ghostin III. | taekook

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✿ haunting lovers, trigger warning

Müde und trübe, dunkle Augen sehen ihn an. Sie starren fast, erzählen ihm, dass sie wissen, dass er ein Wrack ist. Die Augen mustern sein Gesicht, sein kaputtes Erscheinungsbild und widerspiegeln die Hoffnungslosigkeit, die ungefragt in seinem Herzen verweilt.

Jungkook richtet seinen Blick von dem Spiegel, um seinen eigenen trügerischen Augen zu entwischen, versuchend, die Qual in seinem Herzen zu ignorieren, wie er es die letzten Wochen getan hat. Er hält sich mit beiden Händen am Waschbecken fest, seine Finger krallen sich fast hinein. Ein lauter Seufzer entweicht seinen Lippen, ehe ihn ein Räuspern aus seiner Trance holt und er in den Spiegel schaut, nur um ein provozierendes Lächeln wahrzunehmen.

Er sieht erneut die blaue Haarpracht, die ihn seit Wochen verfolgt, über ihn urteilt und jede freie Sekunde an die Miserie erinnert.

"Warum schaust du, als wäre seit sieben Tagen Regenwetter?" fragt Taehyung, welchen Jungkook durch den Spiegel beobachtet.

"Sehe ich so glücklich aus?" erwidert Jungkook sarkastisch und fährt sich erschöpft durch die dunklen Haare, ehe er sich zu den blauhaarigen umdreht und den Kopf in den Nacken legt.

"Du kommst nicht voran, richtig, Kookie?"

"Kannst du für eine Minute still sein?" entgegnet Jungkook genervt auf die störende Präsenz seines Hyungs und strebt den Weg zur Tür, raus, aus den leeren Jungstoiletten, an.

"Wieso hast du es nicht bemerkt?" Abrupt erstarrt Jungkook und spürt das schmerzliche Pochen seines Herzens, welches ihn daran erinnert, jede Minute, 'gar Sekunde an Schuldgefühlen zu ersticken. Sein Körper verkrampft sich, eine unangenehme Gänsehaut bildet sich auf seiner ungesund, bleichen Haut.

Ja, wieso hatte er es eigentlich nicht bemerkt? Wie konnte er es nicht bemerken?

"Wieso hast du es nicht bemerkt?"

Die gleiche Frage, immer wieder. Jungkook kann es nicht mehr hören, aber Taehyung scheint nicht das Bedürfnis zu verspüren, aufzuhören. Aufzuhören, den Jüngeren an seine psychischen Grenzen zu bringen, wie gestern, vorgestern und auch alle weiteren Tage zuvor. Taehyung ist wie eine Zecke, eingenistet in Jungkooks Verstand und scheint Freude daran zu verspüren, Jungkook
innere Qualen zu verursachen. Und diese hat er doch verdient, oder?

"Wieso hast du es nicht bemerkt,
Jungkookie?" Taehyungs Stimme klingt verletzt, traurig und zerbrechlich.

"Halt die Klappe!"

Jungkooks Stimme erhebt sich und er ballt die Hände zu Fäusten zusammen, um nicht wie alle anderen Male zuvor, die Nerven zu verlieren. Doch Taehyung belästigt ihn seit Wochen und er kann dem Druck nicht mehr stand halten.

"Wieso. hast. du. es. nicht. bemerkt?" wird Taehyung ernster, lauter, angsteinflößender und scheint den Jüngeren zu beschuldigen. Jungkook weiß, dass Taehyung es immer schafft, ihn zur Weißglut zu treiben, also wundert er sich schon gar nicht mehr, als er sich wütend umdreht und den Blauhaarigen gewaltsam an den Schultern packt.

Der klirrende Klang von zerbrochenen Glas, dringt in seine Ohren, ehe ihm bewusst wird, dass er Taehyung an einen der Spiegel der Jungstoiletten gestoßen hat und das Glas hinter ihm zur Brüche gegangen ist. Sofort lässt er seinen Hyung los und geht einige Schritte zurück, als ein stechender Schmerz seine Aufmerksamkeit auf seine Hände lenkt.

"Was zum..?" fragt er sich, ehe ihn er schmerzliche Gedanken wieder einholt und Jungkook erneut gewaltsam in die bittere Realität geworfen wird. Seine Hände bluten, was ihn sofort dazu veranlasst, den Spiegel anzusehen. Er ist zerbrochen und Blut klebt an den Scherben. Jungkooks Blut, nicht Taehyungs.

Denn Taehyung ist nicht anwesend. Doch diese bewusste Tatsache, hindert Jungkook nicht daran, sich umzusehen und Taehyung, an der Wand lehnend, neben der Tür zu erblicken. Ein fragender Blick haftet auf Taehyungs Mimik, was Jungkook nur laut aufseufzen lässt. Seine Hände brennen und tun höllisch weh, doch den Schmerz ignorierend, geht Jungkook zum zweiten Mal an diesem Tag, zum Ausgang der Toiletten, wird aber erneut aufgehalten.

"Jungkook." beginnt Taehyung langsam, andeutend und legt seine Hand, auf die Schulter des Jüngeren, sobald dieser bei ihm angekommen ist. Und Jungkook wünscht sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als die Wärme zu spüren, aber er spürt nichts.

"Wieso hast du mich verlassen, Taehyung?" Seine Lippen zittern und er muss sich stark zusammenreißen, nicht erneut zu weinen, zu zerbrechen. Es tut so verdammt weh. Die ganze Wut ist wie weggeblasen, stattdessen schnürt der Schmerz sein Hals zu. Er will schreien. Schreien und weinen.

"Aber ich bin doch hier, Kookie." flüstert die raue Stimme des Blauhaarigen, was Jungkook wieder in die Realität holt. Kim Taehyung ist nicht anwesend. Er strahlt nicht mehr. Jungkook braucht Hilfe. Verdammte Hilfe.

"Du bist Schuld, Jungkookie." Taehyungs Anschuldigung klingt verspielt, fast kichernd und verletzend. Jungkook öffnet langsam die Tür, ehe er zur Seite sieht, dort wo Taehyung steht und ihm entgegen lächelt. Doch es ist kein aufrichtiges Lächeln. Das Lächeln ist gebrochen.

"Ich weiß." antwortet Jungkook leise, eingestehend und tritt aus den Toiletten.

𝐁𝐓𝐒 𝐒𝐓𝐎𝐑𝐘 𝐁𝐎𝐎𝐊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt