05 - Taxi

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Die Woche verging und da sie Mittwoch ein Spiel in Prag hatten, doch aber schon Dienstag hinflogen, sah ich die Jungs erst Donnerstag wieder. Freitag würde ich dann mit ihnen nach Freiburg fliegen.
Freitag morgen war ich total nervös.
„Ich würde sofort mit dir tauschen." sagte mein Bruder der unten beim Frühstück saß, er würde mich zum Trainingsplatz fahren, er hatte gerade den Führerschein und mich gefragt ob er mein Auto dann heute haben konnte.
„Kannst du gern machen. Du weißt das ich Angst vor dem fliegen habe." meinte ich leise, doch ich wusste damals schon das ich damit Leben musste, wenn ich diesen Beruf hier annehmen sollte.
„Na komm, du musst los." meinte er jetzt. Ich wollte nicht, doch hatte keine Wahl also nahm ich meine Tasche, hatte aber einen der Pullover vom Verein an. Mein Ausweis hing ich um und die kleine Umhängetasche war in der großen. Hatte jetzt nur das Vereinshandy in der Tasche.
Zum Trainingsgelände fuhr ich noch selber, parkte diesmal aber draußen.
„Ich bin echt total neidisch weißt du das? Du hängst jeden Tag mit denen ab und ich sehe die alle 2Wochen im Stadion." sagte mein Bruder, er kam mit zum Eingang wo ich Karl, unserem Portier meinen Bruder vorstellte.
„Bis morgen kleiner. Ich hab aber keine Ahnung wann ich wieder hier bin." verabschiedete ich ihn und umarmte ihn kurz, während zwei Wagen auf das Gelände fuhren.
Mein Bruder ging wieder zum Wagen zurück und ich ging zum Platz, da trafen wir uns.
Ich stellte meine Tasche ab und wartete.
„Hey Laura." hörte ich Mario und er stellte sich neben mich. Nach ihm kamen noch ein paar der anderen. Im Hintergrund konnte ich Nico und Julian sehen, die beiden redeten schon wieder und Julian sah mich dabei wieder an. Es war wie beim ersten Tag, dieser Blick als wäre ich das Futter für das Raubtier.
Ich wand meinen Blick von ihm ab und unterhielt mich mit den Jungs die bei mir standen, solange bis wir mit dem Bus zum Flughafen fuhren und dort machte ich dann meine Arbeit. Fotografierte die Jungs mit ihren Fans, machte eine Story und ließ mir dann meine Bordkarte geben.
Während ich dann auf das Boarding wartete, setzte ich mich hin und lud die Bilder hoch, sobald wir aber in den Flieger dürften würde ich nervös. Dann saß ich auch noch ausgerechnet mit Julian in einer Reihe, gut das Marco zwischen uns saß.
Nervös fummelte ich an meinen Kopfhörern rum.
„Hast du Flugangst?" hörte ich den jüngere der beiden Fragen, ich nickte nur um steckte mir die Kopfhörer in die Ohren. Das was ich jetzt nicht gebrauchen konnte war dieser Idiot.

Als wir endlich gelandet waren, mir kam der Flug viel zu lang vor, fuhren wir erst ins Hotel um unsere Sachen da abzuladen. Dann ging es ins Stadion, Abschlusstraining. Da ich nicht wusste, was ich hier sonst sollte fuhr ich mit. Noah war ja auch mit, da es mein erstes Auswärtsspiel war. Da ich mitfuhr, meinte er ich soll mich auf Instagram konzentrieren und er macht Facebook und Twitter. Ich machte diesmal aber nur Storys.
Abends im Hotel würde dann mit allen gegessen und ins Bett gegangen.
Den nächsten Tag startete ich beim Frühstück schon mit dem MatchDay post. Im Büro hatte ich noch ein Video geschnitten, das kam auch noch online. Doch danach war es selbst für mich ein bisschen langweilig.
Sobald es los ging zum Spiel war ich aber wieder voll da. Ich hatte mich umgezogen, wieder das Trikot an und meine Jacke vom BVB. Im Bus ging ich wieder auf den Platz wo ich bis jetzt immer gesessen hatte.
Am Stadion tat ich das was ich auch schon bei uns getan hatte. Machte eine Story wie die Spieler aus dem Bus stiegen, machte Bilder vom Aufwärmen und setzte mich dann auf meinen Platz. Diesmal hatten wir Plätze ganz unten auf der Tribüne.
Auch dieses Spiel hier ging unentschieden aus, und verletzt hatte sich dann auch noch einer.
Im Bus ging es direkt zum Flughafen, unsere Taschen hatten wir heute schon im Bus gelassen. Wenn meine Flugangst nicht wäre dann würde ich mich freuen bald wieder zu Hause zu sein.
Diesmal saß ich auch noch ausgerechnet neben Julian.
„Hier das hat mir früher geholfen."meinte er und reichte mir einen Kaugummi, verwirrt sah ich ihn an.
„Gegen die Flugangst." antwortete er auf mein verwirrtes Gesicht.
„Ähm... Danke." meinte ich leise und nahm einen der Kaugummistreifen die er mir hinhielt, nahm mir dann meine Kopfhörer und versuchte mich mit der Musik abzulenken. Doch das er neben mir saß, machte mich nervös.
Schon direkt nach dem Start merkte ich das die Musik nichts bringt also nahm ich die Kopfhörer wieder raus.
„Hilft es nicht?" fragte mich Julian und ich schaute zu ihm. Er hatte selber seine Kopfhörer in der Hand, doch er hatte auf seinem iPad ein Film geschaut.
„Nein." murmelte ich und seufzte.
„Willst du mit schauen?" fragte mich Julian und die Frage überraschte mich, er war jetzt wieder so nett.
„Wieso bist du manchmal so nett und manchmal schaust du mich an wie ein Raubtier seine Beute?" fragte ich ihn jetzt einfach offen und ehrlich.
Er klappte sein iPad zu, legte die Kopfhörer zurück und setzte sich bisschen seitlich zu mir, darauf bedacht Axel neben sich nicht zu wecken.
„Ich schau dich an wie ein Raubtier seine Beute? Wie darf ich mir das vorstellen?" seine Worte klangen eher belustigt.
„Na wie so ein Löwe der sich gleichauf sein Fleisch stürzt und im nächsten Moment bist du wieder total Nett. Wenn du mir kein Ball an die Schulter schießt oder mich fast überfährst." das letzte sagte ich eher mit Belustigung und ich hoffe, das verstand er auch.
„Wir hatten einen schlechten Start. Lass uns doch einfach von vorne anfangen ok?" er reichte mir jetzt seine Hand wie beim Kennenlernen, ich wusste nicht wie ich es finden soll aber ich nahm seine Hand.
„Ok." meinte ich leise und hoffte, ich mache damit keinen Fehler.

Während des Flugs hatten wir uns noch ein wenig unterhalten, so vergaß ich zumindest meine Flugangst. Sobald wir gelandet waren versuchte ich meinen Bruder zu erreichen, doch der ging nicht dran.
Am Trainingsgelände angekommen wusste ich nun nicht wie ich nach Hause kommen sollte.
„Wo ist dein Auto?" Julian hielt mit seinem Wagen neben mir gerade als ich das Handy wieder in die Hand nahm.
„Mein Bruder. Er wollte mich abholen. Ist sicher eingeschlafen." meinte ich gequält und suchte nach der Taxinummer im Internet.
„Steig ein ich fahr dich nach Hause."hörte ich den blonden sagen. Erschrocken schaute ich hoch.
„Bis das Taxi da ist hab ich dich längst nach Hause gebracht. Tue die Tasche auf die Rückbank und steig ein." sagte er mir nach druck. Ich überlegte nochmal aber stellte fest, dass er recht hatte. Mit einem gemischten Gefühl warf ich die Tasche nach hinten und stieg in den Sportwagen. Ich hatte noch nie in so einem teuren Auto gesessen.
„Wo wohnst du?" fragte er mich und ich nannte ihm meine Adresse, da grinste er.
„Du wohnst eine Straße weiter als ich." erklärter er sein grinsen und ich gestehe es überraschte mich. In wohnte in einer relative ruhigen Siedlung mit Einfamilienhäusern und wenigen Häusern wo Wohnungen drin waren. Was wollte er als Fußballer in einer einfachen Gegend wie dieser.
Doch ich spürte die Müdigkeit und freute mich nun einfach aufs Bett.
„Danke fürs Fahren." meinte ich leise als er vor unserem Haus hielt.
„Kein Problem, ist ja wirklich nicht weit. Wenn du mal ein Fahrdienst brauchst, sag Bescheid. Gute Nacht Laura." sagte Julian und nachdem ich ausgestiegen war, meine Tasche genommen hatte, wartete er tatsächlich bis ich an der Haustüre war bevor er wegfuhr.
Im Haus war es ruhig also hatte ich recht und mein Bruder schlief schon, morgen würde ich ihm die Hölle noch heiß machen doch jetzt erst mal ins Bett.

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