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Als sie der Tür einen leichten Stoß gab und diese nahezu geräuschlos ins Schloss fiel, stellte sie ihre Tasche ab und ging in die Küche. Emily drehte den Wasserhahn auf und füllte sich ein Glas mit dem kalten Wasser. Gierig trank sie es aus.

Dieses klare, köstliche Gefühl im Hals war wohltuend und brachte sie allmählich in die Gegenwart zurück. Sie atmete tief durch und nahm die Stille, die sie umgab, nun deutlich wahr. Es war eine sehnsuchtsvolle Stille. Und sie merkte, wie ihre Gedanken zu jener Zeit zurückkehrten, in der sie ihr Leben fest im Griff hatte. Zu jener Zeit schien alles gut und das Leben leicht. Doch jetzt - seit ein paar Jahren — war von alledem nichts mehr zu erahnen. Und sie stand einfach da, in ihrer Küche, mit dem nun leeren Wasserglas noch in der Hand, als ein leichter Schwindel sie überkam und ihre Wahrnehmung trübte. Leicht benommen kehrte sie in ihr kleines, aber gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer zurück, um sich dort, mehr oder minder gewollt, hinzusetzen. »Oh, bitte nicht«, flüsterte sie noch, aber sie wusste, dass es aus diesem Sog kein Entkommen gab. In solchen Momenten wurde die Stille unerträglich laut, und die Einsamkeit traf einen wie physische Gewalt. Und der Schmerz und die Erinnerungen kannten keine Gnade.

Durch die eigenen Gefühle gelähmt saß Emily da, das Gesicht zu einem immer lauter werdenden, inneren Schmerzensschrei verzerrt. Warum? Warum? Warum? Warum?

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