Kapitel 10

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Der 27.07.2019 besiedelte meinen ersten Monat mit Marius. Ich hatte noch nie zuvor eine Beziehung gehabt, die länger als zwei Monate ging. Doch die Zeit mit Marius raste förmlich. In null komma nix waren wir bei den Herbstferien angelangt. Meine Mutter und mein Vater flogen zu Freunden nach Spanien. Wir hatten ausgemacht, dass ich zusammen mit Mimi für die Woche in der Wohnung lebe. Marius war dann ziemlich oft bei uns zu Besuch. Ich behielt ihn dann einfach da. Also so eine WG mit der besten Freundin und seinem Freund zu haben ist schon ganz angenehm. Direkt am ersten Tag geschah jedoch direkt das Desaster. Marius und Mimi wollten schauen was zum kochen da war. Marius fiel dann eine Olivenölflasche auf den Bambusteppich. Der Boden und Teppich waren in Olivenöl getränkt. Während die beiden dann zuschauten packte mich der Putzteufel. Zwei Stunden war ich zugange. Zwei Stunden in denen ich grübeln konnte. Die Fettflecken waren weg und ich war ausgelaugt. Es war Zehn Uhr Abends. Wir schauten zusammen noch einen Film. Danach gingen wir nach draußen. Ich wollte umbedingt in eine Bar. Wir liefen ca. eine halbe Stunde und kamen bei einer Bar an, in die man schon mit Vierzehn rein konnte. Es war ziemlich leer, aber es war sehr gemütlich eingerichtet. Der einzige Anwesende war der Barkeeper. Es war bereits Ein Uhr morgens. Auf einem Flatscreen-TV wurde ein Footballspiel aus Amerika gestreamt. Wir saßen erstmal nur da und schauten dem Spiel zu. Dann bestellte ich eine Cola, Marius ein Wasser und Mimi wollte Apfelschorle aber leider gab es die nicht mehr. Marius gab aus. Ich fand es total süß, denn er bestand darauf. Die Bar hatte zwei Etagen und auf der zweiten Etage gab es eine Dartscheibe. Mimi und Marius spielten, während ich zusah. Ich konnte kein Dart spielen. Doch sie bestanden darauf, dass ich auch werfen musste. Ich warf ca. 10 mal hinter einander und traf alles was nicht die Dartscheibe war. Ich und Marius schlossen eine Wette um eine Bier ab. Wenn ich drei Mal die Dartscheibe hintereinander traf, dann würde er mir ein Bier ausgeben. Ich strengte mich ziemlich an. 1 – getroffen. 2 – getroffen. Ich schöpfte Hoffnung auf das Bier. Ich versuchte so gut wie möglich zu zielen. Marius kramte schon in seinem Portmonee. 3 – verfehlt. Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte ich nicht getroffen haben?! Mein armes Bier!!! Marius grinste mich an, jedoch sah er mir meine Sehnsucht nach Bier an. ,,Na gut. Du kriegst noch eine Chance zu treffen.´´ sagte er. Ich war ihm dankbar. *Komm schon! Ich brauch Alkohol! Triff bitte!* bereitete ich mich moralisch auf den Wurf vor. 4 – verfehlt. Marius brach in Lachen aus. Mimi auch. Ich traf nicht die Dartscheibe, aber dafür traf ich den Lautsprecher in der oberen linken Ecke des Raumes. Ich wollte im Boden versinken. Ich fand es total doof. Ich wollte doch nur Alkohol. Ich war sichtlich frustiert. Marius gab mir dann aber doch noch eine Cola aus, damit ich nicht zu frustriert war. Wir gingen nach einer weiteren halben Stunde wieder nach Hause. Mimi schlief im Gästezimmer mit Doppelbett und ich und Marius schliefen in meinem kleinen Kinderbett zusammengequetscht. Auch wenn ich kleiner war, nahm ich dennoch 80% des Bettes ein. In der Nacht viel Marius aus dem Bett, weil ich ihn so sehr an den Rand gedrückt hatte. Das erzählte er mir zumindest am nächstem Tag. Ich war mir wirklich sicher dass diese Beziehung das richtige war. Ich liebte Marius von Tag zu Tag immer mehr und ich war mir sicher dass uns so schnell erstmal nichts auseinanderbringen würde. Bald sollte ich eines besseren belehrt werden. Ich hatte mich nach langem hin und her überlegen dazu entschieden dem mit Julian endlich ein Ende zu setzen. Ich rief beim Friseur an. Es war  ein türkischer Friseur in meiner Nähe. Ich fuhr zwei Tage später dort hin, damit der Friseur den Preis abschätzen konnte, den ich für die Veränderung bezahlen würde. Ich hatte mich entschieden meine Haare von Blond auf Schwarz-grün um zu färben. Vom Ansatz bis zur Schulterhöhe sollten sie Schwarz sein und Ab da Limetten-grün. Ich entschied mich dazu, weil Schwarz und grün meine Lieblingsfarben waren. Schwarz sollte die alte dunkle Zeit symbolisieren in der ich viele Zusammenbrüche und Panikattacken hatte. Das Grün sollte das neue, lebendige Kapitel in meinem Leben symbolisieren. Jedoch konnte das Leben mir selbst das nicht gönnen. Nachdem ich zweihundert Euro für meine Haare ausgegeben hatte, entzündete sich meine Kopfhaut und reagierte allergisch auf die  schwarze Haarfarbe. Das geschah zwei Tage nach dem Besuch beim Friseur. Mir fiel ein, dass der Friseur mich nie gefragt hatte ob ich irgendwelche Allergien hatte, obwohl es Pflicht war. Er hatte nur  gefragt ob ich zum ersten Mal  meine Haare färbte. Meine  Kopfhaut begann zu jucken, wurde rot, gereizt. Letzten Endes schwoll mein Gesicht an. Es war mir peinlich irgendjemandem unter die Augen zu  treten. Dies hielt bis nach den Ferien an. Ich ging für eine Woche nicht in die Schule. Wir mussten sogar einmal in die Notaufnahme. Ich hatte Glück dass ich keinen Schock erlitt. Jedoch blieb die Tönung auf den Haaren und so hatte sich das Leiden gelohnt. Eines Abends saß ich am Pc. Ich schaute auf dem Server vorbei und nun... Ich erstarrte. R3iswaffel saß in einem öffentlich zugänglichem Channel und hatte andere dazu eingeladen mit ihm ein mittelalterliches Spiel zu spielen. Ich hatte dieses Spiel und niemand meldete sich. Ich hatte noch so viele Fragen und wollte es ein für alle Mal klären, denn für mich war es das noch nicht. Ich erzählte Marius erstmal nichts davon. Stattdessen wand ich mich an Mimi. Sie war skeptisch, jedoch hielt sie mich nicht ab. Ich trat dem Channel bei. Das erste was ich  zu hören  bekam war ein genervtes Stöhnen. ,,Hi´´ sagte ich gleichgültig und versuchte meine Panikattacke zu unterdrücken. ,,Hi na´´ kam es zurück. Erstmal gab es betretene Stille von beiden Seiten und wir spielten einfach. Dann fragte er plötzlich ,,Na wie geht es dir so?´´. ,,Na wie wohl?´´ fragte ich angriffslustig. Ich konnte mir den Ausdruck in seinem Gesicht genau vorstellen als er so verdutzt war dass er nicht antwortete. Ich verspürte Genugtuung als dann ein ,,Ja... haha... sorry nochmal.´´ kam. Jedoch konnten diese Worte nichts wieder gut machen. Im Spiel waren wir beide im blauen Team. Ich hatte mir gerade ein Pferd geschnappt und ritt in das Gemetzel. Ich konnte ein paar Spieler des roten Teams überrennen, dann lief ich in R3iswaffel hinein. ,,Pass doch auf du kleiner Giftzwerg.´´ sagte er  belustigt. ,,Ich bin kein Giftzwerg.´´ sagte ich empört. Als wir beide am selben Punkt wieder auferstanden wareb, stieß ich mein Schwert in seinen  Spielcharakter. Er köpfte mich daraufhin. ,,Arschloch...´´ murmelte ich verdutzt. Er lachte nur. Ich änderte meinen Charakter in einen axtschwingenden Barbaren. Mit ihm lief ich in die Goldmiene und schlachtete ettliche Rote ab. Die Todesanzeigen wurden überflutet von roten Namen. Nachdem ich fertig war, ging ich zu einem abgelegenerem Eingang zur Miene. Unsere Mission war es die Miene zu verteidigen. Auf einmal stürmten 3 rote Soldaten den Eingang. Ich hatte allein keine Chance und dann kam auch schon R3iswaffel und schlachtete zwei von ihnen ab. Dem dritten versetzte ich einen Gnadenstoß von hinten. Sein Kopf rollte zur Seite. Ich hatte Marius nebenbei erzählt dass ich mit Julian spielte und etwas redete. Marius nahm es garnicht gut auf und meinte er müsse sich erstmal beruhigen.
Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, aber es würde wahrscheinlich nie wieder die Gelegenheit geben. Nach einiger Zeit verstanden wir uns schon wieder ganz gut. Julian und ich schlachteten in Teamarbeit die roten ab. Manchmal auch uns gegenseitig. Ich lachte viel. Ich merkte dass ich zu viel lachte. Das setzte mir zu. Dann machte er plötzlich ein Insider-Witz aus alter Zeit. Ich schwieg und fing wieder an zu zittern. ,,Zu früh?´´ fragte er besorgt. ,,Ja..´´ sagte ich eingeschüchtert. ,,Ok, tut mir leid.´´ widerholte er. Ich fragte ob er noch mit Franzi zusammen sei. Wie erwartet war die Antwort ja. Dann fragte er ob ich es bekommen hätte. Ich fragte was und dann kam direkt ein ,,Ach nichts, nichts.´´ von seiner Seite. Dann verabschiedeten wir uns. Jedoch schrieben wir noch ein wenig. Ich fragte mich den ganzen Abend  lang, was er wohl gemeint hatte und ob ich es je erfahren würde. Meine Zuversicht war alleridings nicht allzu groß.

Wie man Reiswaffeln überlebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt