppe vor Chat und Viperion zum Stillstand kommt.
Chat Noir nutzt die Chance, ruft seinen Kataklysmus hervor was bei der Berührung dazu führt, dass das Sentimonster zu Asche zerfällt.
Zeitgleich breche ich den Stift. Hervor dringt ein violetter Schmetterling und eine lila Feder welche ich umgehend mit meinem Jo-Jo einfange um sie kurz darauf gereinigt in den Himmel steigen zu lassen.
Schon nach kurzer Zeit sind beide nicht mehr zu erkennen.
Vor mir liegt Nataniel, welcher sich verwirrt an die Stirn fässt.
Nach einem kurzen, von mir aufbauenden Gespräch, klärte sich die Situation und ich konnte ihn guten Gewissens, natürlich mit einem Talisman, gehen.
Auf dem Absatz drehe ich mich um, um zu meinen beiden Partnern zu laufen.
Allerdings finde ich nur Chat vor.
„Wo ist Lu...Viperion?", suchend schaue ich mich um. „Er war doch eben noch..."
Als mein Blick auf den Jungen in schwarzer Kluft gleitet, zuckt dieser nur mit den Schultern.
„Tut mir leid Pünktchen. Vielleicht war er doch der falsche..", er verstummt.
Verdammt!
Der Kater darf was das angeht nicht Recht behalten. Wenn doch, hätte ich mich erneut in jemanden getäuscht. Erneut mein Vertrauen in jemanden gelegt, der vielleicht....
Weiter möchte ich nicht denken.
Das Piepsen meines Ohrrings lässt mich aufhorchen. Den Kopf lasse ich ein wenig hängen.
„Ich werde mich darum kümmern. Danke Kätzchen", gebe ich meinem Partner zu verstehen und schon ertönt der nächste Laut aus meinem Ohrring und diesmal auch aus Chats Ring.

Abermals finde ich mich in der Seitenstraße wieder. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt seufzte ich.
„Tikki, verwandle mich zurück", gebe ich schwach von mir.
Mein Kwami schwebt ebenso müde in meine Hand, erhält aber sofort einen Keks von mir an dem sie sich stärken kann.
Der Abend war wohl gelaufen.
Ich hatte Luka sitzen lassen und Viperion wie es aussieht Ladybug.
„Es tut mir leid Marinette. Ich hätte mir wirklich gewünscht das dein Abend unvergesslich wird..."
„Das ist er. Leider nicht so wie geho-".
Weiter kam ich nicht denn es nähern sich Schritte wobei sich Tikki sofort in meine Tasche zaubert als wäre sie gar nicht erst in meiner Hand gelegen.
Ruckartig bewege ich meinen Kopf in die Richtung aus der die Schritte kommen.
Ich weite die Augen als Luka auf mich zukommt.
In meinem Kopf arbeiten die Zahnräder auf Hochtouren.
„Marinette!", ertönt seine Stimme. Stück für Stück kommt er näher bis er direkt vor mir steht.
„Ich denke das gehört dir?", fragt er mich. Sein Blick ist sanft wie immer während er auf meine Reaktion wartet.
Ich senke meinen Blick, sehe in seiner Hand das Miraculous liegen und zucke innerlich zusammen.

„W..wie kommst du denn darauf? Ist das ein Armband?", versuche ich mich doof zu stellen und lächle ihn süss an.
Doch von seiner Seite aus kommt kein Lächeln zurück. Stattdessen greift er meine Hand, dreht sie so das meine Handfläche nach oben zeigt um mir dann das Schlangenmiraculous hinein zu legen.
„Lass es mich anders ausdrücken Marinette. Ich glaube das gehört Ladybug".
Mein Lächeln gefriert. Wahrscheinlich mache ich jedem Eiszapfen gerade Konkurrenz.
Dann schlage ich die freie Hand vor meinen Mund um ein Keuchen zu unterdrücken den mit dem folgendem Satz der nun aus seinem Mund kommt, habe ich nicht gerechnet.

„Du bist Ladybug, Marinette".


——————————————————————
Autoren-Anmerkung!
Wie findet ihr die Geschichte bis hier hin? ☺️
Ich würde mich sehr über Feedback/Kritik freuen!

The Traces of Fate - Miraculous FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt