Hell on Earth

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Die Mischung aus einem leichten, unregelmäßigen Ruckeln, Straßengeräuschen und ungewöhnlichen Schmerzen an meinen Handgelenken weckten mich wieder aus meinem traumlosen Schlaf auf. Ich brauchte einen Moment, um mich zurechtzufinden und zu realisieren, dass die drei Männer vor mir keine Albtraumgestalten, sondern bewaffnete Polizisten in Schutzwesten waren. Ich schaute blinzelnd umher. Es war düster, es schien noch Nacht zu sein und die Scheiben waren zusätzlich verdunkelt. Ich befand mich angekettet in einem Polizeiwagen. Fuck... Fuck! „Wohin bringt ihr mich?", ich schaute zu den dreien empor und musste bei der kleinsten Bewegung schnaufen, offensichtlich waren sie nicht gerade sorgfältig mit meinem ohnmächtigen Körper umgegangen. Die Polizisten starrten mich allerdings nur an, als habe man ihnen strengstens verboten mit mir zu kommunizieren... jetzt wo ich darüber nachdenke, ist das wahrscheinlich gar nicht mal so abwegig. Ich schaute sie trotzdem noch einen Moment erwartend an, lehnte mich dann aber mit einem Seufzer geschlagen nach hinten an die Innenwand und schmollte vor mich hin. Also beschissener hätte der Tag ja auch nicht enden können. Da denkt man nach Jahren hat man sein Leben endlich mal im Griff und im nächsten Moment sitzt man in einem Polizeiauto und der einzige Mensch, der mir helfen könnte, weiß weder, dass er mir etwas bedeutet, NOCH wo ich bin, damit er mich retten könnte. Er musste doch denken, ich sei davon gerannt und hätte ihn einfach für immer verlassen... Wobei, es wird mit Sicherheit gleich morgen in den Nachrichten gebracht, dass ich nun nicht mehr im Freien bin.

Schon kurze Zeit später verlor sich der Straßenlärm auf einmal in der Ferne und eine gruselige Stille umgab uns. Es fühlte sich an als seien wir durch ein Portal in eine andere Welt gelangt... Und so realitätsfern war das nicht mal, denn als der Wagen endlich hielt und mich meine drei Begleiter grob aus dem Auto zerrten, war mir noch vor dem großen Schild klar, wo ich war. Die kalten Bäume, die Stacheldrahtzäune, Wärter überall, die Fassade, Mauern, Fenster, die Tür und die Steintreppe, die hinaufführte, waren zerfallen und sahen aus wie ein Standbild aus einem Horrorfilm. Auf dem Schild auf der anderen Seite der Hofes stand: „Arkham Asylum". Nein, bitte nicht. Ich wusste, sogar Jack hatte in gewisser Weise Angst vor diesem Ort. Der JOKER hatte Angst hiervor... er hätte keine Angst stände der Teufel höchstpersönlich vor ihm. Meine Hände zitterten und ich spürte wie sich mein Herz weigerte sich wieder auf seinem normalen Tempo einzufinden. „Vorwärts!", grummelte der Griesgram von Polizist neben mir, während er mich auf einen Seiteneingang zuschob. Kurze Zeit später waren wir drinnen. Vergammelter und rottender Gestank sprang mir ins Gesicht, so heftig, dass die blanken, grauen Wände, Decken und Böden erst das zweite war, das mir auffiel. Dann hörte ich ein krächzendes Geräusch, wie ein sterbender Rabe, aber trotzdem menschlicher Natur. Es kam aus einer der Zellen, in die ich nur durch ein winziges, vergittertes Fensterchen blicken konnte. Und ehe ich mich versah, kamen weitere schauerliche Geräusche, Schreie, Flüche und Gelächter aus allen Ecken der Anstalt. Es war kalt. Eiskalt. Ich erhaschte einen Blick in eine der Zellen und sah dort einen älteren Mann, krumm und zitternd. Er wiederholte immer und immer wieder ein Wort, das ich nicht verstand. Als würde das Echo von allem, das man von Arkham erwarten würde, immer und immer wieder durch die Gänge schallen. Ich wollte schreien, weinen, die Polizisten überwältigen und fliehen, aber ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, außer meine Beine, die unfreiwillig über die glatten Steinplatten schlurften. Am Ende des Gangs bogen wir in eine Art gesonderten Trakt ein und ich wurde kurzerhand in eine Zelle geschmissen. Ich schätzte es war der Hochsicherheitstrakt. Dann wurde hinter mir die Tür verriegelt und ich war gefangen.

Zuerst konnte ich keinen Muskel bewegen und hörte nur dem kreischenden Lärm der anderen Insassen... Patienten... was auch immer, zu. Dann lockerte sich mein Körper wieder und fiel in sich zusammen, bevor ich wieder aufstehen und mich in meiner neuen Behausung umschauen konnte. Viel war dort nicht, wahrscheinlich um zu vermeiden, dass ich auf dumme Ideen kommen könnte. Ein in der Luft hängendes, an der weißen Wand befestigtes „Bett" aka ein Holzbrett, ein Klo und ein Waschbecken. Ich ließ mich auf mein Holzbrett plumpsen und schaute eine Weile einfach nur vor mich hin. Einschlafen würde ich hier nicht können, dass wusste ich schonmal.

Damit lag ich auch genau richtig. Fast, zumindest. Ich konnte die meiste Zeit nicht schlafen, nicht, bis die Sonne schon aufging und ich schließlich durch Erschöpfung zur Seite kippte. Doch, und das wusste ich auch ohne Uhr, nur Minuten später wurde ich durch einen schrillen Gong aus dem Schlaf gerissen und zum Aufstehen gezwungen.

Da ich scheinbar zu den größten Gefahren in der Anstalt zählte, was ich anhand der Schreie vorherige Nacht wirklich kaum zu glauben wagte, wurde ich mit Handschellen vor der Brust und Ketten an den Beinen in die Cafeteria geleitet und leicht abseits von den anderen meines Weges zum Frühstück, auf das ich keinen Hunger hatte, freigesetzt. Zurück in die Zelle wollte ich aber noch weniger und so beschloss ich, mir wenigstens eine Limo oder so zu besorgen. Es stellte sich heraus, dass ich, bis auf zwei dunkle, von mir aus unerkenntliche, Gestalten, die einzige mit Hand- und Fußfesseln war und das nicht unbemerkt lief. Ich dachte, ich musste schön affig ausgesehen haben... ein dünnes, blasses Mädchen mit ungemachten, langen, strähnigen Haaren, müden, roten Augen und vor allem im Gegensatz zu vielen anderen hier, nicht gerade eine Kämpferfigur und an meinen dünnen Handgelenken eiserne Handschellen. Tatsächlich schienen die Blicke allerdings nur von der Hälfte amüsiert zu sein, die restlichen waren fast ehrwürdig oder eben von denen, die es nicht interessierte und mich nicht mal wirklich beachteten. Ich seufzte, merkte wie meine Sozialphobie hochkam, richtete mich aber zum Getränkeschrank neben der Theke und bediente mich einer Orangenlimo. Dann drehte ich mich um und blickte hilfesuchend durch den Raum. Gerade wollte ich zu einem leeren Tisch der noch frei zu sein schien gehen, da winkte mir plötzlich eine der beiden mysteriösen, ebenfalls gefesselten Insassen von seinem einsamen Platz aus zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch er mich interessiert musterte und entschied mich einfach zu ihm zu gehen, auch, wenn alles in mir schrie, mich von ihm fernzuhalten. „Du bist jetzt Jester!", redete ich mir in Gedanken zu: „Du bist nicht mehr Kelsey, du bist die Partnerin des Jokers, die Leute sollten Angst vor dir haben, nicht andersrum!"

Dann stand ich vor dem Tisch und blickte in die Augen eines Mannes, den ich unschwer als den Riddler erkannte. „Na hallo, du musst Jester sein!", Nygma grinste mir entgegen und streckte erwartungsvoll seine Hand aus. Erst der Penguin, dann der Riddler, ich fühlte mich richtig berühmt. „Hallo... Nygma", ich überlegte einen Moment, wie ich ihn nennen sollte, doch ihn „Riddler" zu nennen klang in meinen Ohren irgendwie seltsam, daher hoffte ich einfach auf das Beste. Er grinste mir einfach nur zurück, ohne meine Namengebung zu bestätigen oder zu verurteilen und winkte mir mich zu setzen. Ich setzte mich vor ihn und verharrte einen verwirrten Moment, in dem er sich wieder seinem Frühstück widmete, dann öffnete ich meine Limo und trank einen Schluck, um meine Nervosität zu überspielen. Scheinbar erfolglos. „Dein erstes Mal hier, richtig?", fragte er mit wissendem Blick, während er zu seinem ekelerregend aussehenden Kaffee griff. Viele hier waren mit Sicherheit eher geistig beschränkt, aber bei Nygma wusste jeder, dass es gerade seine einzigartige Intelligenz war, die ihn ausmachte, ...und vor allem gefährlich machte, weshalb ich entschied in seiner Umgebung besonders wachsam zu bleiben. „Ja", antwortete ich nur knapp. „Ja, man gewöhnt sich nie dran, das kann ich versprechen", sagte er ganz entspannt. Generell wirkte er nicht gerade, als sei er eingesperrt oder gefesselt. Er verhielt sich so... "normal". „Isst du nix?", fragte er weiter. Große Kriminelle treffen hatte ja schon was Aufregendes, aber ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit dem Genie Gothams in Arkham beim Frühstück sitzen und Smalltalk halten würde. Gotham war immer für eine Überraschung gut. „Kein Hunger." Ich wärmte langsam auf und die Nervosität war so gut wie weg. Ich merkte, dass ich mein Selbstbewusstsein damals eigentlich nur durch Jack gefunden hatte und ihn seither immer um mich hatte. Jetzt stand ich auf eigenen Füßen, aber ich merkte, dass ich auch alleine stark sein konnte. Da war der Beweis! Ich liebte den Joker, nicht die Freiheit, die ich bei ihm hatte, ...denn die hatte ich auch ohne ihn. Er war nur der Grund, wegen dem es sich lohnte sie zu leben...

A Running Gag (Gotham ff - german, Teil 2!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt