Kapitel 4

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Milchiges Morgenlicht schien durchs Fenster, als ich langsam die Augen öffnete. Im ersten Moment dachte ich, ich wäre Zuhause.

Langsam erkannte ich, dass dies nicht mein Zimmer in Camden war.

Die Erinnerungen prasselten wie faustgroße Hagelkörner auf mich ein.

Ich stöhnte und drehte mich zur Seite.

Mein Blick fiel auf die kleine Uhr auf meinem Nachttisch.

Da fuhr es mit einem Ruck durch mich hindurch und ich sprang so schnell auf die Beine, dass mir kurz schwarz vor Augen wurde.

Ich hatte vergessen meinen Wecker zu stellen! „Fuck!", entfuhr es mir und ich stürzte ins Badezimmer. Mit der Zahnbürste im Mund versuchte ich hektisch meine Flügel fest zu gurten. Fluchend schloss ich die letzte Schnalle. Nur noch 5 Minuten! 5 Minuten, um einen neuen Raum zu finden! Welches Fach hatte ich überhaupt? Ich spuckte aus, zog mir ein frisches Oberteil über und zog meinen roten Rucksack unterm Bett hervor, wo ich ihn verstaut hatte. Ich öffnete ihn und kippte in einem Zug den gesamten Inhalt aus.

Ich schnappte mir drei zufällige Schulbücher von dem Bereitgelegten Stapel auf dem Schreibtisch, konnte aber keinen Stift finden. 3 Minuten!

Ich zerrte meinen zerknitterten Stundenplan aus meiner gestrigen Jeans, schnappte meine Sneaker und jagte aus dem Zimmer, ohne noch einen Blick in den Spiegel zu werfen.

Ich schaffte es, nicht die Stufen nach unten zu purzeln und drückte hektisch wieder und wieder den Aufzugknopf.

Während ich wartete, warf ich schnell einen Blick auf den Stundenplan. Alchemie...Raum 136- im Westflügel? Mir brach der Schweiß aus. Ich suchte die Wände nach einer Uhr ab und fand eine über dem Küchentisch.

Eine Minute nach 8.

Ein Ding, ertönte und die Aufzugtüren öffneten sich.

Hektisch drückte ich den zweituntersten Knopf, schlüpfte in die Schuhe und wartete mit nervenaufreibender Ungeduld darauf das er losfuhr und ich endlich losrennen konnte, um den verflixten Raum zu finden.

Ich hatte Glück, wenn man das in dieser Situation so nennen konnte, denn ich fand den Raum recht schnell. Ich betete, dass die Lehrerin oder der Lehrer mir keine Standpauke halten würde. Immerhin war ich neu und musste mich auch erstmal zurechtfinden. Ich fühlte mich wie Harry an seinem ersten Schultag in Hogwarts. Nur das sich kein Ron Weasly mit mir verlief.

Ich klopfte und kam zögerlich mit gesenktem Haupt in den Raum.

„Bitte entschuldigen Sie die Verspätung, ich habe leider...verschlafen." Zu erklären, warum ich meinen Wecker nicht gestellt hatte würde zu lange dauern. Und das Resultat wäre dasselbe. Der Lehrer sah mich aus stählernen Augen erwartungsvoll an und verschränkte die Arme vor der Brust.

Wollte er das ich mich vorstellte? „Mein Name ist Luna Moriel...ich bin 18 Jahre alt und ein Nep-." Der Lehrer lachte kurz freudlos auf und die Klasse stimmte ein.

Ich wurde knallrot und fragte mich ob die Situation wohl noch unangenehmer werden könnte.

„Das Interessiert mich herzlich wenig Ms. Moriel.", unterbrach er harsch sein Gelächter.

„An seinem ersten Tag sollte man pünktlich sein. Das ist bereits die zweite Verspätung." Ich sah entgeistert in das Gesicht des älteren Mannes, welches bestückt mit einem dunklen Rauschebart entfernt an den Weihnachtsmann erinnerte. Wenn man ein Auge zukniff. Vielleicht eher die grummelige Grinch Version des Weihnachtsmannes.

Fear Gorta - Das Lied der Schatten (Neu!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt