[~1.Kapitel~]

31 4 0
                                    

"Livia!" Erschrocken klappte ich mein Buch zu und ließ es unter der Decke verschwinden. Keine Sekunde später öffnete meine Mutter die Tür. "Hi Mom", zwitscherte ich und setzte ein Lächeln auf.

"Wieso bist du noch nicht fertig? Wir müssen in einer Stunde los!" Mit offenem Mund stand sie im Türrahmen und schnappte perplex nach Luft als sie bemerkte, dass ich noch immer meinen Pyjama an hatte. "Muss ich da wirklich hin?" Ich hatte überhaupt keinen Bock. Lieber würde ich hier bleiben und lesen, als bei dieser Dinnerparty in der Ecke zu stehen und mich mit Leuten zu unterhalten die meine Großeltern sein könnten.

"Du kommst mit! Keine Widerrede! Und jetzt geh dich fertig machen." Mit einem großen Knall verließ sie mein Zimmer. Stöhnend krabbelte ich aus meinem Bett und schleifte mich ins Bad. Frischgeduscht und hübsch gemacht ging aus dem Zimmer.

Umständlich stöckelte ich nach unten, wo meine Eltern bereits warteten. "Na endlich. Wir sind schon eine halbe Stunde zu spät." maulte mein Vater. Es wunderte mich, dass er überhaupt mitkam. Normalerweise sitzt er um diese Uhrzeit im Büro und überlegt wen er als nächstes zur Schnecke machen könnte.

Im Auto schwiegen wir uns gegenseitig an. Jeder starrte stur aus dem Fenster und schaute den Regentropfen an der Autoscheibe zu. Ganz London war in ein tristes grau getunkt und nur wenige Menschen hatten sich bei diesem Unwetter raus getraut.

Nach weiteren langen fünfzehn Minuten fuhr der Fahrer in die Einfahrt eines großen Anwesens. "Wir sind da. Mr Jones." erwähnte der Fahrer und blickte in den Rückspiegel. Es konnte ihm anscheinend auch nicht schnell genug gehen hier weg zu kommen. "Danke John." bedankte ich mich beim Fahrer. Wie gern würde ich gerade mit ihm tauschen. Denn im Gegensatz zu mir, kann er jetzt Heim fahren und muss nicht in dieses Irrenhaus.

John öffnete uns die Autotür und half uns aus dem Wagen. Ich stieg als letzte aus dem Auto. John reichte mir einen Regenschirm und blickte mich mitleidend an. "Falls du früher weg willst ruf mich an." flüsterte er. Am Liebsten hätte ich sein Angebot gleich angenommen, aber wie . Leicht nickte ich und nahm den Regenschirm entgegen.

Schnell dackelte ich meinen Eltern nach. Gerade als ich sie eingeholt hatte, öffnete sich auch schon die Haustür und eine Frau kam auf uns zu gerannt. "Bella, Süße." begrüßte Mom ihre Freundin mit einem Küsschen rechts und einem links. Als nächste schmuste sie Dad ab und zu guter letzt auch mich. Angewidert verzog ich mein Gesicht und bekam direkt einen Ellbogen in die Seite. "Hallo Mrs. Anderson." begrüßte ich sie übertrieben freundlich. "Danke, dass Sie mich eingeladen haben."

Nachdem auch ihr Mann alle begrüßt hatte, gingen wir rein. Drinnen wurden uns die Schirme und unsere Mäntel abgenommen und Bella führte uns ins Wohnzimmer, wo sich die anderen Gäste bereits versammelt hatten.

Nachdem wir alle dreißig Gäste begrüßt hatten, ging ich fix und fertig zum Buffet. Meine Hand tat mir weh und meine Wangen waren ganz rot vom Altweiber-Lippenstift. Angeekelte wischte ich mir mit einer Serviette über meine Wangen.

"Gib mir bitte auch eine." verlangte eine Stimme neben mir. Verwirrt drehte ich mich um. Neben mir stand ein Mann ungefähr in meinem Alter. Auch er hatte reichlich Lippenstift auf den Wangen. Schnell reichte ich ihm eine. Mit ebenfalls angewidert Blick schrubbte er sich das rote Zeug von den Wangen.

"Hab ich noch was im Gesicht." fragte er. "Ja." antwortete ich und deutete auf die Stirn. Stöhnend nahm er sich noch eine Serviette und wischte sich über die Stirn. Aber statt weg zu gehen, verschmiert der Lippenstift noch mehr. Grinsend schaute ich ihm dabei zu, wie er sich abwechselnd über die Stirn wischte und mich anschaute, um nach einem kleinen Kaufschütteln meinerseits wieder über die Stirn zu rubbeln.

"Oh gut, ihr habt euch ja schon kennen gelernt." quitschte Bella plötzlich neben mir und ich zuckte leicht zusammen. "Matt ist mein Sohn. Ihr werdet euch bestimmt super verstehen." trällerte sie. Als sie zu Matt sah, griff sie voller Entsetzen nach seiner Serviette, spuckte rein und wischte ihm über die Stirn. "Ach, Schnuckiputz du siehst schon wieder aus wie ein Ferkel." Schnell hielt ich mir die Hand vor meinen Mund, um mein Grinsen zu verbergen. Matt oder besser gesagt Schnuckiputz hatte es aber trotzdem bemerkt und schaute mich verärgert an. Als seine Mutter endlich abhaute, kniff ich ihm in die Wange und grinste ihn frech an. "Schnuckiputz, du kleines Ferkel." neckte ich ihn und stolzierte an ihm vorbei, ehe ich im Flur losprustete.

Auch wenn das gerade einfach nur kindisch war, fand ich es saukomisch. Der Anblick war einfach Gold wert. Wie sein Kopf vor Scharm und Wut dunkelrot angelaufen ist. Ich hätte schwören können, dass seine Ohren gequalmt haben. Und wie Bella sich für ihren Sohn geschämt hat, als sie den Knutschfleck entdeckt hatte. Wie schön Schadenfreude doch sein kann. Vielleicht war der Abend doch nicht so schlimm wie ich mir gedacht habe.

Da ich beim besten Willen nicht zurück zu meinen Eltern und ihren Untertanen wollte, ging ich auf die Veranda. Der Regen hatte nachgelassen und der Himmel wurde allmählich wieder heller. Aus Langeweile holte ich mein Buch aus meiner Handtasche. Mit einem Blick zur Seite enddeckte ich eine kleine Bank, auf der ich mich gleich fallen ließ.

"Was machst du hier!? Wieso bist du nicht drinnen bei den anderen?"empört stand Mum vor mir. "Gib dieses blöde Buch her!" Sie riss mir mein Buch aus der Hand und steckte es sich in die Tasche. Verärgert sprang ich auf um es wieder zu holen, doch sie hielt mich am Oberarm fest und schob mich wieder ins Haus. "Und jetzt misch dich unter die Menschen und versuch wenigstens uns nicht zu blamieren." zischte sie und stöckelte wieder zu Dad.

Da ich auf keinem Fall zurück zu den alten Knackern wollte, ging ich auf Erkundungstour. Fünf Minuten lang irrte ich durch den ersten Stock. Doch als ich Mom's Stimme hörte, eilte ich schnell die Treppe hoch und rannte prompt in jemanden rein. Gemeinsam fielen wir zu Boden. Glücklicherweise landete ich, im Gegensatz zur anderen Person unter mir, relativ weich. Peinlich berührt rappelte ich mich auf und strich mein Kleid glatt. "Ich hoffe eure Hoheit hat sich keinen Fingernagel gebrochen." spottete Matt und wischte sich den imaginären Dreck von den Knien. Hönisch lachte ich auf "Gehet mir aus dem Weg Hofnarr." stieg ich auf sein kindisches Spiel. Ergeben hob er die Hände und ging zur Seite.

Gerade als ich weiter gehen wollte, ertönte Bellas Stimme von unten. "Matt! Livia! Wo seid ihr? Wir wollen euch jemanden vorstellen." schrie sie zusammen mit Mom. "Viel Spaß." lachte Matt und drehte sich um. "Hey du kannst mich doch nicht einfachen so zurücklassen?!" Er drehte sich wieder zu mir um und schaute mich mit hochgezogen Augenbraue an. "Komm schon. Lass mich nicht mit denen alleine." bettelte ich und schaute ihn mit einem Hundeblick an.

"Okay, aber nur wenn du mich dann in Ruhe lässt." ich nickte und eilte ihm nach.

Hastig rieß er eine Tür auf. Dahinter kam ein Schlafzimmer zum Vorschein, wahrscheinlich sein eigenes. Auf den Regalen standen viele Pokale und eingerahmte Urkunden.

"Kommst du oder willst du lieber meine Pokale bewundern?" Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich zu ihm. Mit einem Bein hang er bereits aus dem Fenster. "Was machst du da?!" Er würde doch jetzt nicht aus dem zweiten Stock springen.

"Merk dir eins. Habe immer einen Fluchtplan per Rat." und schon kletterte er aus dem Fenster. Schnell eilte ich zu dem Fenster und streckte meinen Kopf raus. "Du bist ja garnicht so dumm wie ich gedacht habe." Er hatte eine Leiter bereit gestellt um im Fall der Fälle unerkannt flüchten zu können.

Schnell krabbelte ich auch aus dem Fenster. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen und die Sonne kam wieder zum Vorschein.

"Nettes Höschen." lachte Matt als ich unten angekommen bin. "Spanner." meinte ich empört und boxte ihm in den Oberarm.

"Für so einen kleinen Zwerg hast du aber ordentlich Kraft." meckerte er und rieb sich seinen Arm. "Ist unser Schnuckiputz etwa eine Heulsuse?" lachte ich und streckte ihm die Zunge raus. "Sehr erwachsen." Augenüberdrehend stolzierte ich davon.

"Falls jemand fragt, wir waren spazieren und anschließend beim Japaner." Ohne mich umzudrehen schrie ich "Nein wir waren beim Italiener. Ich hasse Sushi." Man konnte ihn noch lachen hören "Wie Sie wünschen eure Hoheit."

Ab da trennten sich unsere Wege und ich wusste schon genau wo meiner hinführte.

_______________________________________

Voten nicht vergessen ;) Hab euch lieb <3

The Devil In Disguise ~ One Diretion Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt