Kapitel 5

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Es war ein schöner Saal, der mit Teppichen ausgestattet war, und vorne auf dem majestätischen Thron saß Plataria. Sie war wunderschön, wie der Anblick eines Engels. Ihr weißes Kleid schimmerte leicht und ihre blonden Haare waren perfekt gekämmt. Auf dem Kopf saß eine goldene Krone mit einem Stern, dem Zeichen der Königin.

Die fünf waren von ihrem Anblick so geblendet, dass sie einfach nur da standen und staunten. Oblivians Versuche sie weiter zu scheuchen und sie daran zu erinnern, wie sie sich hier zu verhalten hatten, waren hoffnungslos.

»Jetzt macht doch mal. Was habe ich gesagt sollt ihr als erstes machen?«, flüsterte Oblivian streng. Als niemand antwortete fuchtelte er noch mehr mit den Armen in der Luft herum.

»Hallo???« Oblivian bekam einen roten Kopf und Schweiß lief über sein Gesicht. Er stemmte die Hände in die Hüften.

»Ihr steht gerade vor der Königin. Jetzt verbeugt euch endlich.« Er stampfte mit den Füßen auf und hoppelte im Kreis herum. Doch er konnte die Freunde, die so gebannt zur Königin schauten, nicht erreichen.

Schließlich gab Oblivian Luis einen Schubs, sodass es auf die Knie fiel, und es so aussah, als tue er das für die Königin. Als die anderen bemerkten, dass Luis nicht mehr da stand gingen sie zögerlich in die Knie. Mit hochrotem Kopf verbeugte sich Oblivian nun auch vor Plataria und machte eine entschuldigende Miene.

Die Königin war sichtlich erfreut, über das kleine Schauspiel. So lachte sie leise vor sich hin. Schließlich fasste sie sich wieder.

»Ist schon gut, ihr dürft euch erheben.« Ihre Stimme klang glockenhell und freundlich. Die Freunde standen auf und liefen auf Plataria zu. Dann sprach die Königin weiter.

»Hört zu, ich habe nur wenig Zeit. Heute Nacht schlaft ihr in einem Zimmer, in das euch gleich eine Dienerin bringen wird. Es war ein anstrengender Tag, und ihr wollt sicher einmal zur Ruhe kommen.« Die Freunde nickten. Die Königin fixierte jeden mit ihren schönen Augen. Dann runzelte sie die Stirn.

»Habe ich nicht sechs Menschen hierher geholt?«

»Ja!« Jonas war der erste, der sprach. »Aber ich glaube, Nils glaubt nicht an Venéfaré. Er ist wahrscheinlich noch in der Menschenwelt.« Die Königin nickte beträchtlich.

Plötzlich ging eine kleine, etwa ein Meter hohe Tür auf. Ein kleiner Mann in weißem Vollbart schlüpfte heraus. Er hatte eine runde Brille auf dem Kopf und trug eine karierte Latzhose.

»Frau Königin, Ihr werdet erwartet.« Der kleine Mann schaute ehrfürchtig zur Königin hinauf. Die Königin stand auf.

»Ich komme sofort Sogrates.« Dann wandte sie sich nochmals an sie Freunde.

»Ihr müsst jetzt gehen«, rief sie. »Oblivian begleitet euch zur Tür, und von dort aus werdet ihr von Melaria auf euer Zimmer gebracht. Das Essen wird euch ebenfalls aufs Zimmer gebracht. Morgen früh erwarte ich euch wieder hier im Thronsaal.« So drehte Plataria sich um und ging schnellen Schrittes aus einer weiteren Seitentür hinaus. Die Freunde drehten sich um und folgten Oblivian aus der Flügeltür hinaus.

Draußen angekommen platzte aus Marie die Frage heraus, die sie sich schon die ganze Zeit gestellt hatte.

»Oblivian!«, sagte sie mutig. »Warum hat Plataria nicht wie alle anderen schwarze Haare, sondern blonde Haare?« Oblivian drehte sich um.

»Weißt du, alle Platarianer haben in der Regel schwarze Haare, und das ist eine sehr gute Haarfarbe. Doch Blond ist absolut die schönste Haarfarbe.« Marie schaute an sich herunter und lächelte in sich hinein.

»Die Königin hat als einzige das Privileg blonde Haare zu tragen. Sie färbt sie nicht. Es geschieht von Zauberhand. Wenn sie auf den Thron kommt, verwandeln sich ihre Haare blond. Dieses Gesetz hat der erste Herrscher Platario verfasst. Es ist auch so, dass der Herrscher immer Plataria oder Platario genannt wird. Es ist erstens ein guter Deckname und zusätzlich bleibt der Name des Volkes gleich. Stell dir mal vor wenn alle hundert Jahren der Name des Volkes geändert werden würde.

Venéfaré - Ein FantasyromanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt