Natürlich haben Tweets, Sharepics und TikToks ihre Daseinsberechtigung und sind aus diversen Gründen sogar wichtig. Allerdings haben sie alle gemeinsam, dass sie nur wenige Informationen beinhalten können. Im Gegensatz dazu haben Texte den Vorteil, dass viel tiefgründiger auf Themen eingegangen wird und es ist durch sie auch einfacher, Zusammenhänge zu verstehen. Tweets, Sharepics und TikToks sind nur unendlich viele Puzzleteile, die allerdings noch nicht zusammengesetzt wurden. Ich habe den Eindruck, dass Menschen, die ihr politisches Wissen nur daraus haben, es nicht realisieren. Viele Tweets und TikToks sind nicht informativ. Man liest vielleicht 10x täglich „Transfeindlichkeit zu reproduzieren macht dich zum schlechten Menschen", „Wer Transfeindlichkeit in meine TL spült wird entfolgt und geblockt", „Mein Lehrer hat heute so viel Transfeindliches gesagt, ich will nicht mehr hier sein :/" Dadurch hat zwar vielleicht auch der Letzte verstanden, dass man nicht transfeindlich sein soll, aber was Transfeindlichkeit genau beinhaltet, das wird erst in Threads erklärt oder in ausführlicheren TikToks, die beide in Wahrheit gar nicht so ausführlich sind, sondern nur im Verhältnis zu dem, was es sonst gibt.
Es geht mir nicht darum zu sagen, dass Leute mit solchen Tweets und TikToks aufhören sollen. Man schreibt und benutzt diese Apps, wie man will und sowieso sind sie so designt, dass alles möglichst kurz bleibt. Was ich sagen will, ist dass man durch solche Inhalte nur begrenzt etwas lernt. Diese Inhalte sind eher dazu da, seine bereits vorhandenen Ansichten zu bestätigen, zu verfestigen, indem man täglich an Positionen erinnert wird.
Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, sich regelmäßig auf tiefgründige Weise über jedes Thema zu informieren. Dafür braucht man Zeit, Energie, mentale Kapazität, Zugang zu Ressourcen. Wenn man sich aber nicht mit komplexen Themen befasst, weil das „eh gesunder Menschenverstand ist, Empathie für seine Mitmenschen zu haben", dann ist das problematisch. „Gesunder Menschenverstand" und „Empathie" sind nicht ansatzweise ausreichend, um gegen gegen Transfeindlichkeit zu sein. So lassen sich manche, insbesondere wenn sie nicht von dieser Diskriminierungsform betroffen sind, leicht von TERFs um den Finger wickeln, nachdem sie einen RadFem-Account zu lange hate-gereadet haben.
TERFs haben recherchiert, sie haben ihre Quellen und Statistiken, sie lesen Bücher und es ist nicht überraschend, wenn sie beispielsweise Soziologie studieren. Trans Menschen sind hingegen einfach nur eine Kategorie von Menschen, die ihr Leben leben, die existieren. TERFs sind auf der anderen Seite eine politische Hassgruppe mit Zielen und Überzeugungen. Die Ideologie macht dich zur TERF, man wird nicht so geboren, sondern man muss sich diese Ansichten erst aneignen. Es ist eine Entscheidung gewesen, eine TERF zu werden, nachdem man Meinungen und Argumente gelesen hat.
Deshalb folgt man vielleicht 20 trans Menschen auf Social Media und bekommt trotzdem kaum etwas über den Aktivismus für Transrechte mit, der über „Lasst uns in Ruhe, sonst hassen wir euch" hinausgeht (was an sich aber natürlich trotzdem valid ist, da trans Menschen ihr Leben nicht einem Kampf widmen müssen und nicht alleine schon durch ihre Existenz Aktivist*innen sind, die mit jedem Online-Inhalt andere aufklären müssen). TERF-Accounts dagegen sind ausschließlich TERF-Positionen gewidmet. Und diejenigen, die nicht überall offen zeigen, dass sie trans Menschen hassen, haben trotzdem überall ihre Dogwhistles. Die bemerkst du allerdings nur, wenn du dich mit ihnen auskennst.
Manche, die ursprünglich keine TERFs waren, wurden nach und nach zu welchen, weil sie zuerst dachten, Lesben oder vom Patriarchat traumatisierte Frauen zu verteidigen.Dogwhistles sind Manipulation und TERF-Accounts sind voll davon. Du zeigst sie auf und dann reagieren sie mit, „Was? Du stimmst nicht zu? Dann bist du wohl frauen- und lesbenfeindlich" und es ist wie gegen eine Wand reden, weil sie schon ihre Tricks haben, um ihre Ansichten nicht in Frage stellen zu müssen. TERF-Accounts sind voll von hasserfüllter, verdrehter Desinformation, die eben dazu gedacht sind, Menschen zu manipulieren, damit sie die Unterdrückung einer marginalisierten Gruppe fördern.
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Rantbook
Non-FictionIn diesem Buch teile ich meine Meinung zu verschiedenen Themen. Ich diskutiere akturelle Ereignisse, stelle meine Gedanken zu sozialen und politischen Fragen dar und teile meine Haltung zu verschiedenen Themen, die mich beschäftigen. Ich möchte eine...