Kapitel 13

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Ich wurde von einem Klopfen aus dem Schlaf gerissen. Stöhnend zog ich mir die Kopfhörer aus den Ohren. Meine Playlist war bereits seit Stunden zu Ende gelaufen.

Langsam kroch ich aus dem Bett und schlurfte zur Tür.

Ich sah noch etwas verschwommen und blinzelte schnell den Schlaf aus den Augen. Ehe ich die Tür öffnete riskierte ich einen kurzen Blick in den Spiegel. Oh Gott, stöhnte ich innerlich bei meinem Anblick. Meine dunklen Locken standen mir zu Berge und meine Augen wirkten genauso trüb und verschlafen, wie ich mich fühlte. „Moment!", rief ich und band mir noch schnell die Haare zu einem Zopf zusammen.

Dann öffnete ich die Tür.

Vor mir stand Suzanne, wie immer ein breites, strahlendes Lächeln auf den Lippen. Eine große Sonnenbrille mit weißem Rahmen war in ihr rotes Haar geschoben und sie trug ein gelbes, luftiges Sommerkleid, das ihr bis an die Knie reichte. Sie sah so früh am Morgen schon so hübsch aus.

„Guten Morgen!", grüßte sie heiter.

Ich zwang mich zu Lächeln, doch neben ihrem sonnigen Strahlen, konnte man nur wie eine graue Regenwolke wirken.

„Guten Morgen Suzie.", grüßte ich mit mattem Lächeln zurück. „Ich wollte Fragen, ob du mit uns zum Strand magst! Das Wetter ist herrlich, es sollen heute 30 Grad werden! Auf dieser Insel hier grenzt das an ein Wunder. Wir wollen an einen wunderschönen kleinen Strand den niemand außer uns kennt, und..."

„Gern!", unterbrach ich sie hastig und lachte. Während sie sprach war sie immer schneller geworden, ich hatte das Gefühl ich musste sie stoppen ehe sie aus dem Reden nicht mehr rauskam.

„Ich komme gerne mit, aber ich habe leider keine Badesachen dabei...Ich hatte nur vor Jahren mal einen Badeanzug, als mein Vater noch mit mir zum See...Naja aber ein bisschen Sonne kann mir auch nicht schaden."

Ich hob meine Arme, um ihr meine blasse Haut zu präsentieren. Sie nickte zustimmend und musterte meine Haut prüfend.

Es war mir unangenehm über meine Vergangenheit zu reden, es wunderte mich, dass ich damit überhaupt angefangen hatte.

Mein Vater war früher immer mit mir an einen kleinen See im Wald gefahren. Dort hatte er mir das Schwimmen beigebracht.

Viele Jahre ging das auch gut.

Meine Mutter dachte immer wir wären im Kino, oder Eis essen, oder sonst wo. Als wir eines Tages nicht mehr die Einzigen waren, die diesen versteckten kleinen See kannten war es endgültig vorbei mit dem Schwimmen. Den Badeanzug hatten wir sicherheitshalber weggeschmissen, damit meine Mutter ihn nicht fand.

Sie hätte uns die Hölle heiß gemacht.

„Gar kein Problem!", riss Suzanne mich aus meiner Erinnerung. „Ich habe dafür viel zu viele. Da wird schon was Passendes für dich dabei sein! Ich suche ein paar schöne raus, die du anprobieren kannst und du machst dich erstmal richtig wach!", damit drehte sie sich um und stürmte zurück in ihr Zimmer.

Ich verdrehte lächelnd die Augen und schloss die Tür wieder.

Ich sah gerade noch wie die Tür in dem Zimmer gegenüber sich öffnete. Mein Herz machte einen nervösen Satz und ich schloss hastig die Tür. Etwas zu fest, denn sie krachte laut ins Schloss. Ich verzog das Gesicht. Auffälliger ging es wohl nicht mehr.

Ob er wohl auch mit zum Strand kam? Nackte Haut zu zeigen war für mich bereits ein großer Schritt, doch mich obendrein noch seinem brennenden, prüfenden Blick unterziehen zu müssen... Ich schluckte. Womöglich interessierte ich ihn allerdings auch zu wenig, als dass er meiner Haut auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenken würde.

Fear Gorta - Das Lied der Schatten (Neu!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt