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„Mag sein, dass es so ist. Doch sie wird sich an mich gewöhnen. Sie ist  mutig genug, sonst hätte ich sie nicht beansprucht", stellte er klar.

- Und das galt mir. Einzig und allein mir!

Ich und mutig?

Ich fühlte mein Zittern, als seine Hand über eine Schramme an der Stirn fuhr.

„Weiche nicht vor mir zurück, niemals!", befahl er mir hart, als ich prompt wegzucken wollte.

Mir  entfuhr erneut ein leises Keuchen, als er etwas auf die Schramme  presste. Es fühlte sich hart an und kalt. Wieder keuchte ich scharf auf,  als es schmerzte, und umklammerte instinktiv seine Handgelenkte, um ihn  wegzuschieben.

„Du tust ihr weh", murmelte Oliver stirnrunzelnd.

„Ich  hole nur die Bakterienstränge unter ihrer Haut heraus, die der Fremde  dort platziert hat", murmelte Laar zurück und hielt kurz inne.

Hände. runter!", knurrte er mich an, als ich mit aller Macht an seinem Arm zog.

Sein Blick war so düster. Ich spürte, wie ich wieder zu weinen begann, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte.

„Sag ich doch, sie versteht dich nicht!", murmelte der blonde Archner erneut seufzend.

„Vielleicht solltest du sie einfach hierlassen. Die Fremden tun ihr ja nichts weiter ..."

„Aber  die Bakterien machen sie krank und sie würde sterben, noch bevor drei  Tage vorbei sind", fauchte Laar ihn böse an und dann sah er wieder auf  mich herunter.

Hände ... runter!",  brüllte er erneut und seine Augen blitzten nun so bösartig wie die der  Fremden. Ich begann noch mehr zu beben, klammerte mich noch fester an  seine Arme. Da riss er sich plötzlich los und schlug mir hart auf die  Finger. Ein Knochen knackte, der Finger musste aus dem Gelenk gesprungen  sein. Tosen und Brausen in den Ohren, schillernde Schmerzwellen  durchzuckten mich von Kopf bis Fuß ...

Der Schmerz ließ mich würgen. Mein Magen hob sich, obschon kaum etwas darinnen war.

Ich hörte die Krieger fluchen.

„Halte sie!"

„Ihre Hand ... Laar, sieh dir den Finger an ...!"

„Ich sagte, halte sie fest!"

Eine  weitere Schmerzwelle jagte durch mein Hirn, als er an meinen Fingern  riss und ich sacke nur noch wie ein nasser Lumpen vornüber.

Fiel zu Boden ... oder wurde dort abgelegt?!

Sekundenlang  hörte ich nur Rauschen, vielleicht auch Minuten. Ich sah die Archner,  wie sie über mir standen, Laar kniete über mir, ... verband mit  finsterem Gesicht meine Hand und der Blonde redete derweil besorgt, ...   ich hörte Satzfetzen ... „hat nicht geschrien, ... Mund aufgerissen,  ...  laut geatmet, ... das beweist, ... verdammt, Laar!"

Und  noch während der Schmerz allmählich abklang, ließ auch das Rauschen  nach, ... die vorwurfsvolle Stimme des Archners Oliver wurde wieder klar  und verständlich.

„Sie kann nun mal nicht  sprechen, sie kann's einfach nicht! Und sie versteht vermutlich ebenso  wenig von alldem hier wie der Hund von Johann dem Schlächter. Sie ist  bestimmt taubstumm.
Kein Wunder also, dass die Fremden sie nicht  wollen. Kein Wunder, dass sie ausgegrenzt wurde, dass sie sie nur  infiziert haben und dann gegangen sind.

„Sie kann sehen, sie kann lernen und da sie mir wohl wirklich nichts sagen kann, gebe ich ihr nun den Namen Naani."

„Naani?", fragte der blonde Archner ungläubig. „So wie deine letzte ...?!"

Die FremdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt