Zwei Tage waren wie im Flug vergangen, und ich war kaum aus dem Zimmer gekommen. Die meiste Zeit verbrachte ich damit, ein paar Bücher zu lesen aber seit gestern beschäftigte ich mich intensiv mit Hugos Fall. Doch ich stieß auf ein Problem, das ich momentan nicht lösen konnte und worüber ich definitiv mit den Geschwistern reden musste. Doch ich wusste noch nicht, wie ich das Gespräch anfangen sollte.
In den letzten Tagen hatte mich Chloe oft besucht und mir Essen gebracht. Wir verstanden uns immer besser, und ich begann, sie fast wie eine Freundin zu sehen, auch wenn sie die Verlobte meines Erpressers war. Oder eher gesagt, meines jetzigen Bosses.
Ich war gerade erst aufgestanden und mir fielen die Augen immer wieder zu. Doch ein zartes Klopfen riss mich aus meinem Halbschlaf. Chloe trat ein, doch diesmal trug sie kein Tablett in den Händen, sondern lächelte mich freudestrahlend an. "Guten Morgen, Catalina. Ich soll dir ausrichten das du dich fertig machen sollst, Alejandro will nach dem Frühstück aufbrechen. Insbesondere bist du zum Frühstück eingeladen." Ich blinzelte verschlafen und versuchte, die Worte zu verarbeiten "Frühstücken...und dann zum Gefängnis" wiederholte ich langsam, während ich mich aufrichtete. Chloe nickte und ihr Lächeln wurde noch breiter "Ich sehe dich dann gleich unten"
Ich stieg aus dem Bett und begann, mich schnell anzuziehen. Ich holte mir schnell aus dem Schrank eine dunkelgraue Anzugshose und dazu eine recht dunkle schwarze Bluse, die ich sorgfältig in die Hose steckte. Dazu zog ich mir schwarze High Heels an und zuallerletzt schmiss ich mir einen grauen Mantel über den Arm. Dann verließ ich mein Zimmer.
Das Haus war relativ still, doch ich konnte ziemlich schnell ausmachen, wo die Küche war, da die lauten Stimmen mir den Weg wiesen. Ich betrat den Raum und sah Alejandro, Adrian und Chloe, genauso wie deren Schwester, die schon am Tisch saßen. Es schien ein Familienfrühstück zu sein, und ich wusste nicht, was ich hier überhaupt zu suchen hatte. "Guten Morgen" sagte ich und setzte mich zu ihnen. "Guten Morgen, Catalina" antwortete Alejandro und reichte mir eine Tasse Kaffee. Ich nahm sofort einen Schluck, als ich bemerkte das Adrian mich ernst musterte. "Ich hoffe, dass du die Akten gründlich durchgegangen bist" sagte er mit einem scharfen Ton. Chloe lächelte aufmunternd. "Mach dir keine Sorgen, mon cœur. Ich glaube, Catalina weiß, was sie tut"
Auch die Schwester lächelte mich an, doch ich stellte fest, dass ich ihren Namen als einzige nicht wusste. "Ich habe deinen Namen immer noch nicht erfahren" begann ich . Sie lächelte verschmitzt "Das stimmt. Und so war es auch gewollt. Ich bin Delia und die jüngste der Calvos" ich nickte und sah im Augenwinkel, wie Alejandro sich erhob. Ich stellte meine Tasse Kaffee auf den Tisch und verabschiedet mich mit kurz. Während ich meinen Mantel zurechtrückte, lief Alejandro stumm voraus. Wir stiegen in den gleichen Wagen ein, der auch schonmal bei mir Zuhause stand.
Während der Fahrt herrschte eine bedrückende Stille. Als wir am Gefängnis ankamen, stieg Alejandro als Erster aus und öffnete mir die Tür. Er hielt mir die Hand hin, aber ich ignorierte sie und stieg alleine aus. Niemals würde ich ihm sein Verhalten so schnell verzeihen. Wenn ich es überhaupt tunen würde. Wir liefen in das Hochsicherheitsgefängnis und wurden gründlich durchsucht. Schließlich führte man uns in einen etwas größeren Besuchsraum und bat uns, Platz zu nehmen. Ich setzte mich und sah mich um, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Alejandro wirkte im Gegensatz zu mir ruhig und gelassen, als ob er genau wusste, was auf ihn zukam. Doch für das war er definitiv nicht bereit, sein Vater hatten ihm vieles verschwiegen.
Die Minuten zogen sich in die Länge, bis endlich die Tür aufging und Hugos scharfe Augen auf uns fielen. Der Wachmann befestigte Hugo mit Handschellen am Tisch, während niemand ein Wort sagte Erst als Hugos Blick auf mich fiel, durchbrach ein kleines wissendes Grinsen die Stille. "Catalina, es ist lange her" "Das stimmt" antwortete ich, während Hugo seinen Blick auf seinen Sohn richtete. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war frappierend. Gleiche Haarfarbe, abgesehen von Hugos vereinzelten grauen Strähne, und die selbe Mimik. Selbst die Augen waren identisch. Eine Weile starrten sie sich an, bevor Hugo sprach "Es ist schön, dich zu sehen, Alejandro. Ich würde dich gerne umarmen, aber du weißt, ich bin verhindert." Er hob seinen gefesselten Arm und lachte trocken. Alejandro blieb ruhig, seine Augen fest auf seinen Vater gerichtet. "Wir sind nicht hier, um sentimentale Erinnerungen auszutauschen, Vater" Die Kälte zwischen Vater und Sohn war greifbar, ein frostiger Hauch, der den Raum erfüllte. Es was seltsam, diese Distanz zu spüren, obwohl sie Familie waren.
Alejandro war immer noch distanziert, sogar feindselig "Immer noch so kalt gegenüber der Familie, wenn andere dabei sind. Du hast dich nicht geändert" sagte Hugo und lehnte sich im Stuhl zurück, so weit es die Handschellen zuließen. Mir wurde langsam klar, dass Alejandro keine Ahnung hatte, was sein Vater getan hatte. Obwohl ich es verstand, wusste ich trotzdem mehr als seine eigenen Kinder. Ich kannte Hugos Fall in- und auswendig. Die Geheimnisse, die dabei ans Licht kamen, würden für die Geschwister katastrophal sein. Besonders, wenn eine bestimmte Person involviert war. Und mit dieser war nicht zu spaßen. Sie könnten alles ruinieren und ich würde nie mehr aus den Griffen der Familie Calvo kommen so lange wie Hugo im Gefängnis saß.
DU LIEST GERADE
Stay
RomanceCatalina Willams ist vor mehr als einem halben Jahr aus Deutschland "geflohen" und hat sich in New York bis an die spitze der Anwälte geschlagen. Alles läuft wieder einigermaßen normal im Leben der 23 Jährigen, doch auch das kann schnell ins Wanken...