Wohin seine Beine ihn trugen, wusste er nicht. Er wollte einfach nur weit weg von seinen Kollegen, bevor sie ihn bemerkten. Am Ende fand er sich jedoch im Badezimmer vor einem Spiegel wieder, in dem er sich geistesabwesend betrachtete. Wieso und wie er dahin gelangt war, wusste er nicht so richtig. Welch armseliger Anblick, aber was erwartet man von jemanden, der dabei versagt hat, Kinder zu schützen. Und nun wirst du für alle nur eine noch viel größere Last. Du hältst sie auf und ziehst sie runter. „Sei still", zischte er, fasste sich mit der gesunden Hand an die Stirn. Ein Glucksen war zu vernehmen. Als er genauer hinsah, waren es seine Mundwinkel, die sich zu einer Fratze verzogen und ihn an das widerliche Grinsen des Schurken erinnerte, der ihn verletzt hatte. Impulsiv ballte sich seine Hand zu einer Faust und er schlug auf das Spiegelbild ein, das in tausend Scherben zerbarst. Das Grinsen blieb jedoch.
Blut tropfte von seinen Fingern, und es schmerzte, doch er achtete nicht darauf, sondern starrte in den kaputten Spiegel, während sein Gesicht tausendfach zurück starrte. Wurde er verrückt? Was sollte er tun? Er wollte für niemanden zu einer Last werden. Es war egal, ob er jetzt abreiste und zur Schule zurückkehrte. Dann würden sie ihn eben dort unter Beobachtung stellen. So wie es im Moment war, war er nutzlos. Sie würden ihn wohl kaum weiterarbeiten lassen. Was also sollte er tun? Es gab keine logische Lösung. Doch, die gibt es. Ja, eine gab es tatsächlich. Eine endgültige.
Wie die Glasscherbe in seine Finger gelangt war, wusste er nicht. Sie war plötzlich in seiner Hand, lang und scharfkantig, schnitt sich bereits in die Haut, die sie berührte. Er bemerkte sie erst, als ein stechender Schmerz seine Hand durchfuhr, doch er hatte keine Erinnerung, sie aufgehoben zu haben. Wie war das möglich?
Tu es. Die Stimme wiederholte es immer wieder in seinem Kopf, bis er das Gefühl hatte, es wäre sein eigenes Verlangen, das ihn so sehr quälte. Aber sollte er es wirklich hier tun? Im Badezimmer, das auch die Schüler nutzten? Er wollte niemanden den Anblick zumuten und erneut einen Schüler verstören. Er wollte einfach nur, dass es vorbei war, und niemand mehr Scherereien mit ihm hatte. Ach was, die sind froh, wenn sie sehen, dass sie dich los sind. Auch Mic und Midnight wären glücklich für die Lösung ihrer Probleme, die du ihnen bereitest. Na los ... sei einmal in deinem Leben stark. Einmal, ja.
Seine Hand begann zu zittern, als sie sich bewegte. Sein Verstand versuchte sich noch immer dagegen zu wehren, doch er hatte das Gefühl, als würde sein Arm ihm nicht mehr gehorchen. Panik stieg in ihm auf. Hatte er die Kontrolle verloren? Keiner seiner Muskeln reagierte auf das, was er wollte. Oder wollte er genau das?
Unaufhaltsam wanderte die Scherbe nach oben, die Spitze voran, bereit sein Blut zu vergießen. Wehr dich nicht, lass es zu. „Nein", kam es leise wimmernd über seine Lippen, während eine Träne über seine Wange lief, „ich will das nicht." So ein Ausweg war schwach, doch es schien, als würde sein Körper nicht mehr auf ihn hören und das tun, was ihm diese Stimme befahl. Er konnte sich nicht dagegen zur Wehr setzen. Die Stimme war stärker als er. Viellicht hatte sie auch einfach recht und er sollte aufhören, sich zu wehren. Was hatte es jetzt noch für einen Sinn, einen längst verlorenen Kampf fortzuführen? Wenn er nachgab, würde alles so viel einfacher werden.
„Wieso tun Sie es dann?", erklang es plötzlich panisch neben ihm. Aizawa wollte sich zu der Quelle der Stimme drehen, nur um sicher zu gehen, dass da tatsächlich jemand war, und er nun nicht vollkommen durchdrehte und mehr Stimmen hörte, doch es klappte nicht. Er war nicht mehr Herr über seinen Körper und seine Hand bewegte sich nur noch schneller nach oben. „Legen Sie die Scherbe weg!" Vielleicht war es auch einfach nur Einbildung und er begann zu fantasieren, weil sich ein kleiner Teil in ihm doch noch an das Leben klammerte, das er nicht verdient hatte zu leben. Doch es wirkte nicht sonderlich gut.
„Es geht nicht", erklärte er verzweifelt klingend und schloss die Augen. Er wollte es wirklich, doch so sehr er es versuchte, seine Finger zu öffnen und das Glas einfach fallen zu lassen, schienen seine Finger nur noch fester zuzupacken und die Scherbe schnitt tiefer in sein Fleisch. Nur noch ein paar Zentimeter trennten das spitze Ende von der Haut an seinem Hals. Es wird nur kurz wehtun, aber dann bist du erlöst und sie sind dich los. Gleich ist alles vorbei.
„Fuck", fluchte jemandleise neben ihm. Schritte näherten sich, ehe er spürte, wie jemand nach seinemArm griff und daran zog, versuchte ihn fest zu halten, damit er in der Bewegunginnehielt. Ohne große Mühe jedoch, wanderte Aizawas Arm weiter. „Tut mir leid",murmelte Shota leise, die Augen immer noch geschlossen. Er wollte nicht sehen, wemer diesen Anblick zumuten musste. Aber gleich wäre es vorbei.

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Demon in his mind
Fanfic[MHA| Aizawa zentrisch] Ein weiterer Versuch, die 1-A auf ein Trainingscamp zu schicken, läuft erneut schief. Gewaltig schief. Denn am Ende sind es nicht die Schüler, um die man sich große Sorgen machen und auf die man aufpassen muss. Shinsou hätte...