Vergiss Ihn doch

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Marinette (Ladybug)

„Wow, Girl", sagt Alya in ihrer typischen Pose. Die Arme vor der Brust verschränkt, einen allerdings so angewinkelt, das sie mit dem Finger auf mich zeigen kann. Eine Augenbraue ist fragend in die Höhe gezogen.
„Also um das noch mal zusammen zu fassen: du bist jetzt mit Luka zusammen, er weiß das du Ladybug bist und Chat Noir hat dich geküsst. Das ist ziemlich...verzwickt", versucht meine Freundin das ganze etwas milder auszudrücken. Mir bleibt nichts anderes übrig als zustimmend zu nicken.
Wir beide sitzen auf meinem Bett, angelehnt an die Wand. Die Sonnenstrahlen ergießen sich warm, durch das Dachfenster, auf uns.
Mitleidig seufzt das dunkelhaarige Mädchen neben mir.
„Na immerhin hast du es geschafft deinen Hintergrund zu ändern...", dabei fällt ihr Blick auf die restlichen Bilder von Adrien. Nur das kann sie mir nicht vorwerfen- immerhin sind wir da meist als Gruppe drauf und er zählt genauso zu meinen Freunden wie sie oder Nino.
„Das tut doch nichts zur Sache, Alya. Wie soll ich es Luka erklären? Soll ich es ihm überhaupt sagen?!".
Panisch blicke ich zu meiner Freundin. Diese lächelt sanft und legt mir eine Hand auf die Schulter.
„Süße, du MUSST es ihm sagen", sie nickt aufmunternd. „Es ist wichtig das du ehrlich zu ihm bist nachdem es jetzt alles schon seinen Weg gegangen ist. Wenn du es verheimlichst und er es auf anderen Weg heraus findet, was glaubst du was passiert? Luftsprünge wird er sicher keine machen".
Ayla hat Recht.
Es bringt nichts ihm etwas vor zu machen. Oder mir.
Die Katze muss, wortwörtlich, aus dem Sack und ich sollte wohl ab jetzt mit offenen Karten spielen.
Chat Noir sollte ich wohl auch besser zur Rede stellen nachdem er nach dem gestrigen Gespräch einfach so gegangen ist.
Natürlich werde ich mit ihm als Marinette reden, nur wie komme ich so am besten an ihn heran?
Ich runzle grüblerisch die Stirn.
Da packt mich Alya an den Händen, sie schaut mich dabei ernst an. „Lass nicht zu das Chat dir das Glück mit Luka kaputt macht!".
Automatisch nicke ich. Unfähig ihr zu sagen, dass wohl ich eher die sein könnte, die ihr Glück wieder auf eine Waagschale legt um zu schauen, was wohl mehr wiegt.
Mein Glück oder meine Probleme.
Ich tendiere insgeheim zu zweitem. Immerhin habe ich Chat Noir als Ladybug irgendwie die Erlaubnis gegeben mich noch Mal....
Ich breche den Gedanken ab. Stattdessen stehe ich voller Tatendrang auf und balle meine Hand zur Faust welche ich siegessicher in die Luft strecke.
Nichts hält mich von meinem Glück ab! Denn ich bin Ladybug!
„Ich werde mit Luka reden! Wünsch mir Glück!", bitte ich meine beste Freundin.
Sie grinst mich breit an, während sie ihre Daumen drückt.
Schnell springe ich von meinem Bett, schnappe meine Tasche und Tikki um sogleich aus meinem Zimmer zu stürmen.
Es bringt nichts sich weiter Gedanken darum zu machen.
Ich muss Taten sprechen lassen.

Zuerst habe ich überlegt als Ladybug über die Dächer zu sprinten um so schneller an der Seine zu sein. Doch es wäre wohl zu auffällig wenn mein Helden-Ich, ohne triftigen Grund, auf ein Hausboot spaziert.
So entschied ich mich dazu die Strecke zu Fuß auf normalem Weg zurück zu legen.
Je näher ich dem zu Hause von Luka komme, desto schwitziger werden meine Hände. Außerdem steigt in mir die Übelkeit auf aus Angst, dass die Wahrheit ebenso alles zerstören kann, wie eine Lüge.
Oder einfaches Schweigen.
Vor dem Hausboot bleibe ich stehen und schaue die Reling an welche das kleine Schiff ziert. Der Steg liegt ruhig als Platte zwischen sicherem Boden und Wasseroberfläche.
Es gibt kein zurück mehr!
Mit gestraften Schultern marschiere ich die Planke entlang um, so elegant wie ich bin, auf dem Boot die letzten Zentimeter zu stolpern. Das Gleichgewicht verlierend sehe ich den Boden auf mich zu brausen. Aus Angst gleich den schmerzhaften Aufprall zu spüren, schließe ich die Augen.
Doch anstatt das ich irgendwelche Knochen brechen höre, schlingen sich zwei starke Arme um mich und halten mich so von meinem Schicksal fern.
„Als Marinette ein Tollpatsch und als Ladybug die Königin der Standhaftigkeit", höre ich Luka an mein Ohr flüstern was dazu führt, dass mein Herz heftig anfängt zu schlagen. Mir steigt sie Hitze aus Scham ins Gesicht.
Gekonnt löse ich mich aus seinem Griff, wedle herum um meine Hände auf seinen Mund zu drücken.
„Pssst! Rede nicht über...Du weißt schon!"
Ich spüre wie er unter meiner Hand die Lippen zu einem Lächeln verzieht. Da wird mir bewusst, dass es gar keiner gehört haben kann.
Das Deck ist bis auf uns beide leer und die Worte hat er mir, für mich bestimmt, zugeflüstert.
Langsam löse ich meine Hand von seinem Mund während ich verlegen drein blicke.
Zur Begrüßung erhalte ich einen sanften Kuss auf meine Stirn. Meine Knie werden weich und wahrscheinlich lächle ich gerade wie ein Honigkuchenpferd.
Am liebsten würde ich diesen Moment für immer festhalten, doch die Realität trifft mich härter als manch anderen.
Ich spüre wie betrübt ich werde. Eigentlich könnte ich vor Verzweiflung jeden Moment los weinen.
„Luka...können wir reden?", frage ich meinen Freund vorsichtig. „Ungestört?".
Er tritt einen Schritt zur Seite und gibt mir so den Weg in seine Koje frei. Ich nehme die Einladung dankend an, folge dem Weg in sein Zimmer um darin dann unsicher herum zu stehen.
„Wir sind allein Mari. Entspann dich", er lächelt mich sanft an, setzt sich auf sein Bett und klopft einladend neben sich. Sobald ich neben ihm Platz genommen habe, greift er nach seiner Gitarre und spielt eine sanfte Melodie.
Die Anspannung in meinen Schultern lässt Stück für Stück nach. Luka weiß genau welche Verse er spielen muss um meine wirren Gedanken zu lösen.

„Worüber möchtest du reden?"

„Über zwei Dinge...ich denke ich fange mit dem leichteren von beidem an", ich schlucke hart. Mein Herz hämmert schmerzhaft gegen meine Brust.

„Nunja. Also..eigentlich gefällt es mir nicht das du mein Geheimnis kennst. Versteh mich nicht falsch! Ich habe mich erst vor kurzem Alya anvertraut und jetzt einen Fehler gemacht zu haben und meine Identität auffliegen zu lassen passt nicht zu mir. Nicht zu...Ladybug"

Luka hört mir schweigend zu, ohne mich nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Kurz befürchte ich er wird gleich aufstehen, mich raus werfen und mich nie wieder sehen wollen. Dabei ist die größere der beiden Bomben noch gar nicht geplatzt.
Nachdem er mich hat ausreden lassen, übernimmt er schließlich das Wort.
„Mari, ich kann verstehen das du dir Sorgen machst. Aber ich verspreche dir, dass niemand, wirklich niemand etwas von mir erfahren wird. Lieber sterbe ich als dich auffliegen zu lassen".
Nun brechen meine Dämme und ich kann die Tränen nicht zurück halten. Unbeholfen wische ich sie mir von den Wangen, doch es kommen immer wieder neue nach.
Einen Mann wie Luka an meiner Seite zu haben, ist wohl das größte Glück was mir widerfahren konnte, nachdem ich Tikki bekommen habe.
Und weil meine emotionale Mauer gerade mal so hoch ist wie ein Bordstein, sprudelt außer der Tränen auch gleich die nächste Hiobsbotschaft von meinen Lippen.
„Chat Noir hat mich geküsst...".
Völlig übermannt von meinen Schuldgefühlen, kann ich nicht mehr aufhören zu schluchzten. Die Nase hoch zu ziehen oder meine Tränen irgendwie weg zu wischen.
Doch, gegen all meinen Erwartungen und das obwohl ich Luka mittlerweile sehr gut kenne, nimmt er mich in den Arm und wiegt mich sanft hin und her. Er summt eine leise Melodie und das Brummen das durch seinen Körper gleitet, durchdringt auch meinen.
Langsam aber sicher beruhige Ich mich.
Mein hektisches nach Luft schnappen wird zu einen monotonen Ein-und Ausatmen.
Die Tränen kleben nur noch feucht auf meinen Wangen, während ich weiterhin von meinem Freund gehalten werde.

Irgendwann öffne ich wieder meine Augen und sehe direkt in Luka's Gesicht, welches neben mir liegt.
Anscheinend bin ich vor lauter weinen eingeschlafen, denn wir liegen Arm in Arm, Gesicht an Gesicht, auf seinem Bett.
Er hat seine Augen geschlossen. Sein Atem geht ruhig und beständig.
Vorsichtig hebe ich den Kopf um aus dem Bullauge zu schauen.
Es ist stockdunkel. Vermutlich haben wir es schon nach 22 Uhr.
Als ich meinen Kopf wieder zurück auf das Kissen lege, erschrecke ich leicht denn seine blauen Augen fixieren mich.
„Wie geht es dir?", fragt er voller Liebe in seiner Stimme und ich kann nur nicken um ihm zu signalisieren, dass alles ok ist.
Soweit.
Er legt seine Stirn an meine, streicht sanft über meinen Rücken, was mir eine angenehme Gänsehaut verschafft.
„Ich will dir helfen, dass du den Kuss zwischen dir und Chat vergisst".
In seiner Stimme schwingt ein Unterton mit, den ich nicht deuten kann.
Zögerlich nicke ich erneut, diesmal bereit etwas zu sagen. Oder eher zu fragen.
„Und..wie?"
Für einen Moment verharren wir beide komplett regungslos nebeneinander. Wir lauschen dem sanften Atemzügen des anderen, fast so, als hätten wir Angst sie könnten jeden Augenblick enden.
Dann, ich habe es kaum realisiert, liege ich flach auf dem Rücken während sich Luka, abgestützt auf beiden Seiten, über mich beugt.
Nun stockt mir der Atem.
„Ich werde dich um den Verstand bringen, bis du nur noch an mich denken kannst. Ich werde zu deiner Melodie".
Dann beugt sich der blauhaarige Junge zu mir herunter, überbrückt die letzten paar Zentimeter die uns trennen, und legt seine Lippen auf meine.
Zuerst so sanft wie im Kino. Der Kuss, der so herrlich süß nach Popcorn geschmeckt hat.
Schließlich wird er etwas forscher, grober und intensiver.
Bereitwillig öffne ich meine Lippen was ein leichtes aber freudiges seufzten mit sich bringt.
Das scheint meinen Freund eine Bestätigung zu sein, denn er verändert etwas seine Position um so in sanften Kreisen mit seinem Finger über meine Arme, meine Beine und meinen Bauch zu streicheln.
Auch die Berührungen nehmen immer weiter an Intensität zu.
Ich lege, wie ferngesteuert meine Arme um seinen Nacken und lasse mich vollkommen in dem Kuss verlieren.

Doch ganz weit im Hintergrund schleicht sich ein Gedanke durch meinen Kopf: würde Chat Noir genauso vorgehen?

The Traces of Fate - Miraculous FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt