Kapitel 28

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Tatsächlich hatten die Kopfschmerzen seit dem Vorfall im Badezimmer stark nachgelassen und es kam nur mehr selten vor, dass eine kleine Stimme in seinem Kopf versuchte Aizawa einzureden, dass die Welt und vor allem seine Mitmenschen ohne ihn besser dran wäre. Dennoch schlief er weiterhin lieber auf der Couch als in dem Zimmer, was ihm für die restliche Zeit des Trainingslagers jede Nacht andere Besucher einbrachte. Ebenso war er auch Tagsüber nie wirklich allein. Ständig war irgendjemand bei ihm und lenkte ihn ab. Auch wenn sie es zu verbergen versuchten, wusste er doch, dass sie alle nur verhindern wollte, dass so ein Vorfall wie im Badezimmer erneut passierte. Denki und Hitoshi hatten zwar nicht genau erzählt, was vorgefallen war, allerdings konnten sich die meisten zusammenreimen, wieso der Spiegel kaputt war und Blutflecken im Bad waren.

Auch wenn er für gewöhnlich gerne allein für sich blieb, störte ihn die Gesellschaft diesmal nicht wirklich. Es war ganz angenehm die Schüler seiner Klasse um sich zu haben und abgelenkt zu werden, auch wenn er es niemals laut zugeben würde. Wer wollte einem Haufen pubertierenden Kindern schon erklären, dass man die Zeit mit ihnen doch genoss, obwohl man oft genug mit ihnen schimpfen musste? Vermutlich würden sie ihm das ewig vorhalten und niemals vergessen lassen. So konnte er sie jedoch ebenso besser kennen lernen und sie in sein Herz schließen.

Und so verging das Trainingslager doch schneller, als er angenommen hatte und bald würden sie zurück an die UA kehren und somit auch ins Wohnheim. Doch noch vor der Rückreise nahm er Shinsou beiseite, um mit ihm in Ruhe sprechen zu können. Er hatte lange darüber nachgedacht, und da sein gebrochener Arm und seine Verletzungen noch heilen mussten, hatte er dafür auch eine Menge Zeit gehabt, denn seine Kollegen hatten beschlossen, dass er bei weiteren Trainingseinheiten nur zugucken durfte, womit er tatsächlich einverstanden gewesen war. Und am Ende hing jedoch immer noch alles von der Antwort des Jungen ab.

Unsicher, was auf ihn zukommen mochte, ließ sich Hitoshi auf dem Sofa nieder, während seine Klassenkameraden längst dabei waren, ihre Sachen zu packen. Noch immer hatte er ein wenig Sorge, dass es Eraserhead immer noch nicht besser ging, und er deswegen vielleicht mit ihm über neue Zweifel und Gedanken, die ihn plagen könnten, sprechen wollte. Natürlich hatte er angeboten, dass er immer mit ihm reden konnte, wenn er es wünschte, allerdings war sich Shinsou unsicher, wie er einem Erwachsenen weiterhelfen sollte, der sich an so vielem die Schuld gab. Allerdings wirkte der Undergroundhero seit ein paar Tagen so, als wäre alles wieder beim Alten. Jedoch konnte man bei dem Schwarzhaarigen nie sicher sein, ob er es nicht nur mittlerweile gelernt hatte, besser zu verbergen. Doch da Present Mic alle zwei Tage mit ihm ins Krankenhaus fuhr, um ihn durchchecken zu lassen, war er dennoch guter Dinge, dass es Aizawa besser ging.

„Ich habe die letzten Tage nachgedacht", eröffnete Shota, und lächelte kurz, „nicht nur über den Müll, den mir diese Stimme einreden wollte", versicherte er dem Jungen sofort, „sondern auch über das, was du über deine Eltern gesagt hast." Dass sie ihn verstoßen hatten, weil er in der Heldenklasse angenommen wurde. Natürlich hatte sich Aizawa zunächst die Schuld darangegeben, und das tat er immer noch, allerdings konnte er diesmal damit umgehen. „Ich ... Es ist nur eine Idee, und du kannst es dir überlegen, solltest du sogar ... aber ... ich habe mit dem Gedanken gespielt, dass ich dein Vormund werden könnte..." Er brach ab, da ein paar Schüler durchliefen, die noch ein paar ihrer Habseligkeiten vermissten und nun auf die Suche gingen.

Die unvorhergesehene Pause benutzte er dafür, um Hitoshi zu mustern, der sehr stumm geblieben war und nachdenklich wirkte. Vielleicht empfand er die Idee auch nicht als sonderlich gut. Nach dem chaotischen Trainingslager konnte Shota das durchaus verstehen. Immerhin hatte er ihn hier nicht gerade von seiner besten Seite kennen gelernt. „Egal wie du dich entscheidest, ich akzeptiere es. Du musst dich nicht genötigt fühlen zuzusagen, weil du dich wegen irgendetwas verpflichtet fühlst, aber ich dachte nur, es wäre eine Überlegung wert, sobald es mir besser geht, natürlich", fügte Aizawa an, als sie wieder allein waren und erhob sich. Schließlich musste auch er noch seine wenigen Sachen zusammenpacken. Und nachdem Shinsou nicht sonderlich begeistert wirkte, wollte er auch nicht länger hier verweilen. Vermutlich dachte der Junge, er würde ihn damit zum ewigen Aufpasser ernennen.

Demon in his mindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt