Kapitel 7

7 0 0
                                    

Marius hielt das Motorrad fest. Ich war schonmal auf ein Pferd gestiegen, also tat ich dasselbe beim Motorrad. Ich stellte mich mit einem Fuß auf die Seite und schwang das andere Bein über den Sitz. Marius hatte große Mühe das Motorrad zu  halten. Beinahe wäre es mit mir umgekippt.
,,Was machst du denn da?!´´ rief er mir zornig zu. ,,Ich.. uhh... Ich weiß nicht  wie man das macht...´´ sagte ich entschuldigend. Der Sitz war total weich. Als ich abstieg half mir Marius, wofür ich ihm ziemlich dankbar war. Wir ließen Marius seine Motorradjacke und seinen Helm in Mimi´s Wohnung abladen und machten uns dann auf den Weg zum See. Wir setzten uns ans Wasser und es war erstmal ziemlich langweilig. Es war immer noch ziemlich heiß. Mimi trug unter ihrer Kleidung einen Bikini. Kurzerhand zog sie sich aus und sprang ins Wasser. Marius und ich wechselten verdutzte Blicke. Allerdings war es 36 Grad heiß im Schatten, also tat ich es Mimi nach. Ich hatte zwar nur Unterwäsche an und mich hatte noch nie Junge in Unterwäsche gesehen, aber ich dachte mir nur *Ist ja  eh nur ein Sport-BH*. Jetzt wurde Marius langsam rot. Ich fand es total  witzig. Nach einigen Runden, die ich geschwommen war, wollte ich raus. Mimi war schon zehn Minuten vorher aus dem Wasser gegangen, da sich ein Gewitter zusammenbraute. Blöderweise war der schlamm so rutschig, dass ich nicht rauskam. Mimi wollte mir helfen, aber ich wollte ihre Hilfe nicht  annehmen. Dann bot mir Marius seine  Hilfe an, die ich bereitwillig annahm. Ich wollte Marius komplett baff sehen. Deswegen lies ich mir von ihm auch helfen. Er war offensichtlich hin und weg. Das gefiel mir sehr. Jedoch rief ich mir wieder in den Kopf, dass er nicht im Ansatz meine Anforderungen erfüllte.
Trotzdem trafen wir uns regelmäßig nach diesem Tag. Man konnte es aus Zehn Kilometer spüren, dass er auf mich stand. Ich behielt mir trotzdem meine Anforderungen und so schob ich ihn auch auf Whatsapp in die Friendzone. Doch irgendwas hatte er... Wir trafen uns trotzdem weiterhin und irgendwann meinten alle, dass wir das Traumpaar schlecht hin seien. Dann, eines Tages übernachtete ich wieder bei Mimi. Marius war natürlich auch am Start. Jedoch wollte ich nicht, dass er geht, also fragte ich Mimi nach Erlaubnis und lud ihn ein bei ihr zu schlafen. Was Mimi mir in dem Moment nicht gesagt hatte, war dass ich und Marius nebeneinander auf der Couch schlafen würden. Dies erwähnte sie kurz vorm schlafen gehen ganz nebenbei. Ich und Marius starrten uns ungläubig an. ,,Nun... Ich habe kein Problem damit. ABER! Wenn du schnarchst, bring ich dich im Schlaf um!´´ verkündete ich angriffslustig. Marius lächelte mich etwas ratlos an, als hätte ich nen Knall. ,,Einverstanden.´´ sagte er etwas nervös. Marius, Mimi und ich saßen auf dem ausgeklapten Sofa und redeten, lachten bis spät in die Nacht. Dann hatte Mimi einen ihrer verrückten Spontaneinfälle. ,,Hey, wie wäre es, wenn wir nocchmal zum See gehen?´´ warf sie plötzlich ein. Es war drei Uhr morgens. Aber wir stimmten zu und setzten uns in der schummrigen Dunkelheit an den schwarz gefärbten See. Es war gemütlich und romantisch. Es war dennoch so heiß dass ich wiederholt mich meines Oberteils entledigte und nur im Sport-BH da lag. Wieder war Marius am sabbern. Ich schlief kurz ein. Als ich aufwachte waren beide am Handy. Dann wollten wir Fotos machen. Mimi versuchte mit ihren Fingern ein Herz zu formen. Es gelang ihr jedoch nicht. Es sah aus wie eine Spinne. Das wurde bei uns zum Insider. Aber das Highlight des Abends sollte noch kommen.

Auf dem Rückweg bemerkten wir ein paar kleine Lichter in den Büschen. Allerdings dachten wir uns nicht viel dabei. ,,RIESENGLÜHWÜRMCHEN!‘‘ rief Marius plötzlich und beugte sich runter, um das in der Tat riesige Glühwürmchen zu fangen. Ich hatte noch nie zuvor im Leben ein Glühwürmchen gesehen und war total fasziniert von dem pummeligen Käfer, der ein schwaches, grünes Licht ausstrahlte. Je mehr Zeit verstrich, desto heller leuchtete der Käfer. Irgendwann konnte man Marius Gesicht gestochen scharf sehen, so hell war es. Ich schaute mich um und bemerkte erst jetzt wie wunderschön alles um uns blinkte und leuchtete. Mit einem Mal waren die Büsche übersäht von leuchtenden Pünktchen. Es war atemberaubend schön. Ich machte ein Foto von dem Käfer, der in Marius Hand still da saß und vor sich hin blinkte. Ich durfte den Käfer dann sogar selbst in der Hand halten. Er war wunderschön. Die Umgebung hatte plötzlich etwas total mystisches. Nach einer Weile, hatte das leuchten etwas nachgelassen. Wir setzten den Käfer wieder zurück ins Gras und gingen weiter. Als wir in Mimi´s Wohnung ankamen, waren wir so kaputt, als wären wir einen Maraton gerannt. Mimi schlief sofort wie ein Stein. Ich zog mich auf ihrer Toilette um und Marius schlief einfach in seinen Klamotten. Er tat mir leid, weil es bestimmt der Horror war in Jeans zu schlafen. Er schlief allerdings auch sofort ein. Jedoch schnarchte er ein ganz kleines bisschen. Weil er nicht aufhörte, versetzte ich ihm einen Stoß in die Rippen. Er schreckte hoch und schaute sich verwirrt um. Ich tat so, als würde ich schlafen, damit er nicht auf mich sauer wurde. Dann legte er sich wieder hin, schlief ein zweites Mal ein und da lag ich nun: Allein in der Dunkelheit. Neben einem Typen, den ich garnicht kannte. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Ich wachte blöderweise immer wieder auf und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich mich im Schlaf an Marius rangekuschelt hatte. Er hatte zum Glück nichts mitbekommen und ich rutschte von ihm weg, nachdem ich hochgeschreckt war. Meine Gedanken flogen wie von alleine zu... Na wem wohl? Genau! Julian. *Warum ausgerechnet jetzt?* Das schwarze Loch, dass er hinterlassen hatte klaffte in meiner Brust. Ich konnte nach ihm rein garnichts mehr fühlen. Meine Sympathien für andere waren einfach ausgelöscht worden. Ich fühlte mich wie eine Leere Hülle. In den den Zeiten, in denen ich selten mal was fühlte, war das einzige Gefühl Schmerz. Ich hatte komplett vergessen, was Glück war. Ich glaubte einen Ansatz davon gespürt zu haben, als ich das Lichtermeer der Glühwürmchen sah. Ich schlief ein und als ich wieder aufwachte, hatte ich mich etwas näher an Marius gekuschelt. Ich akzeptierte es. Dann kam mir ein seltsamer Gedanke. *Was wenn ich mich komplett an ihn kuschle?* Ich rutschte also näher. Noch näher. Dann berührten wir uns. Ich erschrack. Dann schlug Marius die Augen auf und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Ich tat wieder so, als würde ich schlafen. Irgendwann wachten wir dann ein letztes Mal auf. Milena war schon lange wach. Ich konnte nicht klar denken. Ich hatte ständig diesen seltsamen Blick von Marius im Kopf. Was mochte er wohl bedeuten? Ich wusste es nicht und es fuchste mich. Dann viel mir das Kompliment ein, dass er mir nach dem Tag am See per Whatsapp gemacht hatte. Er gestand mir dass er noch nie zuvor ein Mädchen in Unterwäsche gesehen hatte. Ich war verblüfft und entschuldigte mich. Dann schrieb er dass alles gut sei und dass er meinen Körper, für den ich mich übrigens schämte, wunderschön fand. Dann schoss mir plötzlich ein Gedanke, den ich nicht denken wollte, in den Kopf. Hatte Marius etwa Gefühle
für mich entwickelt?

Wie man Reiswaffeln überlebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt