2.3

938 94 7
                                    

„Das hat sie wohl gehört!", kommentierte Oliver lediglich finster.
„Gut, dann wird sie ihren Namen erkennen, wenn ich ihn brülle!", sprach Laar und wiederholte den Namen noch drei Mal extrem laut an meinem Ohr, wobei er mich nicht gehen ließ, bis ich schließlich die Augen schloss und mir den Kopf hielt.
„Genug fürs erste. Sie ist nun gebadet, desinfiziert, geimpft und neu eingekleidet", brummelte Laar schließlich und ließ mich endlich aufstehen und wegrennen ... in die nächste Ecke, zwischen dem Bett und eine Kiste eingeklemmt, weil er da vielleicht etwas schwerer an mich herankommen würde.

„Gute Ruhe", wünschte der blonde Archner Laar nur spöttisch, der mir gerade noch den Fluchtweg nach draußen versperrt hatte, und ging. Wenn ich nun also mit diesem Archner allein blieb ...

„Stellt noch ein paar Wachen rund um mein Zelt auf. Ich will sie nicht gleich wieder anbinden müssen", rief Laar hinter ihm her und zerstörte damit all meine Hoffnungen. Dann kam er zum Bett zurück, sah mich an und deutete dann schlicht auf das Lager.
Bett! Schlafen!", legte er die Hände seitlich an seine Wange und bedeutete mir, was er von mir wollte.

Ha. Wenn der wüsste, was ich alles verstand. Der wollte jetzt doch nur endlich seinen Spaß haben ...

Nur deshalb hatten die mich gerade geimpft, ... damit ich nun keine Krankheiten mehr übertragen würde.

Denn auch davon hatte meine Mutter mir erzählt. Dass sie das oft mit den Walldorf-Frauen taten, wenn sie sich vergnügen wollten, ... aber nicht anstecken.

An irgendwas.

Als ob wir alle infizierte Bestien oder gar Fremde wären, ... Idioten!

Und dann auch noch anzunehmen, ich würde einfach so in sein Bett kriechen ...

So haarsträubend und entwürdigend, wie das Prozedere gerade schon für mich gewesen war, würde ich mich nun sicher nicht auch noch dazu herablassen, ihm irgendein Einverständnis zu signalisieren, ... oh nein!

Er wartete trotzdem noch in der Mitte des Zeltes und sah mich lange ernsthaft an, bevor er schließlich erneut seine Hand an seine Wange legte und mir damit Schlafen andeutete.

„Du musst doch müde sein, Naani. Also komm, ich verspreche dir Ruhe und Sicherheit. Keiner wird dich anfassen, zumindest kein Fremder mehr, denn nun gehörst du mir!", sagte er mehr zu sich selbst als zu mir, bevor er leise aufseufzte - denn ich regte mich natürlich kein Stück weit und ließ ihn auch nicht aus den Augen.

Das schien ihn nun doch nachdenklich zu stimmen.

„War ich also gerade zu grob zu dir, hm ...? Muss ich das nun wieder gut machen? ... Was dir in dem Fall nun wohl als Werbegabe gefallen könnte ...?", überlegte er kurz milde lächelnd, hob einen Finger und trat dann an die Truhe am Fußende des Bettes, öffnete sie und nahm etwas heraus. Es sah aus wie noch eine Armschelle. Doch sie war dünner und in sich verschlungen und glänzte hellgolden.

Er kam damit wieder zu mir hin und hielt sie mir direkt vor das Gesicht.
„Na? Möchtest du das vielleicht gerne haben?", fragte er mich lockend.

Ich war indes kein bisschen beeindruckt.

Warum dachte der irre Archner nur, dass ich das glänze-Ding wollte? Es war nichts zu essen, nichts zu trinken und auch kein Werkzeug oder eine Waffe. Doch es war so dermaßen blitzblank poliert, dass ich auf der platt gehämmerten, glänzenden Oberfläche eine verzerrte Vision meines Gesichtes erkennen konnte.

Bei der Mutter, ... war meine Nase tatsächlich so riesig und dick, riss ich verwundert die Augen auf und berührte sie prompt verdutzt. Doch auch mein Finger sah nun aus wie eine Riesenwurst, ... hu?

Die FremdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt