Marinette (Ladybug)
Mit der Stirn voran liegt mein Kopf auf dem Schreibtisch. Meine Haare sind zerzaust und teils aus den Haargummis gelöst.
Vor mir flackert der Bildschirm meines Computers der, immer noch, das Sperrbildschirm von Adrien abspielt.
„Kopf hoch Marinette! Du weißt doch wie Chat Noir ist. Wahrscheinlich hat er es nur gemacht um dich zu ärgern", versucht mich mein Kwami aufzumuntern.
In einer rollenden Bewegung gleitet mein Kopf zur Seite, während ich Tikki anblicke und schmollend meinen Mund verziehe.
„Tikki, das ist eine Katastrophe! Ich bin mit Luka zusammen und habe einen anderen geküsst!"
Ich bin kurz davor in Tränen auszubrechen. Stattdessen schlage ich die Hände über meinem Kopf zusammen und gebe ein gequältes Jammern von mir.
Ich spüre wie kleine Hände versuchen mich zu beruhigen indem sie sanft über meinen Nacken streicheln. Es kitzelt.
Um nicht weiter in dieser Position zu verweilen, hebe ich meinen Kopf nun an und starre an den Bildschirm.
‚Das muss ich ändern', schießt es mir durch den Kopf. Sofort mache ich mich daran den Sperrbildschirm zu bearbeiten.
Kurze Zeit später wird er von einem Kleeblatt mit Marienkäfer drauf geschmückt.
Eigentlich ganz süß und meiner Heldenrolle eine schöne Gäste.
„Chat war schon am Tag meines Kinobesuchs so komisch. Du hast ja mitbekommen wie er versucht hat mich zu ‚warnen'". Mit meinen Fingern forme ich Gänsefüßchen.„Vielleicht bist du ihm einfach nur wichtig und er hat sich Sorgen gemacht?"
„Sorgen? Er hat Luka versucht schlecht dastehen zu lassen weil er schon zwei Mal ein Opfer von Shadow Moth wurde".
An Tikkis Blick erkenne ich, dass sie genauso wenig schlau aus Chats Verhalten wird, wie ich.
Aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen macht das ganze wohl nicht besser.
Wichtiger war nun, wie ich mit dieser Situation umgehen soll - besonders als Ladybug.
Genervt lasse ich den Kopf in den Nacken fallen, mein Blick an die Decke geheftet. Aus dem Augenwinkel sehe ich meine Dachluke die den Blick zum Sternenhimmel frei gibt.
„Meinst du er ist noch da draußen?", frage ich meine kleine Freundin die meinem Blick Richtung Dachfenster folgt.
„Vielleicht. Möglich wäre es..".
Das reicht mir als Antwort schon aus was dazu führt, dass meine Miene voller Tatendrang wird. Mein Kwami weiß sofort was Sache ist, weshalb sie aufgeregt auf mich zufliegt. Mit einem breiten Grinsen bleibt sie vor meinem Gesicht und ich erkenne das sie stolz auf mich ist.
Ich nicke ihr knapp zu und sage laut „Tikki, verwandle mich!"Nach etlichen Minuten der Suche, finde ich meinen Partner schließlich auf dem Arc de Triomphe. Mit einem letzten Schwung meines Jo-Jo lande ich hinter dem Kater, der am Rand des 50-Meter hohen Gebäudes sitzt.
Schon oft habe ich ihn an solchen Orten gefunden. Immer in ähnlicher Position und mit dem gleichen Lied welches er immer wieder aufs neue singt.
Doch mittlerweile jagt mir dieses Lied einen Schauer über den Rücken, trübt meinen Blick und lässt mein Herz schmerzlich zusammen ziehen.
Es erinnert mich unweigerlich an den Tag, wo ich Chat Blanc begegnet bin.
Auch jetzt trägt der leise Wind Chats Worte an mein Ohr: „Kleiner Kater auf dem Dach, ganz allein ohne seine Lady".
Mit kleinen Schritten nähere ich mich meinem Freund bis ich schließlich nah genug bin um mich neben ihn zu setzten.
Mit einem Lächeln auf seinen Lippen dreht sich der Junge mit schwarzer Maske zu mir.
„M'Lady, was führt dich her?".
Anstatt ihm eine Antwort zu geben, lege ich meinen Kopf auf seine Schulter wobei ich erleichtert meine Augen schließe.
Ein Glück - Chat ist immer noch Chat Noir in seinem schwarzen Anzug.
„Ich habe dich gesucht. Immerhin habe ich heute keine Nachricht von dir erhalten".„Also hattest du Sehnsucht nach mir?"
„Werd nicht frech Kätzchen!"
„Ich? Niemals, Pünktchen"
Einige Minuten sitzen wir schweigend nebeneinander bis ich mich schließlich aufrichte, mich leicht vor beuge um Chat ins Gesicht zu schauen.
Natürlich wirkt er nicht so fröhlich wie sonst. Eher nachdenklich und bedrückt.
„Chat.. was ist los?", stelle ich meine Frage.
Ich bin mir ziemlich sicher das ich seine Antwort schon kenne. Denn immerhin bin ich, oder eher mein Marinette-Ich, für seine emotionale Lage verantwortlich. Vermutlich würde ich nicht anders drein blicken würde man mich nach einem Kuss einfach so weg schicken.
Er seufzt, seine Augen leuchten vom Schein des Mondes noch intensiver.
„Ich habe einen Fehler gemacht. Denke ich", er lacht trocken auf. „Ich habe ein Mädchen ungefragt geküsst. Du kennst sie - Marinette - wir haben sie schon einige Male gerettet".
Nun lächelt er traurig drein, die Hände zu Fäusten.
Volltreffer, ich wusste es.
„Oh!", gebe ich gespielt erstaunt von mir.
„Und...wie hat sie reagiert? Hast du dich entschuldigt?"
Es ist schwer solche Fragen zu stellen, wenn ich die Antwort schon längst weiß. Trotzdem muss ich sie stellen, als Freundin die ihm zuhört und gleich mit einem Rat zur Seite steht.
Eine leichte Brise bringt Chat und meine Haare in Bewegung.
Er schüttelt den Kopf.
„Sie hat den Kuss von sich aus gelöst...erst nach einiger Zeit. Wahrscheinlich war sie zu überrumpelt als das sie sofort reagieren konnte. Und bevor ich etwas sagen konnte, hat sie mich weg geschickt. Verständlich, oder?", Chat Noirs Augen suchen meine. Eine Art der Verzweiflung liegt darin was mich dazu veranlasst, ihm mit meiner Hand sanft über seine Wange zu streicheln.
Ich hasse mich dafür das ich ihm schon wieder solche Schmerzen zugefügt habe.
„Chat, ich denke Marinette weiß das es dir leid tut. Was auch immer dich dazu vera...".
Da fällt mir mein Partner ins Wort.
„Ich weiß nicht wieso. Du weißt das mein Herz für dich schlägt. Nur wenn ich daran denke, wie Marinette mit Luka zusammen ist, setzt mein Hirn irgendwie aus!", er beginnt seine Haare zu raufen und brüllt gequält auf.
„Ich würde es gerne ungeschehen machen. Alles!"
Mit einem Ruck steht er auf, was mich ein wenig aus dem Gleichgewicht bringt. Bildlich sehe ich mich schon Richtung Boden stürzen.
Ich schaffe es gerade noch mich abzufangen und werfe Chat kurz einen vernichtenden Blick zu. Aber das ist in Anbetracht der Lage, keine feine Art von mir.
Ich stehe ebenfalls auf.
„Hör zu. Es lässt sich nicht ungeschehen machen. Pass nur auf, dass es nicht wieder passiert wenn sie es nicht auch will", gebe ich von mir.
Es überrascht mich selbst das ich ihm diese Art von Rat gebe, so, als würde ich noch Mal einen Kuss wollen. Sofern er mich vorab fragt.
Oder?
Jetzt bin ich wegen seiner Worte noch verwirrter als vorher, weshalb ich mir mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken massiere.
Doch das Chaos in meinem Kopf oder meinem Herzen bleibt.
Anscheinend war diese Geste nicht gerade produktiv bei der Sache, Chat aufzubauen.
Er fährt seinen Stab aus. In seinen Augen fehlt nun jeglicher Glanz.„Danke, Ladybug. Ich werde deinen Rat beherzigen".
„Chat. Warte!"
„Und es ist schön zu wissen, dass es dir egal scheint wen ich jemand anderen küsse. Schon klar, dass du keine Gefühle für mich hast. Aber es tut trotzdem weh".
Mit einem Satz springt mein Partner von dem hohen Gebäude. Ein eisiger Luftzug ergreift mich und am Horizont erkenne ich, wie die ersten Sonnenstrahlen sich den Weg in den noch dunklen Himmel bahnen.
Er hat mich lange nicht mehr Ladybug genannt.
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The Traces of Fate - Miraculous FF
FanfictionNach etlichen Fehlschlägen in ihrem Leben, schafft es Marinette nun ihr Glück mit Luka zu finden. Ganz zum Leidwesen von Adrien/Chat Noir obwohl dieser eigentlich mit Kagami zusammen ist. Dennoch verbindet ihn und Marinette eine tiefere Bindung, von...