5: Ich glaube, ich werde Prinzessin...

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"Ich kann es immer noch nicht fassen", sagte ich zu Evelyn, als sie am Freitag nach der Schule wieder mit zu meinem "immer noch" Zuhause kam.

Widerrede gegen den Einfall meiner Mutter war zwecklos. Wir werden verdammt nochmal zu diesem dummen John ziehen.

Ich hatte sie zwar überreden können, dass ich ihn zuvor noch kennenlernen wollte, aber danach würden wir bei ihm wohnen. Das zog meine Mutter hundertprozentig eiskalt durch.

"Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm", versuchte Evelyn mich zu beruhigen. "Aber egal. Heute gehen wir erst mal auf Jakes Party."

Oh Gott, die stand ja auch noch an.

Ich stöhnte genervt und öffnete die Haustür mit meinem Schlüssel. "Es muss wohl sein."

Eve nickte darauf nur heftig und trat hinter mir ein. "Wir sollten uns feritg machen", meinte sie und tanzte an mir vorbei, direkt in mein Zimmer. "Komm schon. Wir haben nicht mehr viel Zeit."

Ja, 10 Stunden Schule dauerten eben bis früh abends.

"Ist ja gut, Eve." Ich folgte ihr trotzig und schloss die Tür möglichst langsam hinter mir um alles etwas hinauszuzögern. Die Sache mit dem Umzug, die Sticheleien von Mason, die sich die ganze Woche schon verdoppelt hatten, und die Tatsache, dass ich keinen Alkohol vertrug, machte mir nicht wirklich Lust zum Feiern. Ich wüsste nicht einmal was. Und da Mason wieder so ein Arsch war, sah ich auch keinen Grund ihm den Gefallen zu tun auf der Party aufzutauchen. Ich würde auch nicht gehen, wenn es Evelyn nicht so enttäuschen würde.

"Jetzt beeil dich mal", jammerte Eve und warf mir mein Kleid zu. "Anziehen."

Ich stöhnte genervt und machte mich an das schwarze Kleid, während sie ihr eigenes anzog, dass sie in einer Plastiktüte dabei hatte.

"Oh, diese Kleider sehen so gut aus", schwärmte Evelyn und zupfte an dem Ende ihres türkisen Cocktailkleides. "Ich könnte mich glatt in uns verlieben."

Ich lachte nur leicht und holte meine Schminksachen unterm Bett hervor. Ich hatte sie dort in einer kleinen Kisten, da ich mich normalerweise nur dezent schminkte. Aber da wir heute auf eine Party gingen, konnte ich ruhig mehr Make-Up auftragen.

"Ich glaube, Mason steht auf dich", sagte Eve irgendwann völlig zusammenhanglos und fing an Puder aufzutragen.

"Was? Wie kommst du denn darauf?", fragte ich angeekelt und nahm ihr den Pinsel aus der Hand um mich selbst zu schminken.

"Na ja, er hat noch nie ein Mädchen so auf eine Party eingeladen. Nicht einmal Mandy, die ja sozusagen seine Freundin ist."

Ich verdrehte nur die Augen über Eves Theorie und wechselte zum Eyeliner. "Selbst wenn, wäre mir das scheiß egal. Ich hasse ihn nämlich."

"Ach was. Tust du eh nicht. Er sieht viel zu gut aus um ihn zu hassen."

Ich sah sie mit einem angepissten Grsichtsausdruck an. Die ganze Woche hatte sie mir schon vorgeschwärmt, wie toll Mason war. Neben gutem Aussehen war da aber auch nichts mehr.

Kein Charakter.

Kein Anstand.

Nicht einmal Hirn besaß dieser Goldfisch.

"Ich hoffe nur, dass er nicht einmal bemerkt, dass ich da bin", redete ich mir ein und legte auch den glänzenden kirschroten Lipgloss bei Seite.

"Doch natürlich musst du Hallo zu ihm sagen. Er hat dich schließlich eingeladen. Aber jetzt müssen wir erst mal dahin kommen." Sie hakte sich bei mir ein und lief mit mir aus meinem Zimmer. Dank ihrer High Heels war sie nun auch größer als ich, trotzdem blieb ich bei meinen Ballerinas. Ich konnte auf Absätzen gar nicht gehen.

Wie sich herausgestellt hatte, wohnte Jake gar nicht allzu weit weg weswegen wir bequem hinlaufen konnten. Schon von weitem hörte man die Musik, die jetzt um kurz vor neun schon Ohren betäuben war.

Ich hasste Parties genau aus diesem Grund. Jedesmal hatte ich das Gefühl, meine Trommelfelle würde zerplatzen.

Jedoch änderte ich meine Meinung, als ich Jakes Haus vor uns sah.

Heilige Scheiße, das war kein Haus, das war ein verdammtes Schloss.

the bet of my bad brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt