Kapitel 5

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"Lou, ich habe deine Stimme so vermisst. Wie geht es dir? Wie läuft es im Internat? Hast du schon irgendwas gemacht um wieder zu kommen?", durchlöcherte mich Abby mit Fragen. Ich setzte mich auf die Hinterseite des Internats und hoffte, dass ich meine Ruhe hatte.

"Ich bin dabei. Ich habe mein Ticket nach Hause gefunden. Der Sohn von der Direktorin.", sagte ich und verwirrte Abby wohl etwas, denn sie sagte für lange nichts.
"Der Sohn von deiner Direktorin? Ich wusste, dass du zu viel fähig bist, aber da solltest du echt aufpassen.", sagte Abby und verwirrte mich dieses Mal. Auf was sollte ich aufpassen?

"Was soll schon passieren? Ich werde für Caleb keine Gefühle entwickeln. Er ist der unfreundlichste Mensch den ich kenne. Schlimmer als ich manchmal.", sagte ich und brachte nur mich zum lachen. Abby hatte wohl immernoch ihre Bedenken bei der Sache.

"Ich meine ja nur Lou. Ich will nicht, dass du hier mit einem gebrochenen Herzen ankommst.", sagte sie und hatte einen besorgten Unterton in ihrer Stimme. Ich verstand ihre Sorgen. Soweit wird aber nicht kommen.

"Wie soll ich mit einem gebrochenen Herz Nachhause kommen, wenn ich schon morgen wieder komme? Das einzige was ich tun muss ist Caleb vor den Augen seiner Mum zu küssen und schon bin ich weg. Wie schwer soll das bitteschön sein?", sagte ich und spürte im nächsten Moment wie mir mein Handy vom Ohr genommen wurde. Ich schaute genervt nach oben und schaute im nächsten Moment geschockt in das Gesicht von Miss Kingston.

*

Ich war mir nicht sicher ob sie etwas von dem Gespräch mitbekam. Wusste sie von meinen Plan mit Caleb? Oder kam sie erst bei meinen letzten Worten?

Ich lief ihr leise nach und spürte die Blicke von anderen auf mich. Für die meisten muss es erschreckend sein mich nun schon zum zweiten Mal mit Miss Kingston zu sehen, aber als ich die Blicke von Olivia, Beth und Fiona sah, wusste ich, dass sie was anderes als die anderen dachten.

"Ich bin echt kurz davor deinen Vater anzurufen.", sagte sie etwas sauer, als wir in den Abteil des Internats kamen wo ihr Büro und ihre Zimmer waren.

Gerade als wir an Calebs Zimmer vorbei kamen, kam dieser heraus und lächelte mich etwas amüsiert an.
"Du liebst diesen Gang stimmts?", fragte er mich und lenkte genauso die Aufmerksamkeit von Miss Kingston auf sich, die sich wunderte die Stimme ihres Sohnes zu hören.

"Was machst du hier? Du müsstest längst in der Schule sein.", meckerte sie ihn an und vergaß für einen kurzen Moment, dass ich immernoch neben den beiden stand.
"Du solltest mich später dafür anmeckern und nicht in der Anwesenheit von Harry. Sonst hört sie noch weniger auf dich.", sagte Caleb und lächelte mich nochmal an, bevor er wieder in sein Zimmer ging.

Miss Kingston hinterfragte den Kommentar von Caleb in meine Richtung nicht, sondern schob mich genervt in die Richtung ihres Büros.

*

Als ich am späten Nachmittag wieder in mein Zimmer kam, erwarteten mich alle mit einer einzigen Nachricht. Würden Sie sich freuen, dass ich doch bleiben muss oder würden Sie es scheiße finden, dass ich doch nicht gehe?

"Herzlichen Glückwunsch, ihr habt weitere Monate mit mir gewonnen. Nicht nur ein halbes Jahr, sondern nun ein ganzes Jahr.", sagte Ich und schmiss etwas genervt die Blätter auf mein Bett. Die anderen wussten nicht wie sie auf diese Nachricht reagieren sollten, weswegen keiner eine Reaktion zeigte.

"Das ist doch toll.", sagte Beth und bekam nicht nur von mir den etwas genervten Blick ab. Ich legte mich nach hinten und schaute zu Olivia, die sich neben mich auf mein Bett setzte. Sie sagte erstmal nichts, sondern schaute mich einfach nur an.

"Du willst hier echt weg stimmts?", fragte sie mich und brachte mich im ersten Moment nur zum nicken. Ich will nichts sehnlicheres als das. Ich setzte mich wieder auf und schaute zu Fiona und Beth die sich auf Olivias Bett setzten, sodass wir uns alle anschauen konnten.

"Ich gehöre hier nicht hin. Schaut mich an. Nicht nur vom Aussehen bin ich das komplette Gegenteil von euch allen, sondern auch vom Charakter. Ich gehöre hier nicht hin und nichts wird mein Charakter hier ändern. Ich bin so wie ich bin.", sagte ich und fasste mir etwas durch durch Gesicht. Ich weiß nicht was was Vater sich hier mit dachte. Dachte er ich werde eine komplett neue Person?

Niemand sagte was im Raum und Olivia, Beth und Fiona schauten sich einfach nur an. Ich konnte die Blicke der drei nicht deuten, aber sie konnten sich mit ihren Blicken verständigen. Was ging gerade in ihren Köpfen vor?

"Wir helfen dir.", fing Beth an und schaute ihre beiden Freundinnen an.
"Wir können nichts daran ändern, dass du hier weg willst und was wären wir für Freunde, wenn wir dir nicht helfen würden.", sagte Fiona und schaute zu Olivia, die mich leicht anlächelte.

"Ich bin immernoch der Meinung, dass Caleb nicht der beste ist, aber wir können es mit ihm versuchen."

*

Die Nacht war wie die Nächte zuvor für mich. Ich bekam schwer ein Auge zu und es lang nicht an den unerträglichen Geräuschen, die eine von den dreien machte. Ich muss echt heraus finden wer so laut ist. Ich schaute noch etwas an die Decke und setzte mich daraufhin auf meine Bettkante.

Ich wurde letztes Mal bei meinem nächtlichen Spaziergang nicht erwischt, also wieso sollte es heute so weit sein? Ich schlüpfte in meine Hausschuhe und machte mich leise auf dem Weg zur Tür. Egal wer mich hört: Jeder würde mir für diese Schnapsidee den Kopf abreißen. Bevor ich aus der Tür hinaus ging, machte ich Olivias Schublade etwas auf und klaute mir ihr Telefon, welches sie vor Miss Kingston versteckte.

Ich war nicht die einzige pfiffige im Zimmer. Olivia wusste genauso wie sie sich zu helfen ließ und war nicht so brav wie sie immer nach außen zeigte.

Es war schon überall dunkel und nur einzelne Laternen brennten draußen auf dem Schulhof. Es war nicht sonderlich kalt, weswegen es recht angenehm war mit meiner kurzen Hose und mit meinen T-Shirt auf den Treppen des Einganges zu sitzen.

Bei uns war es zwar spät am Abend, aber bei meinen Dad müsste es gerade der späte Nachmittag sein. Es war also keine Überraschung, dass er beim ersten Versuch schon ran ging.

"Matthew Harrison.", sagte er, als er die unbekannte Nummer auf seinen Display sah. Ich schluckte etwas und lehnte mich nach vorne.
"Ich bins.", sagte ich und musste ihn voll verwirrt haben, denn für einige Zeit kam nichts von seiner Seite.

"Louisa? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Außerdem wurde dir dein Handy weggenommen.", sagte er und brachte mich dazu mit meinen Augen zu rollen. Danke, mir geht's auch gut.

"Danke Dad, es ist auch schön deine Stimme zu hören.", sagte ich ironisch und schüttelte leicht mit meinen Kopf. Er gab mir immer mehr das Gefühl, dass er das hier alles kein Stück bereute.

"Wie geht es dir? Hast du dich gut eingelebt?", fragte er mich etwas vorsichtig und merkte wohl selber, dass seine Fragen unangebracht waren.
"Mir geht es total gut, ich hab keine Freunde und habe zwei Menschen hier die mir total auf die Nerven gehen. Es wäre ja nicht schlimm, wenn ich in 5 Monaten wieder gehen würde, aber hey Spoiler Alert, es wurden heute 11 Monate.", sagte ich und konnte mir genau vorstellen, wie mein Vater auf der anderen Leitung reagieren würde.

"Du weißt genau, dass ich keine Wa-"
"Oh doch du hattest eine Wahl Dad. Sonst hat es dich auch nicht interessiert, was die anderen zu sagen haben. Mom hätte das nie gemacht. Sie hätte mich nie auf sowas geschickt.", sagte ich und traf nicht nur bei mir einen wunden Punkt.

Seit Mom nicht mehr da ist, wurde das Verhältnis zwischen meinen Dad und mir immer schwieriger. Es wäre fast so, als wäre Mom der einzige Grund gewesen warum ich überhaupt so eine Bindung zu Dad hatte. Mit ihr ging wohl unser Verhältnis.

"Ziehe deine Mom nicht mit rein. Sie wäre ganz und garnicht stolz auf dich, wenn sie sehen würde, was aus ihrer kleinen Lou geworden ist.", sagte er und brachte mich kurz zum lachen. Alles was er zu sagen hat war einfach nur lächerlich.

"Du kannst das garnicht bewerten und weißt du auch wieso? Du kennst mich garnicht. Du kennst nur das von mir was du sehen willst, aber nicht meine guten Seiten. Ich werde dir das nie verzeihen und ich muss es auch nicht. Wir beide hatten noch nie diese Bindung, dass ich dir irgendwas schuldig bin.", sagte ich und legte im nächsten Moment einfach auf.

Die Wut staute sich in mir und ohne wirklich nachzudenken, schrie ich einfach los und schmiss das Telefon auf den harten Boden vor mir.

The night we met ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt