Kapitel 29

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Rainey

„Noch ein Wort darüber, dass du dieses eine blöde E bekommen hast und es klatscht“, brummte ich und hievte meinen Koffer in den Zug.

„Gegen Beifall hätte sie sicher nichts“, gluckste Alice, die wie immer mit uns im Express fuhr, und zog vor mir eine Abteiltür auf, um sie mir galant aufzuhalten.

„Genau“, stimmte Dorcas sarkastisch zu. „Sie meinte Beifall. Für Miss Evans verkacktes Zeugnis.“

„Seid nicht so gemein!“, rief Lily. „Ich hab eben auf was Besseres gehofft.“

„Ja, bitte. Akzeptiert doch ihren noblen Wunsch von einem reinen 'Ohnegleichen'-Zeugnis, während wir Durchschnittlichen darauf hoffen, unseren Eltern in diesem unglaublich wichtigen Zeugnis kein M vor die Nase halten müssen“, tat Marlene übertrieben pikiert. Wir lachten lauthals. Lily verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sogar Dorcas kann ihre drei Es verkraften“, schüttelte Marlene den Kopf und lümmelte sich auf den erstbesten Sitz. Ich ließ mich vor Lily an der Tür nieder. Die Füße streckten wir über meinem Koffer aus.

„Wir haben erst nächstes Jahr die UTZ-Prüfungen“, zuckte Dorcas mit den Schultern.

„Genau. Warum jetzt schon bis zum Verrücktwerden anstrengen?“, ergänzte Alice und lächelte. Es war wirklich schön, sie mal wieder um uns zu haben. Das Schuljahr hatte sie meistens eher mit Frank verbracht.

„Und die Beste bist du doch eh, ein E oder kein E, was solls“, fügte ich hinzu und nickte in Richtung Lily.

„Obwohl...“, Dorcas legte den Kopf schief. „Remus könnte es mit dir aufnehmen.“

„Tut nicht so, als wärt ihr alle so unglaublich hoffnungslose Fälle!“, rief Lily. „Würdet ihr mehr Interesse zeigen, würde es euch genauso gehen wie mir.“

„Nah. Ich setz zehn Galleonen dagegen“, brummte Marlene.

Dorcas lachte. „Stimmt, Miss McKinnon ist wirklich hoffnungslos verloren.“ Und wieder lachten wir, bevor wir zur nächsten Runde ansetzten, Lily wegen ihren hohen Ansprüchen aufzuziehen. Und die Rothaarige versank immer tiefer in ihrem Sitz, aber auch ihr mürrischer Gesichtsausdruck konnte nicht verbergen, dass sie mit uns lachte.

„Pläne in den Ferien?“, erlöste ich meine beste Freundin irgendwann, gnädig wie ich war. „Oder geht der Frust Zuhause weiter?“

„Alles durchgeplant“, verkündete Marlene und streckte sich zufrieden.

„Zwei Monate nichts tun, ist kein Programm“, schüttelte Lily den Kopf.

„Und wie es das ist!“

„Nein, ist es nicht!“

„Doch!“

„Wie zwei Kinder“, lachte Dorcas und rutschte quer über den Sitz, wobei sie sich halb über Marlene legte.

„Sag nicht, du hast vor, acht Wochen Actionsafari zu machen“, schnappte Besagte zurück.

„Mum hat mir zwei Kisten Bücher besorgt, also... doch.“

Tintenschwarz | Rumtreiber Ff (Black)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt