Kapitel 9

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Rainey

Der Tag nach der Halloween-Feier war so anstrengend wie jedes Jahr. Der aufmerksame Leser wird sich jetzt fragen, wie ich so etwas sagen kann, schließlich bin ich im sechsten Schuljahr und die Teilnahme der Halloween-Feier ist erst ab dem fünften Schuljahr erlaubt. Ha. Willkommen im Leben der Rumtreiber.

Der Abend gestern war noch lange gewesen. Lily hatte sich über den Zufall aufgeregt und darüber, wie ihr nicht aufgefallen ist, dass ihr Tanzpartner der idiotische, arrogante Potter war. Marlene kam nicht auf Lilys entsetztes Gesicht klar, Alice flirtete ununterbrochen mit Frank, Dorcas fachsimpelte mit Remus und letzten Endes war ich es gewesen, die Emmelines Schwärmereien über Sirius hatte aushalten dürfen. Dass ich mich dabei nicht wohl gefühlt hatte, war niemandem aufgefallen. Außer Marlene. Und Lily hatte auch trotz ihrer Schimpftirade immer wieder skeptisch zu uns rübergesehen.

Aber jetzt zu den wirklich wichtigen Themen:

Manchmal hatte ich mich ernsthaft gefragt, warum James kein Ravenclaw war. Ich meine... clever war er. Und wie. Zwar außerdem noch ein kleiner Mobber, aber das tat seiner Intelligenz ja keinen Abbruch. Nun... spätestens heute verstand ich es: welcher Idiot setzte ein Quidditchtraining nach einer der Partys des Jahres an? Tja, James Potter, liebe Leute, unser Mannschaftskapitän.

Es war neun Uhr. Neun Uhr morgens. Wie viele Stunden hatte ich geschlafen? Oder noch besser: was war Schlaf überhaupt? Existierte er noch? Hatte ihn lange nicht mehr gesehen...

Ich stand im Innenhof. Besen und Quidditchausrüstung zu meinen Füßen. Wir trafen uns immer hier, um geschlossen zum Quidditchfeld zu gehen. James war der Meinung, in unserer normalen Umgebung Zeit miteinander zu verbringen, egal wie kurz, würde unseren Teamzusammenhalt steigern. Und was der Kapitän befahl, war Gesetz. Also stand ich jetzt hier und begrüßte meine Teamkollegen mit einem müden Nicken.

„Hätte nie gedacht, dass mein bester Freund mein Mörder sein würde“, gähnte Sirius neben meinem Ohr und sackte, als ich mich zu ihm umdrehte, übertrieben erschöpft in sich zusammen.

„Hättest wohl auf den letzten Tanz mit Emmeline verzichten müssen“, rutschte es mir heraus, bevor ich es hätte verhindern können.

Er grinste selbstgefällig. „Eifersüchtig, Rouge?“

„Mitleidig“, verbesserte ich ihn und hoffte, dass meine Wangen nicht so rot waren, wie sie sich heiß anfühlten. Und sein bestätigendes „Eifersucht“, das er ganz überzeugt von sich gab, machte das Ganze nicht besser.

Sirius seufzte theatralisch. „Wer weiß, wenn Vance nicht so eine umwerfende Tänzerin gewesen wäre, vielleicht, wärst du dann mein Opfer geworden.“

Er lachte und stieß mir scherzhaft in die Seite, bevor er seine Sachen schnappte und zu James ging. Und mich natürlich mit einem triumphierenden Blick stehen ließ.
Ich starrte ihm fassungslos hinterher. Was hatte er gesagt?!

Ich schüttelte den Kopf, um mich wieder zu fassen. Dann setzte ich ihm hinterher.

„Wer sagt, dass ich das überhaupt gewollt hätte?“, versuchte ich, ihn herauszufordern. Aber er warf mir einen Blick zu, der meine selbstbewusste Fassade zum Bröckeln brachte. Verdammt. Ich lief schon wieder rot an.

„Konnte dein Tanzpartner mir nicht das Wasser reichen?“, spottete Sirius und ich musste nicht raten, um zu wissen, welche Antwort er hören wollte. Niemand kann dir das Wasser reichen. 

Tintenschwarz | Rumtreiber Ff (Black)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt