Kapitel 11

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Ich ging mit einem Lächeln auf den Lippen wieder in mein Zimmer.

Ich dachte nicht darüber nach, was mein Verhalten und plötzliches Verschwinden beim Sportunterricht für Konsequenzen nach sich ziehen könnten.

Ich überlegte nochmal eine kleine runde ums Schloss zu fliegen, um zu testen, ob ich nun sicher genug mit meinen Flügeln unterwegs war, um den Lauf-Kurs hinschmeißen zu können.

Es klopfte leise an meiner Tür. Heute wurde wirklich oft an Türen geklopft, dachte ich bevor ich, verwundert darüber wer das wieder sein könnte, zur Tür ging. Mein Magen zog sich kurz zusammen bei der Vorstellung es könnte wieder Lucian sein.

Meine immer noch feuchten Haare waren ein einziges Chaos, und mit Sicherheit waren die anderen auch noch nicht ganz trocken, weshalb ich bezweifelte, dass es sich um Michael oder die Zwillinge handeln könnte. Ich schwang die Tür auf und wurde wieder überrascht.

Hinter der Tür stand Tenebris. Sie sah betreten zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah ich Michael, wie er mit nassen Haaren in seinem Türrahmen stand. Er beobachtete Tenebris aufmerksam. „Tenny? Was gibt's?", fragte ich besorgt über den Ausdruck in ihren Augen.

„Kann ich reinkommen?" Ihr Blick huschte kurz zu Michael, der sie nicht aus den Augen ließ. Ich sah zu ihm rüber und zog eine Augenbraue hoch. „Klar, komm rein." Mit einer einladenden Geste machte ich Platz. Als die Tür zu war, begann sie sofort zu erzählen.

„Ich schaff das nicht!" In ihrer Stimme lag Panik. Sie raufte sich die Haare. „Ich kann es nicht beenden! Ich schaffe es einfach nicht. Ich habe Angst! Ich finde den Mut nicht. Ich weiß nicht ob ich es ertrage. Er war solange alles was ich hatte. Was wenn dir bewusstwird, dass du mit einem Dämon nichts zu tun haben willst und ich wieder niemanden habe? Was mache ich dann? Er würde mich nie wieder zurücknehmen." Sie tigerte hektisch in meinem kleinen Zimmer hin und her und setzte sich dann mit starrem Blick auf mein Bett. Für einen Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte. Dann setzte ich mich neben sie und legte tröstend eine Hand auf ihre Schulter. „Ich werde meine Meinung nicht mehr ändern. Ich habe versprochen, dass ich für dich da bin und daran wird sich auch nichts ändern. Du solltest es auf jeden Fall beenden. Wenn du noch nicht die Kraft dafür aufbringen kannst verstehe ich das, aber es aufzuschieben ist auch keine Lösung." Sie nickte.

„Du hast Recht. Ich schaffe es einfach nicht, mich ihm so alleine gegenüber zu stellen. Er wird sich aufregen. Das weiß ich. Und es ist gefährlich, wenn er sich aufregt. Ihr Blick ruhte auf ihren Händen. Ihre Nägel waren lang und schwarz lackiert.

„Ich kann dich begleiten.", schlug ich vor. Ich hatte zwar keine Ahnung was passieren konnte, wenn ein Halbdämon wütend wurde, aber ich könnte zumindest Hilfe holen, eingreifen oder eine Zeugin sein. „Das wäre gut, aber ich denke so was klärt man eher alleine. Er soll nicht denken das ich Angst vor ihm habe."

Ich überlegte kurz.

„Er muss mich ja nicht sehen. Ich kann einfach in der Nähe bleiben. Das Ganze aus der Ferne beobachten. Und wenn was passiert, bin ich sofort da." Ich schlug es zwar selbstsicher vor, doch in Wirklichkeit wusste ich nicht, wie ich mich in solch einem Fall verhalten sollte. Trotzdem wollte ich es versuchen.

„Das würdest du tun?", fragte Tenny erstaunt.

„Na klar!" Ich rieb ihre Schulter und lächelte zuversichtlich.

Mehr und mehr bekam ich das Gefühl, dass es keine gute Idee war. Ich hockte auf einer der Schlossmauern in 10 Metern Höhe und versteckte mich hinter einem steinernen Wasserdrachen. Meine Flügel hatte ich dicht an mich gepresst und ich lugte vorsichtig über den Rand herunter. Ich sah Caine und Tenebris am Waldrand sprechen. Caine gestikulierte wild und schien sich aufzuregen. Tenebris blieb ruhig. Sie stritten noch eine ganze Weile.

Fear Gorta - Das Lied der Schatten (Neu!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt