Dear diary,
es ist ein verdammt ekelhaftes Gefühl, so dargestellt zu werden, als wäre man die undankbarste Person, die es gibt. Und das dann noch vor anderen Leuten. Ich weiß nicht viel, aber was ich weiß, ist, dass ich alles bin, aber nicht undankbar. Ich bin mehr als dankbar, für jede Sekunde, die ich Leben darf und für alles was mir zu gute kommt. Und glaubt mir bitte, wenn ich sage, dass ich das wirklich gerne zeigen würde, aber es fällt mir einfach so verdammt schwer, jegliche Art von Gefühlen zu zeigen. Ich habe dauerhaft Angst, etwas falsch zu machen, zu viel zu geben, zu wenig zu geben, einfach alles falsch zu machen. Und dann überall so dargestellt zu werden, als wäre einem alles egal, schießt das Ego nochmal 10 Stockwerke runter.
Ich könnte gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich bin, überhaupt ein eigenes Zimmer zu haben, ein Dach überm Kopf zu haben, immer Zugriff zum Kühlschrank zu haben, etc.. Ich kann es einfach nur nicht zeigen und ich wünschte so sehr, ich könne das ändern.
Was allerdings auch kein schönes Gefühl ist, ist zu hören, dass mein Tagesablauf total "traurig" ist. "Traurig" nicht im Sinne von "Du bist immer total traurig" oder so, nein, "traurig" im Sinne von "Peinlich", "Beschämend" oder generell negative Adjektive in diesem Sinne. Ich möchte nicht sagen, dass mein Leben total bunt und Friede, Freude, Eierkuchen ist, denn das ist es definitiv nicht. Problem ist nur, ich kann nicht mehr. Es fällt mir schwer genug, morgens die Augen auf zu machen und zu sehen, dass ein ein neuer Tag angefangen hat. Es fällt mir schwer genug, morgens aufzustehen und das zu tun, was nun mal sein muss. Mein Leben ist ziemlich trist, das weiß ich, aber ich kann es nicht ändern. Auf jeden Fall nicht, wenn man immer wieder die oben genannten Sachen zu hören bekommt. Wie soll ich Spaß am Leben haben, wenn mir immer wieder gezeigt wird, dass ich ein schlechter Mensch bin, dass ich ein undankbarer Mensch bin oder, dass mein Leben traurig ist. Ich weiß nicht, wie das alles aus der Sicht anderer Leute wäre, aber für mich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, mich selbst aufzubauen, wenn ich dauerhaft wieder runtergedrückt werde. Irgendwann ist dann auch Schluss und ich kann nicht mehr und diesem Punkt komme ich langsam immer näher, auch wenn ich weitestgehend versuche, das zu vermeiden.
Sehr angenehm ist es auch, wenn sich Leute immer wieder über deine Figur lustig machen. Ich bin nicht die dickste, das sehe ich selber. Wieso muss einem das immer wieder vorgehalten werden? Ich esse so viel ich kann und versuche nicht allzuviele Kalorien zu verbrennen, um so viel es geht zuzunehmen. Wir haben Spiegel in der Wohnung, also sehe ich mich selbst. Wieso müssen dann immer wieder Kommentare fallen wie,: "An der ist doch sowieso nichts dran", "Sie ist doch nur Haut und Knochen" oder abwertende, belustigende Blicke in Konversationen über mich und meinen Körperbau?
Jedes Wort drückt einen immer weiter runter und ich glaub wir alle wissen, dass irgendwann eine Grenze erreicht ist und man einfach nicht mehr kann.
Zu gerne würde ich mit den beiden Personen drüber reden, denen ich auch mein Leben anvertrauen würde, aber fällt es mir immer noch viel zu schwer, auch wenn sie mir versichert haben, sie würden zuhören. Ich kann nicht beschreiben, wie dankbar ich bin, Freunde zu haben, die sich wirklich um meinen Wohlstand kümmern. Bis vor knapp einem halben Jahr, kannte ich dieses Gefühl nicht und es ist immer noch überwältigend. Naja, ändern kann ich trotzdem nichts, wenn ich immer weiter, Stück für Stück, eine Etage tiefer falle.
Und dann saß ich eben da, mit Tränen in den Augen am Essenstisch, spürend, wie ich durch Worte immer weiter runter gedrückt wurde.Bis dann.
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Dear Diary..
RandomDieses Buch ist eigentlich lediglich dafür da, damit ich meine Gefühle und meinen Alltag ausschreiben kann, da mir das persönlich oftmals sehr schwer fällt. Wieso ich das ganze hochlade? Weiß ich selber nicht, aber ich hab das Gefühl, dass dies das...