Chapter ten

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Als ich langsam wach wurde, spürte ich einen ungewohnten Druck um meine Taille. Verwirrt und noch halb im Schlaf, versuchte ich zu verstehen, was vor sich ging. Dann wurde mir bewusst, dass mein Kissen sich bewegte und viel fester war als gewöhnlich. Mit einem genervten Seufzer öffnete ich meine Augen und sah direkt in das Gesicht von Alejandro, der mich fest umklammert und offensichtlich durch mein Gezappeln auch wach wurde. "Kannst du aufhören, dich zu bewegen? Es war gerade so gemütlich" hörte ich Alejandro mit seiner äußerst attraktiven Morgenstimme sagen. Seine Worte ließen mich lächeln

Als mein Lächeln aber genauso schnell verschwand, wie es gekommen war, erinnerte ich mich daran, dass ich mich nicht auf so etwas einlassen durfte. Schließlich war er der Bruder eines Mandanten. Eine Beziehung zwischen uns war nicht angebracht. Ich drückte mich von Alejandro weg und stand auf, um mich fertig zu machen. Alejandro murmelte etwas Unverständliches, bevor ich ins Bad verschwand. 

Ich schaute in den Spiegel und ließ die Nacht Revue passieren. Es war unfassbar, dass ich mit dem Bruder meines Mandaten gekuschelt hatte, ohne es richtig zu realisieren. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, und ich drehte den Wasserhahn auf, einfach um mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Als ich wieder in den Spiegel schaute, griff ich in meine Reisetasche und zog eine grüne Hose und ein beiges Oberteil heraus. Dazu kombinierte ich ein paar grüne High Heels und einen weiß-grünen Schal, bevor ich das Badezimmer verließ.

Alejandro saß aufrecht auf dem Bett, als ich aus dem Badezimmer heraus trat. Er trug den Anzug von gestern, es war erstaunlich, wie perfekt er aussah, ohne auch nur den Anschein zu erwecken, dass er in diesen Klamotten geschlafen hatte. Ich verschränkte die Arme und sah ihn auffordernd an "Solltest du nicht eigentlich in einem der Gästezimmer schlafen?" fragte ich. "Hätte ich ja auch, nur, Corazón, du bist eingeschlafen, bevor du mir überhaupt zeigen konntest, in welches Zimmer ich muss." 

Plötzlich fiel es mir wie ein Blitzschlag ein. Tatsächlich war der Vorfall mit Tuono passiert, bevor ich überhaupt die Gelegenheit hatte, Alejandro sein Zimmer zu zeigen. Es war klar, dass er nicht auf dem Sofa unten Schlafen konnte, da meine Eltern bestimmt wiedergekommen waren. Also war das die einzige Möglichkeit, bei mir im Bett zu schlafen. "Entschuldige, dass ich dich so angefahren habe" sagte ich und senkte den Kopf. Eine Hand an meinem Kinn ließ mich hochblicken. "Ist schon gut. Ich hätte nicht anders reagiert" sagte Alejandro und ließ mein Kinn wieder los. 

Die Geräusche von unten drangen immer lauter nach oben. Anscheinend waren Abigail und meine Mutter dabei, das Frühstück vorzubereiten. Und mein Vater war wahrscheinlich schon auf dem Hof unterwegs.

Ich lief nochmal schnell zurück ins Badezimmer und packte meine Schminksachen in den Koffer, um ihn wieder zu schließen. Da ich stark davon ausging, dass Alejandro spätestens nach dem Mittag wieder zurück nach New York wollte. "Wir können nach unten" sagte ich zu Alejandro und schaute ihn abwarten an "Du willst jetzt mit mir nach unten, obwohl deine Eltern noch nicht mal wissen, dass für sie ein wildfremder Mann bei ihnen übernachtet hat?" Stellt er einen Fakt auf. Ich runzelte die Stirn und überlegte. "Sie werden wohl mit der Wahrheit klarkommen müssen" sagte ich, zuckte mit den Schultern und öffnete meine Zimmertür.

Ich hörte noch einen Satz, der so klang wie "Diese Frau wird mein Untergang sein" bevor ich meinen Weg nach unten fortsetzte. Kurz vor der Küchentür atmete ich tief ein und öffnete sie. Gleich darauf strahlte mich meine Mutter an. "Guten Morgen, Catalina. Hast du gut geschlafen? Es tut mir echt leid...." Sie stockte mitten im Satz und griff nach der Pfanne. Ihr Handeln ließ mich auf keuchen und instinktiv ducken. Die Pfanne flog durch die Luft, auch Alejandro schien bemerkt zu haben, dass meine Mutter ihn bemerkt hatte und offenbar gerade die Pfanne für die Pancakes nach ihm warf. Er versuchte sich in Deckung zu bringen, aber der Henkel der Pfanne streifte sein Gesicht bevor sie scheppernd auf dem Boden aufkam. "Geh sofort weg da, Catalina! Das ist ein Einbrecher!" schrie meine Mutter hysterisch, was mich kurz auflachen ließ "Mama, das ist kein Einbrecher. Das ist Alejandro, der Bruder eines Mandanten von mir" korrigierte ich sie ruhig. 

Sofort ließ sie das Messer in die Spüle sinken, das sie zuvor an sich gerissen hatte. "D-d-das t-t-tut mir leid. I-i-ich dachte s-s-sie sind ein E-Einbrecher" stottert sie, ich spürte das es ihr wirklich leid tat. Alejandro fixierte sie und hielt dabei seine Wange "Ich sehe definitiv nicht aus wie ein Einbrecher. Oder haben Sie jemals einen Einbrecher mit einem Anzug gesehen? Nein?" Er stoppt, um Luft zu holen, doch ich rede ihm dazwischen. "Mama, könntest du bitte den Erste-Hilfe- Kasten aus dem Badezimmer holen?" Sie nickte und verließ die Küche. Während sie weg war, schaute ich Alejandro mahnend an "Musste das sein?" schimpfte ich leise. Sein gerade noch wütender Ausdruck wurde allmählich verständnisvoller. Er schwieg und setzte sich einfach auf einen der Barhocker. Doch ein wenig Verwunderung macht sich in mir breit, da Alejandro meine Mutter verstanden hatte, als sie ihn als Einbrecher beschimpft hat. Ich schob diesen Gedanken beiseite und ging auf ihn zu und schaute mir den kleinen Schnitt an, es war nichts schlimmes doch wollte ich es definitiv reinigen, bevor es sich doch noch entzündet. 

Nachdem meine Mutter den Erste-Hilfe-Kasten gebracht hatte, desinfizierte ich vorsichtig Alejandros Wange. Währenddessen ging meine Mutter mit den fertigen Pancakes ins Wohnzimmer und deckte dort für eine weitere Person ein. Kurze Zeit später rief meine Mutter, dass das Frühstück fertig sei. Abigail huschte in die Küche und war dabei Alejandro einen verwirrten Blick zu. 

Wir setzen uns an den Esstisch und warteten nur noch auf meinen Vater. Meine Mutter wandte sich an Abigail "Könntest du bitte nach deinem Vater auf dem Hof schauen?" Abigail nickte sofort und eilte aus der Tür, was mir ein leises Lachen entlockte. Es blieb eine ganze Weile still im Zimmer, bis sich meine Mutter zu Alejandro wandte. Diesmal sprach sie jedoch auf Englisch mit ihm was mich sichtlich verwunderte "Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie mit der Pfanne getroffen habe. Ich hoffe, wir können von vorne anfangen. Ich bin Harper Williams." "Wenn sie mir versprechen das sie ihren Besuch nicht nochmal mit einer Pfanne abwerfen" "Natürlich, ich verspreche es" antwortete meine Mutter mit einem erleichterten Lächeln. Alejandro stellte sich vor und reichte meiner Mutter die Hand, die sie freudig ergriff. Die unangenehme Stille war nun endlich durchbrochen, und das sogar noch schneller als im gleichen Moment mein Vater und Abigail den Raum betraten.

Alejandro hatte sich auch ihnen vorgestellt und den Grund seines Besuches erklärt. Meine Eltern waren enttäuscht und traurig, dass ich schon heute wieder abreisen musste. Auch meine kleine Schwester war nicht begeistert darüber. 

Nachdem Essen gingen Alejandro und ich wieder hoch in mein Zimmer. Während ich den Rest meiner Sachen in meine Reisetasche stopfte, schaute Alejandro auf sein Handy oder telefonierte fuchsteufelswild mit irgendeiner Person. Plötzlich durch brach er die Stille "Können wir los?" "Natürlich, ich bin fertig." Das Geräusch der Klingel erschreckte uns, kurz darauf ertönt die Stimme meiner Mutter "Catalina, komm mal bitte!" Als ich die Treppen zusammen mit Alejandro hinunterlief, erstarrte ich, als ich sah, wer vor der Tür stand. "Jackson" sagte ich schlicht und wusste sofort, was es bedeutet, wenn Jackson Preston vor meiner Tür steht. 

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