Am morgen wachte Jonas als erster auf. Er drehte sich nach rechts um auf den Wecker zu schauen, doch da war kein Wecker. Warum auch? Er war ja in Venéfaré.
Also legte sich wieder hin. Im Bett neben ihm lag Marie. Ein paar Strähnchen lagen auf ihrem Gesicht und sie atmete ruhig und gleichmäßig. Wie eine verwunschene Prinzessin sah sie aus. Er lächelte und stand auf.
Da ging die Tür auf und Melaria kam hinein.
»Hey!« Sie klatschte in die Hände. »Alle aufwachen. Der Tag beginnt. Ich komme gleich und bringe das Frühstück.« Mühsam richteten sich die Freunde nacheinander auf. Keiner hatte große Lust so früh aufzustehen.
Als Melaria ein wenig später mit dem Frühstück ins Zimmer kam waren sie alle halbwegs fit und setzten sich an den Tisch.
Nachdem sie alle fertig gegessen hatten, gab es keine Pause, sondern die Tür ging auf und Oblivian kam um sie zum Unterricht zu holen.
Jonas wurde wie immer als erstes zu Sogrates gebracht. Oblivian brachte ihn zum grünen Hügel hinter dem königlichen Park und Sogrates empfing ihn wieder ohne groß eine Miene zu verziehen.
Oblivian verabschiedete sich mit einem Handwinken.
»So, Jonas«, begann Sogrates, »in den letzten beiden Stunden haben wir ja schon herausgefunden, das deine Kraft Beschützen ist und du konntest es auch gut anwenden. Also machen wir heute weiter mit den verschiedenen Kräften. Heute wirst du die wichtigsten Kräfte in Venéfaré kennen lernen. Bereit?«, erklärte er.
»Ja«, sagte Jonas. Hinter Sogrates stand eine hölzerne Tafel mit mehreren Papieren. Der kleine Mann fuhr mit den Händen über seinen langen Bart. Dann holte er einen dicken Stift hervor. Auch der hatte das Zeichen der Königin.
Jonas sah wie sein Meister begann eine Tabelle zu zeichnen. Die drei Spalten bekamen die Namen: Gefährliche Kräfte, starke Kräfte und mittelstarke Kräfte. Die ganze Tabelle bekam die Überschrift 'Angriffsfkräfte'.
»Also Jonas«, sagte Sogrates »wir teilen unsere Kräfte in zwei große Hauptgruppen ein. Die Angriffskräfte und die Abwehrkräfte. Und eine besondere ist noch die Beschützerkraft, die du zufälligerweise besitzt. Die kann man zu keinem der beiden Kräfte zuordnen. Eine sehr gefährliche Kraft ist die Todeskraft. Die ist zum Glück nur ganz selten. Aber es gibt sie trotzdem, und man sollte sich vor solchen Menschen hüten. Man erkennt sie daran, dass sie statt weißen Strähnen, schwarze Strähnen haben. Und ihre Haare sind grau, so kann man die Strähne auch sehen.«
Jonas nickte. Sogrates blickte weiterhin ernst und redete weiter.
»Das ist natürlich nicht die einzige gefährliche Kraft. Salzaro besitzt nämlich auch eine sehr gefährliche Kraft. Es ist die Kraft der ewigen Finsternis. Du erfährst später noch mehr über Salzaro, aber er besitzt das Loch der ewigen Finsternis. Mithilfe seiner Strähne kann er dieses Loch steuern. Er wirft alle Platarianer in dieses Loch hinein. Keiner ist je wieder dort heraus gekommen. Das einzige was von den Platarianern, die dort hineingeworfen wurden, übrig ist sind ihre Strähnen, die nun in Salzaros Besitz sind. Irgendwie trennt er durch das schwarze Loch die Strähnen von ihrem Besitzer. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten einem Besitzer die Strähnen abzutrennen. Entweder sie mit der heiligen Schere, die Salzaro im Moment besitzt, abzuschneiden oder durch das Loch der ewigen Finsternis.«
Jonas wusste nicht genau was das Loch der ewigen Finsternis war, doch er stellte es sich vor, wie ein riesiges, schwarzes, dunkles Loch, welches Leute einfach wie einen Strudel mit sich riss und verschwinden ließ. Eine sehr traurige Vorstellung.
Da redete Sogrates mit strengem Blick weiter.
»Und die dritte sehr gefährliche Kraft oder besser gesagt, die dritte grausame Kraft ist der Schmerz, Fachbegriff 'Strictusfuch'. Sie ist am meisten im Reich von Salzaro verbreitet. Sie ist schlimmer als die Todeskraft. Denn wenn man einfach so getötet wird, dann spürt man den Todesfluch nicht. Doch die Schmerzen des Strictusfluch sind unerträglich. Viele Leute sind davon so verstört worden, dass sie nie wieder ein normales Leben führen konnten. Es ist ein schrecklicher Fluch. Der oberste Diener vom ersten Platario wurde vom obersten Diener des ersten Salzaros in den Wahnsinn gefoltert. Er wurde nach einer langen Suche in der Nähe der großen Schlucht gefunden und in den Palast gebracht. Doch auch Platarios besten Ärzte konnten Kraukon nicht heilen. Ein Jahr später ist er gestorben. Man sagt sein Kammerdiener habe Schreie gehört. Kraukon soll laut um Hilfe gerufen haben. Man solle ihn doch verschonen er wolle auch alles tun was man ihm befehle.«
DU LIEST GERADE
Venéfaré - Ein Fantasyroman
FantasyEin ganz normaler Tag, der alles veränderte. Als Marie eine Tages aufwacht, macht sie eine seltsame Entdeckung... Daraufhin erzählt der Schulbibliothekar ihr und ein paar anderen Jugendlichen von dem geheimnisvollen Land Venéfaré. Plataria, die Köni...