Ich bin auf dem Weg nach Houston. Zur Sicherheit habe ich mir einen Ring besorgt, der als mein Verlobungsring durchgehen könnte. Den Test habe ich im Original, als Handyfoto und als gedrucktes Bild dabei. Irgendeines wird er wohl zu Gesicht bekommen. Ich habe extra verlangt, dass wir einen Raum für uns bekommen, wo wir ein paar Stunden verbringen können.

Ich werde kontrolliert und muss alle Taschen leeren. Als sie mich durch einen Detektor schicken wollen, frage ich: „Das ist doch für mein Baby nicht schädlich, oder?“
„Natürlich nicht, Miss Summer. Wir haben des öfteren Besuche von schwangeren Frauen und legen größten Wert auf die Sicherheit der Ungeborenen. Daher werden Sie auch ein paar bestimmte Detektoren auslassen müssen“, meint ein freundlicher Officer. Ich atme erleichtert aus und folge ihm weiter.
„Wer ist Mr Caporne für Sie?“, fragt er ehrlich interessiert.
„Nun ja, so etwas wie mein Verlobter“, sage ich leise.
„Oh, das wusste ich nicht. Ich hoffe ich war nicht unhöflich?“, fragt er vorsichtig.
„Nein, nein! Chase ist eigentlich selbst schuld an seiner Situation, auch wenn es mich verletzt, dass er nicht an mich gedacht hat. Und daran, dass ich von ihm schwanger sein könnte, als er den Mist gebaut hat“, murmle ich.
„Warten Sie hier, Miss. Ich werde ihn holen gehen“, sagt er und schiebt mich einen Raum von vielleicht zehn Quadratmetern. Darin sind ein paar Möbel. Unter anderem ein Bett für intime Momente, wie ich im Internet gelesen habe.

Schon wenige Augenblicke später betritt Chase den Raum. Im Schlepptau wieder den Officer. Er kommt wachsam zu mir. Ich sitze auf der Bettkante und blicke ihm entgegen.
„Jess?“, fragt er ungläubig.
„Hast du etwa gedacht ich meine es nicht ernst dich zu besuchen?“, frage ich dagegen.
„Nein, also doch. Ich hatte nur nicht erwartet, dass es so früh wäre“, hält er dagegen. Ich klopfe neben mich auf das Bett. Vorsichtig setzt er sich. Ich beuge mich zu ihm vor und lege meine Lippen an sein Ohr: „Wir müssen so tun als wäre ich deine Verlobte. Sonst dürfte ich nicht kommen. Ich habe auch einen falschen Verlobungsring, der mir allerdings abgenommen wurde.“ Er nickt unmerklich. Laut sagt er: „Willst du mir vielleicht etwas mitteilen, oder warum bist du hier, Liebes?“ Ich nehme das Bild aus meiner Tasche, das Original und das Handy haben sie mir abgenommen.
„Der Schwangerschaftstest. Du bist der eindeutige Vater, Chase“, rufe ich. Erstaunt sieht er mich an.
„Du bist tatsächlich von mir schwanger?“, fragt er überrascht.
„Von wem denn sonst, Dummerchen“, lache ich. Chase hebt die Hände, umfasst meinen Kopf und küsst mich stürmisch. Ich erwidere ihn überrascht.
„Ich habe dich jeden Tag beobachtet, auch wenn du mich nie bemerkt hast. Ich habe jeden Tag versucht dein Verhalten zu durchschauen. Es ist mir nie gelungen. Aber weißt du, was meinem dummen Herzen gelungen ist? In deiner Anwesenheit schneller zu schlagen. Es ist mir wirklich gelungen Gefühle für meine Gefangene zu entwickeln. Deswegen hat es mir auch so weh getan, als mir klar geworden ist, dass ich dich bei den Vergewaltigungen so sehr verletzt habe. Es war mir nie klar. Ich möchte mich aufrichtig dafür entschuldigen, Jess. Allerdings würde es sonst unseren Schatz nicht geben, wenn ich es nicht getan hätte“, keucht er, als er sich wieder von mir löst.
„Weißt du, auch in mir hat das Kind Gefühle geweckt. Gefühle die ich mir nie zu träumen gewagt hätte, sie für dich zu empfinden. Du bist mir auch wichtig. Fühle doch mal meinen Herzschlag, dann weißt du, was du mit mir machst“, erwidere ich ebenfalls keuchend. Chase zieht mich fest an seine Brust und murmelt: „Ich würde dich hier gerne ficken, aber ich will nicht, dass es auf Video aufgenommen wird.“ Ich löse mich von ihm und stehe auf. Ich gehe zum Officer und frage verführerisch: „Officer? Könnten Sie uns vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten alleine lassen? Und bitte auch die Kameras abschalten? Mein Liebster wird mir hier nichts tun und ich kann ihm nichts geben, da ich nichts bei mir trage.“
„Zehn Minuten. Keine Sekunde länger. Bei den Kameras werde ich tun, was ich kann“, knurrt er. Ich lächle ihn leicht an, als er verschwindet.
„Jetzt hast du zehn Minuten mit mir“, hauche ich.
„Du verrückte Gurke“, lacht er. Ich sehe unauffällig nach oben in die Ecke, wo die Kamera jetzt nicht mehr rot aufleuchtet.
„Na los, nimm mich“, knurre ich. Chase zieht mich auf seinen Schoß, dann öffnet er seine Hose und zieht unter meinem langen Rock mein Höschen zur Seite, um zart in mich zu stoßen. Die zehn Minuten füllen wir erfolgreich mit unserem kleinen Spiel, bevor wir es uns auf der Matratze bequem machen und ich in seinen Armen einschlafe.

„Jess!“, ruft eine leise Stimme sanft.
„Jess! Wach auf!“ Ich öffne meine müden Augen und sehe Chase.
„Jess, du musst gehen! Die Besucherzeit ist für heute vorbei“, sagt er und sieht mich liebevoll an.
„Schon? Aber ich habe die meiste Zeit verschlafen“, jammere ich.
„Du kannst doch wieder kommen“, sagt er aufmunternd. Ich nicke und stehe vom Bett auf.
„Du bekommst alle Bilder“, murmle ich noch und küsse ihn zum Abschied innig.
„Bis zum nächsten Mal, Liebes“, flüstert er und lässt mich dann los.
„Bau im Knast keine Scheiße!“, rufe ich ihm hinterher und bekomme sein Lachen als Antwort. Gut zu wissen, dass er sich über meine Sorgen lustig macht. Ich will ihn nur nicht länger entbehren müssen als ohnehin schon. Vielleicht gibt es im Gefängnis eine andere Frau. Oder er hat eine andere Frau, die er bisher nicht erwähnt hat. Das muss ich ihn beim nächsten Mal unbedingt fragen.

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926 Wörter!

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