Kapitel 2

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"Abby? Abby hörst du mich?", fragte ich leise und versteckte mich unter meiner Bettdecke. Im ersten Moment dachte ich, dass der Empfang wieder weg ist, aber als Abby vor Freude in ihr Telefon schrie, wusste ich, dass sie mich hören kann. Ob ich sie nach ihrem lauten Schrei noch gut verstehen kann, bleibt gerade noch offen.

"Weißt du wie schön es ist dich zu hören? Ich dachte du wurdest schon irgendwo hin verschleppt! Gehst es dir gut? Sind die Inselbewohner nett zu dir?", fragte sie mich und beruhigte sich wieder einigermaßen. Es ist genauso schön ihre Stimme wieder zu hören. Ich vermisse sie genauso. Ich will sie wieder in meinen Armen spüren. Abby soll das bloß nicht wissen. Nicht, dass sie noch trauriger wird, als sie es eh schon ist.

"Mir geht es gut. Ich habe meine Uniform bekommen und mir wurde schon alles gezeigt. Weit und breit gibt es hier nichts. Die nächste Großstadt ist ganze drei Stunden entfernt! Sonst sind alle nett. Etwas Gewöhnungsbedürftig, aber ich muss mich nicht an sie gewöhnen", sagte ich und schaute von meiner Decke hoch, als ich plötzlich Geräusche wahr nahm. Irgendjemand von den anderen Mädchen ist gerade am schnarchen. Wie kann man schnarchen?

"Ich muss dir noch was erzählen Lou! Ich habe ei-", fing Abby an zu erzählen, aber mitten in ihrem Wort wurde sie abgeschnitten. Ich nahm mein Telefon verwirrt vom Ohr und fluchte leise, als ich sah was der Grund für das abrupte Ende war. Kein Empfang. Gibt es hier überhaupt irgendwas?

Ich legte meine Decke etwas aggressiv zur Seite und schlüpfte in meine Hausschuhe, ehe ich mich auf dem Weg in den Flur machte. Irgendwo muss es hier doch guten Empfang geben. Das Etablissement war groß. Schon im Hellen ist es schwer sich zu recht zu finden. Im Dunkeln ist das alles nochmal anders schwer. Ich irrte etwas durch die Flure und die Etagen des Internats und hielt mein Telefon immer voraus. Manchmal bekam ich einen Balken, aber die meiste Zeit wurde ich mit keinem enttäuscht. Es muss doch einen Ort mit guten Empfang geben? Irgendwann bog ich in einen Flur ein, indem ich plötzlich sehr guten Empfang hatte. Ich ging in die erste offene Tür hinein und versuchte mein Glück wieder bei Abby.

"Abby? Hörst du mich? Hallo?", sagte ich und lief etwas durch den dunklen Raum. Wo bin ich hier überhaupt? Ich war gerade dabei einen Lichtschalter zu suchen, aber jemand kam mir zu vor und machte das Licht im Zimmer an. Vor Schreck zuckte ich zusammen und schaute so lange um mich, als mein Blick bei ihm stehen blieb.

"Hallo. Kann es sein, dass du gerade erstens im falschen Zimmer bist und dazu noch was verbotenes machst?", fragte er und verschränkte seine Arme. Wer zum Teufel bist du? Wieso siehst du so gut aus?

"Kann gut möglich sein.", sagte ich und hielt mein Telefon hoch. Er schaute mich kurz an und kam dann einige Schritte näher. Ich schaute mich etwas genauer um und merkte, dass ich wohl in seinem Zimmer stehen muss. Bin ich noch im Internat? Wieso hat ein Junge hier sein Zimmer? Habe ich was verpasst?

"Wie heißt du?", fragte mich der blonde Junge und lehnte sich an die Wand neben ihn. Sein braunen Augen wanderten von meinem Kopf bis zu meinen Zehenspitzen immer wieder auf und ab, bis sein Blick bei meinen Augen stehen blieb.

"Louisa. Louisa Harrison. Ich bin neu hier. Ich habe nur nach Empfang gesucht. Meine beste Freundin vermisst mich. Sie war noch nie so lange ohne mich" versuchte ich mich heraus zu reden, bis mir einfiel, dass ich mich gar nicht rechtfertigen muss. Ihn geht das gar nichts an.

"Ich muss mich aber auch nicht rechtfertigen. Es geht dich eigentlich nichts an" sagte ich und brachte ihn durch meine Aussage zum lachen. Was war daran bitte witzig?

"Du stehst in meinem Zimmer. Ich glaube du hast mir schon einige Sachen zu erklären, Harry. Aber ich drücke mal ein Auge zu. Du kannst wieder gehen" sagte er und schmiss mich aus seinem Zimmer. Ich wollte mich vor der Tür nochmal zu ihm umdrehen, aber er schmiss mir die Tür genau vor den Augen zu. So ein Arschloch.

The night we met ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt