Eine Eule.
Sie flog lautlos an meinem Fenster vorüber. Würde der Mond, dessen Licht auf das schwarz-weiße Federkleid fiel, nicht scheinen, hätte ich sie gar nicht bemerkt. Ein schönes Tier. Wie gerne würde ich auch so leicht durch die Lüfte fliegen. Sie erinnerte mich an ein Lied, auf das ich vor Kurzem zufällig im Internet gestoßen war. Es hieß „Owl Song" und war von einer ziemlich unbekannten Band auf YouTube. Mein Blick glitt zu meiner schwarzen Katze, die mir beim Betrachten des Nachthimmels Gesellschaft leistete. Sie hatte Heterochromie, was heißt, sie besitzt zwei verschiedene Augenfarben. Ein blaues Auge, welches dieselbe Farbe hat wie meine, und ein gelbes Auge wie ein goldener Sonnenuntergang.
Wenn man genauer darüber nachdachte, waren Katzen und Eulen gar nicht so verschieden. Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel sind beide nachtaktiv, Raubtiere und haben Krallen. Sie essen auch das Gleiche, wie Mäuse, Vögel oder Fische und irgendwie sehen sich ihre Köpfe ähnlich. Eigentlich sind im Großen und Ganzen Katzen Eulen ohne Flügel. Oder Eulen sind Katzen mit Flügel. Wie man's nimmt.
Ich glaube, ich habe, als ich Langeweile hatte, sogar mal einen Artikel im Internet über eine Freundschaft zwischen einer Eule und einer Katze gelesen. Obwohl sie verschiedene Tierarten sind, konnten sie dennoch eine tolle Freundschaft knüpfen. Ich erinnerte mich an die Bilder, auf denen sie zusammen kuschelten. So süß.
Ich hoffte, dass ich morgen wenigstens eine Freundschaft knüpfen würde. Meine beste und einzige Freundin geht leider auf eine andere Schule, die Aoba Johsei. Nur wenn ich daran dachte, dass ich morgen in der Schule als „die Neue" vorgestellt werden würde und alle Augen auf mich gerichtet sein würden, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich konnte es noch nie leiden im Mittelpunkt zu stehen. Nur weil dieser Autofahrer mich damals nicht gesehen hatte, musste ich den Rest der Ferien und dann noch den Anfang des neuen Schuljahres im Krankenhaus verbringen. Dabei hatte ich viel sinnvollere Sachen zu tun, als den ganzen Tag im Bett herumzulungern. In diesem Monat, in dem ich nicht in der Schule war, freundeten sich alle bestimmt schon miteinander an und bildeten Grüppchen. Da würde ich als Außenseiterin keinen Anschluss finden können.
Langsam fielen mir die Augen zu, weshalb ich in mein warmes Bett kroch. Meine Bettwäsche war pfirsichfarben und roch sogar dank unserem Pfirsich-Waschmittel danach. Ich schaltete die Lampe auf meinem Nachttisch aus und legte mich hin. Ich versuchte meinen Kopf von all den Sorgen, die ich wegen dem nächsten Tag hatte, zu leeren. Ich versuchte an etwas Anderes zu denken, denn, wenn ich zu sehr aufgeregt war, konnte ich nie schlafen. Das war schon immer so. Ich dachte an die Melodie von „Owl Song". Dabei strich meine Hand sanft über das weiche Fell meiner Katze. Irgendwann fiel ich mit einem Ohrwurm in einen ruhigen Schlaf.
"Kuma!", hörte ich meinen Bruder an meiner Zimmertür klopfend rufen. "Wach auf! Frühstück ist fast fertig!" Als Antwort erhielt er ein müdes "Ja". Heute war es also soweit. Ich griff nach meinem Handy und las 30. April, 7:02 Uhr. Gähnend stieg ich aus meinem Bett, lief zum Kleiderschrank und nahm meine neue Schuluniform, die mir mein Bruder aus der Schule mitgebracht hatte. Sie sah nicht übel aus. Die rote Schleife war ziemlich süß und die blaue Farbe des Rocks und der Jacke harmonierten gut mit dem gelben Pullunder. Nachdem die Uniform angezogen war, legte ich mir noch meine Kette um den Hals. Ich hatte sie schon seit meiner Geburt. Sie war golden und der Anhänger war ein Bärenkopf. Eigentlich mochte ich Katzen viel lieber als Bären, aber meine Mutter hatte mir die Kette geschenkt, weshalb ich sie jeden Tag, nachdem sie an Krebs gestorben war, trug. Sie gab mir den Namen Kuma, weil sie Bären wirklich gern hatte. Seit ihrem Tod sorgte sich mein großer Bruder wie eine Mutter um mich. Ich war ihm wirklich sehr dankbar. Unser Vater hatte uns schon vor fünf Jahren verlassen und seitdem ließ er sich nicht mehr blicken.
Ich verließ mein Zimmer und lief die Treppen nach unten in Richtung Küche. Mir kam der himmlische Duft von frischen Pancakes entgegen. Koushi wusste einfach immer genau, was er tun musste, damit es mir besser ging. Wir saßen am Tisch und aßen genussvoll die warmen Pancakes zusammen mit Erdbeeren und etwas Sirup. Beinahe vergaß ich, was auf mich zukommen würde. Nach dem Frühstück räumten wir den Tisch auf, zogen unsere Schuhe an und machten uns auf den Weg in die Karasuno-Oberschule. Die Kirschblüten blühten noch in ihrer rosafarbenen Pracht, aber bald würden sie wieder verschwinden. Schade. Ich konnte sie vom Krankenhaus aus kaum sehen und jetzt ist die Blütezeit schon fast vorbei.
![](https://img.wattpad.com/cover/270997008-288-k226610.jpg)
DU LIEST GERADE
The Cat and the Owl | Haikyuu! FanFiction
FanfictionNachdem Kuma Sugawara, ein zurückhaltendes Mädchen, sich nach einem Unfall wieder erholt hat, geht sie einen Monat verspätet in die erste Klasse der Karasuno Oberschule. Da es für den Mädchen-Volleyballclub zu wenig Leute gibt, möchte sie das Team d...