Chat Blanc: Vertrau mir nicht

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Chat Nior (Adrien)

Es sind schon einige Stunden vergangen in denen ich nun hier auf dem Dach eines Hochhauses sitze und warte. Marinette liegt weiterhin hinter mir. Bis auf die paar Worte von vorhin, haben wir keine weitere Unterhaltung geführt.
Ich blicke hinab auf die Straßen der Stadt, warte darauf ein bekanntes Gesicht zu sehen aber es zeigt sich nicht.
Ob Marinette noch nicht vermisst wird?
In mir steigt eine ungeheure Wut auf, die sich mit den Gefühlen vom späten Nachmittag paaren.
Enttäuschung, Verlust, Sorge und...Verrat.
Der Verrat trifft mich am meisten, weil er damit einhergeht, dass keiner der beiden Frauen die mir im Leben so unendlich wichtig sind, wahrlich vertrauen.
Stattdessen bekommt ein dahergelaufener Junge, mit blau gefärbten Haaren, genau das, wofür ich Monat für Monat kämpfen muss.
Das er beide, sowohl Ladybug als auch Marinette damit verletzten kann, scheint ihm völlig egal.
Ich drehe meinen Kopf zu dem Mädchen was hinter mir liegt und mustere sie einen Moment. Seitdem sie wach geworden ist, lässt sie mich keine Sekunde aus den Augen. Ein stechender Blick der sich, wenn ich ihm die Möglichkeit biete, direkt in mein Innerstes bohrt.
So wie Marinette da liegt, sieht sie fast aus wie eine Puppe. Wunderschön und zerbrechlich.
Ich lächle sie an.
Aber anstatt das sie zurück lächelt, verfinstert sich ihr Blick. Doch zu dem Hass der in ihren Augen lodert, gesellt sich die Angst dazu.
Ich möchte ihr eigentlich keine Angst machen.
Mit den Armen gestützt stehe ich nun auf und gehe zu ihr herüber. Genauso wie sie mich im Blick hat, halte auch ich meine Augen an sie geheftet.
Wahrscheinlich bieten wir uns gerade einen Kampf, aber aus der Ausgangsposition betrachtet, bin ich es der die Oberhand hat.
Während ich zu ihr herüber gehe, spannen sich meine Muskeln bei jedem Schritt an und ich spüre wie der hautenge Anzug dadurch noch enger zu werden scheint.
Vor ihr gehe ich erneut in die Hocke, lege dabei sanft meinen Kopf zur Seite so das ich sie genau ansehen kann.
Ihr blauen Augen haben den typischen ‚Marinette- Glanz' verloren. Ihn habe ich besonders an ihr gemocht. Er strahlt immer eine starke Energie aus die sagt: Mich kriegt niemand klein!
Da habe ich mich aber wohl geirrt, denn sie liegt hier vor mir. Gebrochen, gefesselt in meiner Gewalt und ohne Aussicht auf Rettung.
Wo bleibt Ladybug?!
Gerade will ich mit meinem Finger über die Wunde streichen die ich ihr zugefügt habe. Es schmerzt mich ihr das angetan zu haben.
Sie zuckt zusammen und reißt ihren Kopf nach hinten. Meine Hand verharrt in der Luft.
„Fass mich nicht an", spuckt sie die Worte aus und ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
„So ein scharfer Tonfall steht dir nicht, Prinzessin".
„Und dir das weiß deines Anzugs nicht!", kontert sie.
Daraufhin schaue ich an mir hinab und lasse mir ihre Worte einen Moment durch den Kopf gehen.
„Weiss ist die Farbe der Reinheit. Ich bin rein, ohne Fehler und aufrichtig. Wie sieht es mit dir aus Marinette?".
Fragend schaue ich meine Klassenkameradin an die an meinen Worten zu knabbern hat. Ich sehe ihr an das sie die Worte sehr zu Herzen nimmt und dieses ein Stück mehr bricht.
Sanft greife ich sie, gestützt am Rücken, darauf bedacht das sie nicht vor mir weg zucken kann und setzte sie schließlich auf. Argwohn blitzt in ihren Augen auf.
„Ich dachte das es nach ein paar Stunden im Liegen ziemlich ungemütlich sein kann", gebe ich ihr zu bedenken. Das Mädchen stutzt, sieht anscheinend eine Chance wo keine ist.
Dennoch versucht sie es, sie erhebt die Stimme mir gegenüber. Zuerst ein Flüstern, da sie schon eine Weile schweigt und ihre Stimme erst zu neuer Kraft kommen muss.
„Chat, das bist nicht du. Komm bitte zurück, kämpf dagegen an!".
Für einige Sekunden blicke ich sie nachdenklich an.
Dann antworte ich schließlich „Ich will aber nicht".

„Chat bitte! Du darfst Shadow Moth nicht die Möglichkeit geben dich zu kontrollieren"

„Marinette. Die Verbindung zu ihm ist schon lange getrennt. Ich bin hier, weil ich hier sein will"

Ich sehe wie sich Verzweiflung in ihrem Gesicht breit macht. Wie sie das, was ich gesagt habe, nicht ganz versteht und versucht zu begreifen.
An den Fesseln, um ihren Handgelenke, ziehe ich sie näher zu mir.
„Shadow Moth hat keine weitere Kontrolle über mich", erkläre ich ihr ruhig. „Er hat keine Möglichkeit mehr in meinen Geist zu gelangen!".
Kurz ächzt sie unter meiner Berührung auf. Ich habe wohl zu viel Druck ausgeübt und lasse sofort locker als ich merke wie weiß ihre Finger werden.
„Ich will meiner Prinzessin nicht weh tun müssen", spreche ich meine Gedanken laut aus.
Als ich schließlich von ihren Händen wieder hoch in ihr wunderschönes Gesicht schaue, erkenne ich die Tränen in ihren Augen. Sehe wie sie in feinen Rinnsalen ihre Wangen hinablaufen, welche ganz gerötet sind. Liebevoll streiche ich die heisse Flüssigkeit mit meinen Daumen weg.
Von meiner Seite aus eine beruhigende Geste, doch es scheint das Gegenteil zu bewirken.
Die Tränen steigen immer schneller in ihre Augen, welche schon ganz schwollen wirken.
„Ladybug wird nicht kommen, Chat!".
Ich halte in meiner Bewegung inne, blicke sie an - ganz tief in ihre Augen - und erkenne, dass sie es völlig ernst meint.
Wütend hole ich aus und höre auch im Sekundenbruchteil den Schlag den ich ihr versetzte. Mit der Wucht des Schlages hat sie nicht gerechnet denn sie fällt zur Seite weg, keucht schmerzerfüllt auf und bleibt liegen.
Ein feiner Faden aus Blut läuft an ihrer Lippe entlang.
„Lüg mich nicht an!", schreie ich die Worte aus. „Lüg mich nie wieder an!".

The Traces of Fate - Miraculous FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt