Als mein Flieger gegen 9 Uhr im Lübecker Flughafen landet, bin ich ziemlich müde und möchte nur noch in mein Bett. Ich durchquere den Flughafen, meine Schritte sind laut zu hören, während ich durch die Menschenmenge laufe. Zwischen den wartenden Familien, sehe ich des Öfteren einige Umarmungen, Händchen haltende Leute und Pärchen die sich innig küssen. Ich wünsche mir so sehr einen Mann zu finden, der mich so liebt und wertschätz wie ich bin. Doch ich weiß nicht ob das je wieder so möglich seien wird.
Trotzdem huscht mir ein leichtes Lächeln über die Lippen, als ich den Ausgang erreiche. Meine Augen suchen den Parkplatz nach dem Auto meiner Eltern ab. Lübeck empfängt mich leider ohne den Schnee, der New York seinen Winterzauber verleiht. Stattdessen scheint es vor wenigen Stunden noch geregnet zu haben. Ich entdecke einige Meter entfernt den Jeep meiner Eltern und laufe darauf zu. Kurz bevor ich ihn erreiche, springt meine Schwester aus dem Wagen heraus. Ich lasse meine Tasche auf den Boden sinken, um sie lachend in den Arm zu nehmen.
"Ich hab dich so vermisst, C" nuschelt sie an meine Schulter. "Ich dich auch, kleine", antworte ich und drücke sie fester an mich. "Hey, ich bin nicht mehr so klein," entgegnet sie mir gespielt böse, doch fängt sofort an zu lachen. Ich richtete mich wieder auf und schaute zu meinen Eltern, die auch ausgestiegen waren. Ich lief zuerst zu meiner Mum und umarmte sie lange. "Ich hab dich vermisst, Mum" flüsterte ich. "Ich dich auch, mein Spatz. Es ist schon dich wieder hier zu haben" erwiderte sie so liebevoll wie immer. Ich löste mich wieder von ihr und drückte meinen Vater fest. "Hey, Dad" sagte ich lächelnd. "Hallo, Liebes" antwortete er, wie immer mit einem warmen lächeln was mich schon als Kind immer beruhigt hatte. "Lasst uns nach Hause fahren" sagte meine Mum, und wir stiegen ein. Das Gestüt unserer Familie liegt etwas abseits von Lübeck und ist schon seit Jahren in unserem Familienbesitz. Wir fuhren eine knappe halbe Stunde während meine Schwester und meine Mum mir die Sachen erzählten die ich in den paar Monaten verpasst hatte.
Als wir auf den Hof fuhren staunte ich nicht schlecht, meine Mum übertrifft sich jedes Jahr mit der Dekoration des Hofes. Es war alles prächtig geschmückt, in den unterschiedlichsten Farben, vor allem rot und grün. Überall hingen Weihnachtskugeln, Lichterketten, Sterne und und und. Es ist alles so weihnachtlich geschmückt und ich hatte in New York noch nicht mal einen Weihnachtsbaum.
Mein Vater parkte den Jeep unter dem Carport, und wir stiegen aus. Gerade als ich nach meiner Tasche greifen wollte, kam mein Vater mir zuvor und nahm sie "Ich bringe sie dir rauf in dein Zimmer. Du weißt ja noch, wo es ist. Du kannst aber noch über den Hof laufen, es hat sich einiges geändert.", sagte er lächelnd. Meine Mutter lächelte mir zu und erwähnte beiläufig, dass sie jetzt anfangen würde, das Weihnachtsessen vorzubereiten. Sofort bot Abigail an, unserer Mutter zu helfen. Mein kleine Schwester liebte das Kochen, und das hatte sich definitiv nicht geändert.
Ich lächelte meinen Eltern dankend zu und lief zum Stall. Es fühlte sich gut an, wieder zu Hause zu sein. Mein Vater hatte recht. Es hatte sich ein wenig verändert, doch nicht so viel wie ich erwartet hatte. Die Stahlboxen war neue gekommen und in schwarz gestrichen. Es war aber immer noch der vertraute Anblick, den ich kannte.
Auf dem Gang waren mehrere Mädels und Jungs die ihre Pferde entweder putzen, sattelten oder absattelten. Ich lief auf eine Box zu, die etwas weiter hinten stand. Als ich vor ihr stehen blieb, schaute auch sofort der schwarze Kopf von Onyx über die Stall box, der Friese wieherte erfreut. Sein dunkles Fell glänzt im Licht, und seine Augen strahlten die Vertrautheit von früher aus, wo ich noch jeden Tag herkam und mit über die Felder galoppierte. "Na, mein Hübscher, hast du mich vermisst?" flüsterte ich und streichelte über seinen Kopf. Er wieherte noch einmal laut, bevor ich mich ihm dann wieder abwendete, um in die große Halle zu kommen. Dort ritt, wie ich vermutet hatte, eine Freundin von mir auf ihrem Andalusier.
Dania schien mich noch nicht bemerkt zu haben, also pfiff ich einmal quer über die Halle. Ihr Kopf schoss zu mir hoch, und sie fing an zu grinsen. "Du hier?" fragte sie spöttisch, woraufhin ich lauthals los lachte. Sie konnte mich noch nie böse anmaulen. "Ja, ich hier. Und was machst du hier? Ich dachte, du wolltest sie nicht mehr reiten, weil der ach so toller Freund es doch zu gefährlich fand", neckte ich sie. "Ach, Halt die Klappe C, ich hab dich vermisst. Und dieser Affe von Freund hat mich schon wieder verlassen, kurz nachdem du gegangen bist", sagte sie, als sie auf mich zureitet.
"Es ist schön, dich zu sehen, Dania", sagte ich, als sie von ihrer Stute stieg. Ich schloss sie sofort in eine Umarmung, die sie nur zu gern erwiderte. "Ich hab dir so viel zu erzählen. Echt. Aber das würde ich auf morgen verschieben. Meine Mutter wartet bereits auf mich. Wir wollen den Rest des Weihnachtstages noch mit meiner Tante verbringen. Ich hoffe, das ist nicht so schlimm" "Klar geh ruhig. Ich wollte auch gleich ins Haus und mich frisch machen. Von dem langen Flug bin ich ziemlich erschöpft." "Glaub ich, wir sehen uns morgen. Ich bin gegen drei dann hier. Dann gehen wir bestimmt zu unserem alten Lieblingsplatz, oder?" "Ja, wir sehen uns", sagte ich und lächelte, bevor ich mich auf den Weg zum Haus machte.
Als ich an der Küche vorbeilief, hörte ich, wie meine kleine Schwester und meine Mutter singen. Ich ging in die Küche, und wir singen laut" Last Christmas". Nachdem das Lied geendet hatte, lächelte ich die beiden an. "Spatz, ich habe deine Tante und deinen Onkel eingeladen. Sie kommen später. Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt. Nicht, dass du dich eventuell schlafen legst und nicht weißt das wir besuch kriegen" sagte meine Mutter. "Ist gut. Ich mache mich ein wenig frisch und lege mich dann für ein, zwei Stunden hin, wenn das in Ordnung ist" "Aber natürlich, mein Spatz. Schlaf gut"
Ich ging aus der Küche und lief in mein Zimmer. Es hatte sich hier nicht viel verändert. Mein großes Bett stand noch in der Mitte des Zimmers, genauso wie mein Schminktisch und mein Schrank. Alles war genau dort, wo ich es gelassen hatte, bevor ich in meine alte Wohnung gezogen war.
Nachdem ich mich schnell abgeschminkt hatte und mir einen Wecker für 12 Uhr gestellt hatte. Schmiss ich mich aufs Bett und war schnell im Land der Träume verschwunden.
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Stay
RomansaCatalina Willams ist vor mehr als einem halben Jahr aus Deutschland "geflohen" und hat sich in New York bis an die spitze der Anwälte geschlagen. Alles läuft wieder einigermaßen normal im Leben der 23 Jährigen, doch auch das kann schnell ins Wanken...