Kapitel 29

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Die kalte Luft peitschte mir ins Gesicht. Ich atmete tief ein und genoss für eine kurze Zeit die angenehme Luft und die Ruhe. Im Haus war immer noch reges Treiben und der Champagner, den mir Brie eingeflößt hatte, entfaltete langsam seine Wirkung. Den ganzen Abend hatte ich mich mit Kailey und Brie unterhalten, ab und zu hatte auch Kaden bei uns gestanden, nur um uns mitzuteilen, dass er keine Lust auf diesem Empfang hatte. Matt bekam ich nur ab und zu zu Gesicht, da er sich von einem zum nächste Gast arbeitete, Smalltalk hielt und das ein oder andere Mal auf irgendetwas anstieß. 

Ein kalter Wind zog auf und wehte mir einige Strähnen meiner Haare ins Gesicht. Ich wollte mich gerade wieder nach drin begeben, als ich warmen Atem in meinem Nacken spürte. Meine Muskeln spannten sich schlagartig an und eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. ,,Schön dich wieder zusehen, Sawyer", raunte die tiefe Stimme und ich musste ein Wimmern unterdrücken. Spiel deine verdammte Rolle, Sawyer! ,,Jaime...", mehr kam nicht über meine trockenen Lippen. Er stand hinter mir und ich wagte es nicht mich umzudrehen, als wäre mein Körper gelähmt. Plötzlich fuhr seine raue Hand über meine Schulter und strich meine Haare beiseite. Er lehnte sich nach vorn und stich mit seinen Lippen über die nackte Haut an meinem Hals. ,,Ich rieche deine Angst. Welche Schauermärchen hast du über mich gehört? Das ich der böse schwarze Wolf bin, der Jungfrauen vergewaltigt und sie dann genüsslich auffrisst?", fragte er amüsiert und ich ging einen Schritt nach vorne, um mich dann langsam umzudrehen. ,,Was willst du von mir?", fragte ich mit zitternder Stimme und sein Lächeln wurde breiter. ,,Matt hat anscheinend sein Revier mehr als deutlich markieren wollen", meinte Jaime und musterte mich. Meine Augenbrauen zuckten in die Höhe, während ich jeden Atemzug von ihm genaustens analysierte. ,,Du trägst ihre Kette. Ein kleines Paradoxon. Die Kette sollte sie vor den Tyrannen beschützen, die sie  ermordet haben. Daraufhin fanden die auch ihren Tod", fuhr er fort und deutete mit seinem Kinn auf meine Kette. Ich fasste reflexartig zu dem Anhänger. 

,,Ich sollte langsam wieder reingehen", sagte ich und versuchte gegen den dicken Kloß in meinem Hals anzukämpfen. Ich trat einen Schritt auf die Tür zu, jedoch stellte sich Jaime mir in den Weg. ,,Sawyer, ich tue dir nichts. Keine Ahnung wer dir sowas erzählt, aber ich will lediglich reden", meinte er und sein Lächeln verrutschte etwas in seinem Gesicht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, um das Zittern etwas zu unterdrücken. ,,Was sollten wir beide bitte zu bereden haben?", fragte ich und sah ihn auffordernd an. Lass dich nicht täuschen. Er seufzte und steckte seine Hände in die Taschen seine Anzugshose. ,,Das du vermutlich mehr Selbstkontrolle hast, als jeder andere Werwolf auf dem Anwesen. Du hast die volle Kontrolle über das Gen. Aber anstatt dir zu helfen, diese Kraft zu nutzen, versteckt die Matt vor mir", sagte Jaime und ich musste mir ein Schnauben verkneifen. Matt half mir wo er konnte, er war schließlich an Vollmond immer an meiner Seite. ,,Ach und du glaubst, dass du mir helfen könntest?", meinte ich verachtend, was Jaime zu amüsieren schien. ,,Ich weiß es", sagte er knapp und ich verdrehte die Augen. ,,Danke darauf kann ich aber sehr gut verzichten", meinte ich empört und ging an ihm vorbei. Jaime griff blitzschnell nach meinem Oberarm. ,,Sawyer, Matt wird dir nicht helfen", versuchte er mir einzureden. Ich fletschte die Zähne und sah ihn direkt in die Augen. ,,Lass deine dreckigen Finger von mir", knurrte ich und wir beide erschraken über den Ton meiner Stimme. Sie klang bedrohlich und dunkel, wie nicht von dieser Welt. Jaimes Augen weiteten sich etwas, während er ein Gesicht erneut musterte. 

,,Wo warst du?", fragte Brie als ich mir von ihrem Tablett ein Glas Champagner schnappte und mir einen großen Schluck gönnte. ,,Frische Luft schnappen", antwortete ich knapp und ließ mich unelegant auf das Sofa fallen. Mein Gehirn platze fast vor Gedanken, welche ich jedoch versuchte zu verdrängen. Jetzt war nicht der passende Augenblick darüber nach zudenken, was da draußen im Garten passiert ist. Brie lehnte sich an die Armlehne des Sofas und fragte netterweise nicht nach. Kaden näherte sich uns und ließ sich neben mich nieder. Ich erwartete eine neue Ausführung davon, dass er keine Lust hatte, stattdessen sagte er: ,,Irgendwas stimmt hier nicht." Brie und ich sahen langsam zu ihm, so als hätte er was ganz Normales gesagt. Wir mussten wenigstens etwas den Schein waren. ,,Jaime war jetzt fast eine Stunde lang weg. Kaum betritt er wieder den Raum, bekommen Matt und Ian einen Anruf und verlassen den Raum", klärte er uns auf und mein Blick wanderte unaufhaltsam zu Jaime, der umzingelt von seinem Rudel in der Nähe das Kamins stand und sich mit der blonden Frau unterhielt. ,,Weißt du zufällig wer angerufen hat?", fragte ich und Kaden seufzte. ,,Ich bin nicht Sherlock, aber denk doch mal nach. Matt, als Alpha und dazu noch Mitglied im Gründerrat und dann noch Ian, der als Unfallchirurg im Krankenhaus arbeitet", meinte er mit gedämpfter Stimme und sah abwechselnd zu mir und Brie. Das hieß definitiv nichts Gutes. ,,Der Sheriff weiß von euch?", fragte ich und sah Kaden etwas irritiert an. Zwar haben mir beide nicht verboten, darüber zureden, aber ich dachte zumindest, dass es ein ungeschriebenes Gesetz war...oder ich gucke zu viele Serien. ,,Das ist ein Abkommen zwischen Menschen und Werwölfen. Der Gründerrat weiß von uns...naja sie haben das Gen ja selber...also gibt es ja schon Sinn, dass sie es wissen", meinte Kaden schulterzuckend und sah plötzlich zur Tür. 

Matt und Ian traten durch die Tür. Beide hatten eine ausdruckslose Miene, jedoch schienen sie blasser zu sein. Die Gäste verstummten und die Blicke wanderten zu Matt. ,,Ist etwas passiert?", ergriff Cora das Wort und sprach somit die unausgesprochene Frage aus, die im Raum schwebte. ,,Nichts worüber ihr euch Sorgen machen müsst. Ich würde mich nun gerne zurück ziehen, da ich und mein Freund Doktor Murphy einer kleinen Sache nachgehen müssen. Lasst den Abend noch ausklingen. Ich gebe das Wort an meinen Beta, Kaden, ab", sagte Matt kurz und sah dann zu Kaden, dem das gar nicht zugefallen schien, da er am liebsten auf gesprungen und hinter den Beiden her gerannt wäre. Ein Mädchen ist heute Nacht verschwunden. Die Tochter vom Bürgermeister. Verhaltet euch ruhig! Ja keine Aufregung. Kaden und ich sahen uns an und dachten vermutlich das Selbe: Scheiße. 

Dakerline - Im Bann des FluchesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt