Kapitel 12

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Ich lag auf einer Lichtung, jedoch fühlte ich mich ganz anders. Als würde ich nicht in meinem Körper stecken, sondern in einem ganz anderen. Das Grad kitzelte an meinem Körper, aber es war kein unangenehmes Gefühl. Um mich herum blühten die Blumen, welche ich nun viel stärker roch als sonst. Bienen und andere Insekten flogen um mich herum und genossen wie ich die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Das Brummen war lauter als früher, jedoch war es angenehm und hatte einen beruhigenden Rhythmus. Langsam erhob ich mich aus dem hohen Gras und streckte meine vier Pfoten. Es fühlte sich komplett normal an, als würde ich es nicht mehr anders kennen. Meine Schritte wurde leicht von der Wiese abgefedert und für einen Moment fühlte ich mich frei. Ich begann zu rennen. Der Wind wehte durch mein Fell und aus meiner Kehle kam ein tiefes Heulen, was mir sonst Gänsehaut bereitet hätte, aber nun im Gegensatz fühlte es sich befreiend an. ,,Na gefällt dir was du siehst?", fragte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf und wie durch einen Schlag wurde ich in das hier und jetzt zurück katapultiert.

Ich taumelte einen Schritt zurück und rieb mir die Augen. Vor mir stand Matt, der mich amüsiert musterte, während ich mich versuchte zu orientieren. Ich war wieder auf dem Waldweg. Mein Blick wanderte zu meinem Handgelenk, wo fünf Halbmonde abgebildet waren von Fingernägeln, die sich in meine Haut gebohrt hatten. Ich konnte förmlich zu sehen, wie sich die Wunden langsam schlossen und somit verheilten. Nach wenigen Sekunden waren die Halbmonde weg. ,,W-Was hast du gemacht?", stotterte ich und ging noch ein Schritt zurück. ,,Ich habe dich in meine Gedanken gelassen. Du konntest durch meine Augen sehen, wie ich vor einigen Monaten im Gras gelegen habe. Ich wollte dir damit beweisen, dass es nichts gefährliches ist...und das du kein Monster werden musst", erklärte er schulterzuckend und steckte seine Hände in die Taschen seiner Jacke. Warte, er konnte einfach mit einem einfach Kratzer in meinem Kopf eindringen, sodass ich seine Gedanken sehen konnte, zumindest die, die er mir zeigen wollte. Konnte er dann auch meine Gedanken lesen, wenn er es wollte? ,,Mach das nie wieder!", fauchte ich und Matt musste schmunzeln. ,,Ach und wenn doch? Willst du dann Hassparolen über mich in den Notizheft schreiben, so wie du es über Kaden tust?", fragte er mit einem spöttischen Lächeln. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und ich spürte wie Wut in mir auf kochte, viel intensiver als sonst. Meine Finger schmerzten kurz und ich spürte wie sich Krallen bildete, die in meine Handfläche schnitten. ,,Oder willst du Elijah auf mich hetzen? So wie du dir manchmal wünscht?", er verschränkte die Arme vor der Brust und über meine Lippen kam ein tiefes Knurren. ,,Halt den Mund", fuhr ich ihn an und ich fixierte ihn mit meinen Augen. Sein Blick lag amüsiert auf mir...fast schon triumphierend.

Mein Kiefer knackte und ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Körper. Ich unterdrückte ein Keuchen. Das machte er mit Absicht. Er wollte mich provozieren, um mich an den Rand einer Verwandlung zu drängen. Den Erfolg würde ich ihm nicht geben. Ich lockerte meine Schultern und schluckte den eisernen Geschmack in meinem Mund herunter. Die Krallen zogen sich langsam zurück. Ich reckte mein Kinn in die Höhe und Matts Lächeln auf seinen Lippen verrutschte. Ich hatte die Kontrolle und diese würde ich mir nicht nehmen lassen weder von ihm oder von diesen komische Gen, was in mir lauerte.

Den Rest des Weges schwiegen wir. Matt war in Gedanken versunken, was mir auch ganz recht war, soll er nur grübeln. So fing er wenigstens kein Gespräch an. Wie erwartet war bei den heißen Quellen ziemlich viel los. Mehrere Leute aus der Stadt standen hier oben und natürlich sogar einige Kamerateams, welche eine Frau in einem viel zu knappen Rock filmten, wie sie vor der größten der beiden Quellen stand und irgendwas erzählte. Bleib in meiner Nähe. Ich griff kurz nach Matts Arm. Kann mir nichts schöneres vorstellen. Als Matt schmunzelte wusste ich, dass er diese Gedanken mit bekommen hatte, das war ja auch mein Ziel gewesen. Wie er es schaffte ohne mich zu berühren mit seiner Stimme in meinen Kopf einzudringen war mir zwar noch ein Rätseln, aber solang es weiter nichts war, müsste ich wohl damit klar kommen. Matt lief um die Menschentraube herum und lief wieder in den Wald herein. Durch die heißen Quellen und war die Luft feucht und warm. Kleine Wasserdampf Wolken stiegen aus den Quellen in den grauen Himmel auf. Noch mehr Feuchtigkeit brauchte die Stadt nun wirklich nicht. Ich lief Matt hinter her und fragte mich insgeheim was er nun schon wieder vorhatte. Wir hatten uns ja nicht mal ansatzweise die Quellen angesehen. Da die Quellen etwas weiter oben lagen, also auf einer Art Berg, liefen wir gerade einen steilen Abhang herunter, wobei ich andauernd auf den lockeren Steinen ausrutschte. Innerlich verfluchte ich Matt. Hätte ich gewusst, dass er mit mir eine Wandertour machen will, hätte ich bessere Schuhe angezogen. Er lief dicht vor mir, sodass ich in ihn rein lief, als er stoppte. Es fühlte sich an, als wäre ich gegen einen Baum gelaufen. Danke dafür.

,,Du weißt doch, dass die Gründerfamilien und die ersten Siedler Bergbau betrieben, um sich zu ernähren", fing Matt an und lief zu einer mit Bretter beschlagenen Höhle. Eisenbahnschienen führten hinein, jedoch waren sie schon so verrostet und zurück gebaut, sodass sie nur noch eins, zwei Meter auf dem den Abhang herunter verliefen und dann schlagartig aufhörten. ,,Ja, aber das ist nun schon mehrere Jahrhunderte her. Nach dem Bürgerkrieg wurden die Mienen doch geschlossen", meinte ich und Matt nickte kurz, bevor er mit Leichtigkeit die Brett von der Miene und die alten Rostigen Nägel aus den Löchern riss. Auf einem alten Stein über der Miene stand eine Jahres Zahl. 1799. ,,Das hier ist einer der ersten Mienen gewesen und die größte. 1830 wurde sie geschlossen", erklärte er und holte sein Hände aus seiner Hosentasche, um die Taschenlampe anzuschalten. ,,Die Bürger Dakerlines erhoben sich damals wegen des Bergbaues gegen die Reichen. Die Bedingungen in den Mienen waren miserabel, die meisten Leute starben hier unten...und du kannst dir sicherlich vorstellen, wie schlecht die Bezahlung war", erklärte Matt und ging in die Miene. Ich zögerte kurz und sah in das kalte und dunkle Loch. Das war jetzt nicht sein scheiß ernst...das war doch sau gefährlich. ,,Sawyer, jetzt mach dir nicht in die Hose. Kaden und ich waren hier sau oft als Kinder. Ich will nur was überprüfen", erklärte er und streckte mir eine Hand hin. Oh nein, Matt fasste ich jetzt ganz sicher nicht hin, bevor er mir noch seinen ach so glücklichen Kindheitserinnerungen teilen will. Ich stieg in die Miene und lief eiskalt an Matts Hand vorbei.

Dakerline - Im Bann des FluchesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt